Ramadan

Giffey gegen Ramadan-Fasten von Schulkindern

Die Bundesfamilienministerin Franziska Giffey spricht sich gegen das Fasten von Schulkindern aus. Auch sollen Schulen und Sportvereine zum Eingreifen verpflichtet sein.

04
05
2019
Franziska Giffey (SPD) (c)shutterstock, bearbeitet by iQ
Franziska Giffey (SPD) (c)shutterstock, bearbeitet by iQ

Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) hat sich vor dem Start des muslimischen Fastenmonats Ramadan am Montag gegen strenges Fasten von Schulkindern ausgesprochen. „Kinder müssen regelmäßig trinken und essen, sonst können sie nicht aufmerksam sein, lernen und sich gesund entwickeln. Das gilt generell und natürlich auch im Ramadan“, sagte Giffey der „Welt“ (Freitag).

Viele muslimische Eltern gingen zwar sehr verantwortungsvoll mit dem Thema Fasten um. „Leider gibt es aber auch jedes Jahr Kinder, die im Ramadan zusammenklappen, weil sie nicht genug getrunken und gegessen haben“, so Giffey weiter. Um das zu verhindern, müssten alle Beteiligten zusammenarbeiten – Eltern, Lehrkräfte, Moscheen und Vertreterinnen und Vertreter der Muslime in Deutschland, so die Ministerin: „Es geht darum deutlich zu machen, dass Kinder nicht fasten müssen. Kindeswohl, Gesundheit und das Lernen in der Schule gehen vor.“

„Schulen sind zum Eingreifen verpflichtet“

Der Kinderschutzbund verwies darauf, dass Schulen und Sportvereine zum Eingreifen verpflichtet seien, wenn sie gesundheitliche Einschränkungen erkennen. In solchen Fällen sei es sinnvoll, dass Eltern und Kinder gemeinsam nach einer Lösung suchen – dass die Kinder etwa nur stundenweise fasten oder nur am Wochenende. Gemeinsam mit dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte hat der Kinderschutzbund eine Handreichung zum Thema entwickelt.

„Unser Ziel ist es, dass Kinder, die fasten möchten, dies altersgerecht und ohne ihre Gesundheit zu schädigen tun“, sagte die Grünen-Bundestagsabgeordnete Ekin Deligöz, Vorstandsmitglied beim Kinderschutzbund. Das Wichtigste sei das Wohl des Kindes und sein gesundes Aufwachsen. Dazu seien eine gute Kommunikation zwischen allen Beteiligten und gegenseitiges Verständnis erforderlich. „Ich setze weniger auf Sanktionen, sondern mehr auf Kommunikation.“

Baradari gegen Fasten

Dagegen zeigte sich die SPD-Bundestagsabgeordnete Nezahat Baradari entschieden gegen das Fasten von Kinder während des Ramadan. „Kinder sind noch im Wachstum – sowohl in Bezug auf ihren Geist als auch auf ihren Körper. Ein Entzug nicht nur von Wasser, sondern auch von Nährstoffen kann daher in dieser sensiblen Phase des Lebens nicht gesund sein“, so die Muslima und Kinder- und Jugendärztin. „Ich glaube, dass der Prophet Mohammed seine jungen Gläubigen und insbesondere die Kinder im besten körperlichen und geistigen Zustand sehen wollte.“

„Fasten ist eine Entlastung“

Der Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland geht ausführlich in seiner Stellungnahme  auf das Thema „Fasten in der Schule“ ein. „Das Fasten ist nach theologischen Grundsätzen keine Fron, sondern im Gegenteil eine Entlastung. Im Einzelfall liegt die Entscheidung im Er- messen des Betroffenen selbst. Die Grundlagen – der Koran und die Sunna – weisen dazu den Weg“, heißt es in der Stellungnahme.

„In den vergangenen knapp fünfzig Jahren, in denen muslimische Schüler deutsche Schulen nun schon besuchen, hat ihr Fasten bei Lehrern und Schulleitungen bislang kaum Aufsehen oder gar Besorgnis erregt. Aus diesem Grund muss gefragt werden, ob das Fasten muslimischer Schüler überhaupt ein ernstes Hindernis für einen „normalen“ Schulalltag ist?“, erklär der Islamrat weiter. (KNA/iQ)

Leserkommentare

Frederic Voss sagt:
Islamisch getrimmte Schulkinder, die fasten wollen? Betroffene Schulkinder sollen nach eigenem Ermessen entscheiden? Ach ja? Die Bundesfamilienministerin kann sich nicht von engstirnigen Fastengläubigen einfach auf der Nase herumtanzen lassen. Viele meinen und fordern: Schluß mit solch ungesundem Fastenzwang-Unfug bei unter Druck gesetzten Schulkindern, weil es deren Elternschaft und Imam-Vormund so wollen.
05.05.19
1:51
Dilaver Çelik sagt:
Das ist doch nur billiger Populismus. Politiker wollen sich halt wichtiger machen als sie es tatsächlich sind. Schließlich gibt es genug qualifizierte Ernährungsexperten, Pädagogen und Theologen, welche in der Presse reichlich Ratschläge erteilen, wie Kinder altersgerecht an das islamische Fasten herangeführt werden können. Es wäre schön, wenn auch Islamiq solche Artikel veröffentlicht.
05.05.19
14:42
Enail sagt:
Mein Gott ist das traurig, oder besser gesagt, wie brutal muss so ein Gott sein, der verlangt dass Menschen den ganzen Tag nichts essen und nichts trinken dürfen. Nee, ein Gott ist nicht brutal, ich kenne zwar keinen aber kann mir das nicht vorstellen. Das sind eher die Auswüchse eines Mannes, dem es Spaß machte, anderen das Leben vorzuschreiben, wie er es sich vorstellte, dass es gelebt werden sollte. Würde man seinen eigenen Verstand einsetzen, bräuchte es für diese Sache keinen Ernährungsexperten, deine Pädagogen und Theologen. Eine Mutter oder auch Vater weiß ich in der Regel, dass das Kind essen und trinken muss, wenn es gesund bleiben will, wenn es sich in der Schule konzentrieren soll, einfach, dass es ihm gut geht, usw. Ein Gott, sollte es einen geben, hat es nicht nötig, sich mit solch irdischen Dingen wie Essen, Trinken, Kleidung usw. zu befassen. Ich denke, wichtig ist, dass man ein soziales Verhalten an den Tag legt, Empathie fähig ist, dem Nächsten nichts Böses antut . Wenn sich jeder daran halten würde, gäbe es keine Kriege und keinen Streit auf der Welt. Wenn ich mir jedoch die Länder ansehe, wo die meisten Konflikte sind, dann sind es seltsamer weise hauptsächlich islamische Länder. Da würde ich doch mal überlegen, an was das liegen könnte.
07.05.19
2:48
Ute Fabel sagt:
Die christlichen Flagellanten des 13. und 14. Jahrhunderts waren felsenfest davon überzeugt, dass es der Wille des christlichen Gottes sei, sich selbst öffentlich auszupeitschen, um damit Buße zu tun. Heute schüttelt darüber jeder den Kopf. Hoffentlich passiert dasselbe auch bald bezüglich grotesker religiöser Selbstkasteiungsvorschriften in Form von Fastengeboten. Das Leben ist zu kurz und zu wertvoll, um sich selbst zu quälen. Man sollte stattdessen lieber etwas Nützliches für andere machen.
07.05.19
12:32
Dilaver Çelik sagt:
An die Vorkommentatoren: Wenn Sie vom Ramadan-Fasten im Besonderen und vom Islam im Allgemeinen nichts halten, dann ist das allein Ihre Sache. Allerdings gilt auch, dass wir als Muslime uns den Ramadan weder schlechtreden, noch kaputtmachen lassen. Es ist UNSER Ramadan. Sehen Sie also zu, dass Sie damit klarkommen.
07.05.19
15:10
Ute Fabel sagt:
@Dilaver Celik: Wie schon im Vorjahr am 31.05.2018 bin ich auch dieses Jahr im Ramadan wieder zu einem Iftar-Abendessen bei einer syrischen Familie eingeladen, die 2014/ 2015 nach Wien geflüchtet ist. Der Vater ist leider 54-jährig im Dezember 2017 an Lungenkrebs gestorben. Die Mutter ist eine gläubige Muslimin, die fünf Mal täglich betet, Kopftuch trägt und während Ramadans untertags fastet. Die Söhne, 20 und 23 Jahre alt, pfeifen aufs Fasten und Beten und finden die Publikationen von Hamed Abdel-Samad um Längen interessanter als den Koran. Sie freuen sich, dass man im Unterschied zum Nahen Osten in Österreich auch Bücher kaufen kann und lesen darf, in denen der Islam ordentlich durch den Kakao gezogen wird. Ich mache auch gegenüber der Gastgeberin keinen Hehl daraus, dass ich den Ramadan im Speziellen und den Islam im Allgemeinen für einen abergläubischen, unwahren Nonsens halte. Diese sehr unterschiedlichen Meinungen haben letztes Jahr einem gemütlichen abendlichen Beisammensein mit guter Kommunikation jedoch keinerlei Abbruch getan. Ich kann den bald wieder bevorstehenden netten Abend kaum erwarten!
09.05.19
22:41