Ein Restaurantbesuch ist für unsere Autorin immer ein Highlight. Als Mutter von zwei Kindern muss sie immer im Vorfeld planen. Im Ramadan gestaltet sich es sogar noch schwieriger und doch ist es eine nötige und tolle Abwechslung.
Darauf hatte ich mich schon die ganze Woche gefreut: Ein Iftar im Restaurant und mit anderen Gesichtern! Der Ramadan ist bereits im zweiten Drittel angekommen und es war der erste Iftar, den ich nicht zuhause zu mir nahm. Doch der Tag war sehr anstrengend. Ein blödes Gespräch mit der Erzieherin meines Sohnes am morgen. Ein anstrengender Arbeitstag ohne Zeit für Pause. Ein Arzttermin, zudem ich abgehetzt kam, weil ich die Zeit verpeilte. Erst nach 18 Uhr war ich Zuhause. Eigentlich hätte ich am liebsten abgesagt, ich war echt kaputt. Aber ich hatte mich so auf das Essen gefreut und diese Gelegenheit kommt einfach nicht so schnell nochmal. Ich hatte die Betreuung der Kinder im Vorfeld bereits geklärt, wusste aber, dass es auch schief gehen kann, wenn sie mich nicht gehen lassen. Gerade, da ich so spät nach Hause kam an diesem Tag. So war es dann auch, sie waren nicht begeistert. Aber Netflix hat mich auch dieses Mal wieder gerettet. Die Kinder waren beruhigt und ich konnte mich aus dem Haus schleichen.
Mit nur einer Viertelstunde Verspätung erreichte ich das Restaurant. Ich wartete dann sehnsüchtig auf zwei Freundinnen, die ich schon lange nicht mehr gesehen hatte. Auf das Essen freute ich mich auch, obwohl ich gar nicht fasten konnte. Hatte aber am Tag wegen Zeitmangel nichts gegessen. Ich esse im Ramadan nicht besonders aufwendig. Meistens nur ein belegtes Brot oder Brötchen. Wenn es hoch kommt, koche ich mal Nudeln. Ich möchte es einfach halten, mich nicht vollstopfen und meinen Magen nicht überfordern. Allerdings fehlt mir auch einfach die Zeit zum Kochen. Nach der Arbeit geht es sofort zum Spielplatz. Wir kommen erst abends zurück und falls es funktioniert, gehe ich dann noch eine kleine Runde joggen. Wenn ich wieder da bin, ist es schon fast Maghrib. Wann soll ich da kochen? Deshalb freute ich mich besonders auf das Essen im Restaurant.
Ich bestellte mir also einen Salat mit Hähnchenbruststreifen, weil mir alles andere zu deftig war und weil ich wusste, dass ich es eh nicht schaffen würde, ein kohlenhydrathaltiges Gericht aufzuessen. Wenn der Salat nicht reichen würde, könnte ich immer noch die Reste der anderen essen, die ihre Portion ebenfalls nicht schaffen würden. Vorausschauend gedacht, konnte ich so Essensverschwendung vermeiden. Ich aß das Lamm meiner Kollegin und den Dürüm meiner Freundin auf. Am Ende war ich vom Resteessen total satt. Am besten war aber der Nachtisch: Zwei Kugeln Eis und mein geliebter Latte Macchiato. Ich wusste, der Abend würde lang werden und so konnte ich ihn mir gönnen. Das war auch gut so.
Es war ein sehr netter Abend mit bekannten und neuen Gesichtern. Im Rahmen eines Netzwerkes junger Muslime, die gemeinsam Ideen und Visionen verwirklichen wollen, kamen wir an diesem Abend zusammen, um uns zu vernetzen. Wir wechselten die Plätze zwischendurch, um mal mit jedem eine Unterhaltung geführt zu haben. Wir konnten uns in einer netten Runde einander vorstellen und kennenlernen. Interessant war dabei auch, dass wir eine sehr gemischte Gruppe mit ziemlich verschiedenen Interessen und Kenntnissen waren. Aber alle mit dem Willen, als Muslime positiv in die Gesellschaft zu wirken.
Am Ende war es ein Uhr, als ich nach Hause fuhr, da ich ich mich noch lange und intensiv mit meiner Freundin unterhielt, nachdem alle anderen schon weg waren. Der nächste Tag begann für mich dann wieder früh und den Schlafmangel kann ich wohl erstmal nicht aufholen. Aber auch das ist es mir wert. Mit Freunden zusammen zu sein und unter (andere) Leute zu kommen, muss eben auch mal sein!