Immer wieder wird kritisiert, dass die offizielle Statistik nicht das wahre Ausmaß von Moscheeangriffen abbilde. Ab Juli will die Initiative „#brandeilig“ sensibilisieren und Erinnerungskultur schaffen.
Schmierereien, Hassbotschaften, Brandstiftungen oder das Hinterlassen von Tierkadavern auf dem Gelände der Moscheegemeinden sind nur einige Formen von Angriffen auf muslimische Einrichtungen. Wer als Opfer oder Zeuge einen Moscheeangriff erlebt, kann die Tat künftig auch einer bundesweiten Meldestelle mitteilen. Ab dem 1. Juli 2019 nimmt „#brandeilig– die Initiative für Moscheeangriffe“ in Köln ihre Arbeit auf.
Brandeilig.org ist eine Initiative des Antidiskriminierungsverbandes FAIR international e.V.und hat es sich zum Ziel gemacht, insbesondere diese Form vom antimuslimischen Rassismus sichtbar zu machen. „Wir möchten die Gesellschaft dafür sensibilisieren und eine Erinnerungskultur schaffen“, erklären die Verantwortlichen auf ihrer Webseite. Jeder Angriff auf ein Gotteshaus sei einer zu viel.
Meldungen sind über ein Online-Formular, per E-Mail oder telefonisch möglich. Das Ziel soll sein, eine bundesweite Meldestruktur aufzubauen.
In Deutschland wird durchschnittlich jede Woche eine Moschee attackiert. Die Verantwortlichen betonen, dass die Dunkelziffer viel höher liege, da die Polizei nicht alle Angriffe auf eine Moschee als „Moscheeangriffe“ kategorisiert. Neben der exakten Zahl der Moscheeangriffe bleiben die Täter und ihre Motivation in den meisten Fällen unklar.
Wir haben konstant hohe Angriffszahlen auf Moscheen für die Jahre 2014-2018 registriert. Das zeugt nicht von einer erfolgreichen Bekämpfung #islamfeindlich motivierter #Kriminalität. Teilweise haben wir sogar doppelt so viele Fälle wie das #BMI registriert. @CLAIM_Allianz #tgamr pic.twitter.com/92To5FOP7Q
— brandeilig (@brandeilig) June 28, 2019
Es müsse klar werden, dass ein Moscheeangriff auch ein Angriff auf das kommunale Zusammenleben ist. „Daher sind Nachbarn der Moscheen gefordert, sich mit betroffenen Muslimen zu solidarisieren. Moscheeangriffe müssen in das zivilgesellschaftliche Gewissen gerückt werden“, erklärt die Initiative.
In ihrem Appel formuliert FAIR Forderungen an Polizei, Politik und Medien:
„Wir brauchen eine bundesweite Strategie, die sich die Bekämpfung des antimuslimischen Rassismus zur Aufgabe macht“, fordert die Initiative. Es ist die Aufgabe der Politik proaktive und effektive Schutzmaßnahmen für ihre muslimischen Bürger vorzunehmen. Unterstützt wird die Initiative #brandeilig vom Islamrat der BRD, der Islamische Föderation Berlin, dem Islamrat für das Land Hessen, der Islamischen Religionsgemeinschaft NRW und den Schuren Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Bremen.
Die Schura Bremen fordert insgesamt mehr Aufklärung und härteres Durchgreifen seitens Politik, Justiz und Polizei bei dieser Thematik. „Einen ersten Schritt kann die zukünftige Bremer Landesregierung durch die Berufung eines Beauftragten für antimuslimischen Rassismus und Islamfeindlichkeit machen“, erklärt der Vorsitzende Murat Çelik in einer Pressemitteilung zum Start von #brandeilig.