Moscheearchitektur

Können Nichtmuslime Moscheen entwerfen?

Architektur reflektiert die innere Welt, die Spiritualität und den Lebensstil des Architekten. Heutzutage werden viele Moscheen in Europa von nichtmuslimischen Architekten entworfen. Inwieweit können dabei islamische Prinzipien beachtet werden? Der Versuch einer Erklärung.

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08
2019
Architekten, Moscheen
Symbolbild: Moscheearchitektur © Samie Iqbal Kayani, bearbeitet by iQ.

Das Raumerlebnis eines Besuchers beim Betreten eines Zimmers, einer Moschee oder einer Wohnung ist individuell verschieden. Der gebaute Raum spricht zu seinem Betrachter, er enthüllt sich ihm, sobald er ihn betreten hat. Wir kennen dies als “Phänomenologie des Raumes”. Doch wie werden Moscheen als “Räume” erlebt? Wird das Raumerlebnis vom Glaubensbekenntnis des Architekten beeinflusst? Berechtigte Fragen angesichts der Tatsache, dass zahlreiche Moscheen in Europa von nichtmuslimischen Architekten entworfen wurden.

Spiritualität und Moscheearchitektur

Eine Moschee ist mehr als eine Ansammlung von Kuppeln und Halbkuppeln. Es geht nicht allein um die bloße Handhabung von Form und Material, sondern darum, der göttlichen Wahrheit durch diese Formen und Symbole Ausdruck zu verleihen.

In den räumlichen und plastischen Formen der islamischen Architektur finden göttliche Einheit und Offenbarung ihren künstlerischen Ausdruck. Aufgrund dieses gemeinsamen Kerns gibt es immer auch Ähnlichkeiten in der Architektur muslimischer Länder.

Die in der Moscheearchitektur verwendete Ornamentik, ihre räumlichen und plastischen Formen lassen sich ohne Rückbezug auf jene metaphysischen und kosmologischen Prinzipien, aus denen sie sich speisen, nicht verstehen. Eine Kuppel ist beispielsweise keine Erfindung von Muslimen, die Art und Weise, wie die Kuppel in der Moscheearchitektur eingesetzt wird, kann jedoch durchaus als einzigartig bezeichnet werden. Individuelle architektonische Elemente oder Lösungen werden zu einem unverwechselbaren, von spirituellen Prinzipien genährten Ganzen vereint.

Architektur besitzt die Fähigkeit, den Menschen sowohl körperlich zu umfassen als auch geistig zu erleuchten. In der sakralen Architektur vermag sich die göttliche Wahrheit dem menschlichen Bewusstsein unmittelbar zu offenbaren. Sie verkörpert das Zeitlose, das Unendliche, die formlose Essenz.

Moscheen spiegeln innere Welt wider

Im Gegensatz zur profanen Architektur muss die Auswahl der Form in der Sakralbaukunst auch deren Inhalt und Symbolik berücksichtigen, will sie die richtige Botschaft vermitteln. Die islamische Architektur verkörpert sich durch religiöse Formen und traditionelle Symbole. Der Sufiforscher Titus Burkhardt bezeichnet sie deshalb auch als die “zweite Offenbarung” des Islams.

Der Entwurf einer Moschee unterscheidet sich nicht von der Rezitation des Korans oder dem Werk des Kalligraphen: Er spiegelt die innere Welt, die Spiritualität oder den Lebensstil des Künstlers bzw. Architekten wider. Deshalb sollten Moscheen von Architekten entworfen werden, die in der Lage sind, die Symbolik erfolgreich in bauliche Formen zu übersetzen.

Entwürfe nichtmuslimischer Architekten

Die Moscheen jeder Region besitzen ihren unverwechselbaren Stil, ihre eigene “Persönlichkeit”. Als eines der berühmtesten Symbole der islamischen Kultur vereint die Moschee Kunst, Architektur und handwerkliches Können in einer heiligen Sphäre. Aus diesem Grund sollten Hand, Herz und Verstand eines muslimischen Architekten den Entwurf einer Moschee bestimmen. Seine bzw. ihre Kreativität steht in den Diensten der göttlichen Einheit und Wahrheit, der sie entsprungen ist. Diese Sensibilität ist notwendig, um künftig wieder “echte” Moscheen zu bauen.

Kann denn jemand, der noch nie ein Moscheebauprojekt betreut, in einem islamischen Land gelebt, gebetet, Zeit in einer Moschee verbracht oder über deren Umgebung reflektiert hat, dieselbe Moschee bauen, wie einer, auf den all das zutrifft?

Die Mehrheit der europäischen Moscheen wurde und wird von nichtreligiösen Architekten entworfen. Wo jedoch eine echte geistige Verbindung zwischen baulicher Form und den Betenden hergestellt werden soll, müssen Muslime das Ruder übernehmen. Nur jemand, der die göttliche Wahrheit versteht, kann mit ihren äußeren Formen spielen, sie verändern und den islamischen Prinzipien wahrhaft Ausdruck verleihen.

Großbritannien: Fallstudien über Moscheen

Die erste zweckgebundene Moschee Großbritanniens, die Shah Jahan-Moschee, wurde 1889 in Woking errichtet. Ihr Erbauer, der christliche Architekt W. I. Chambers, verband bauliche Elemente des späten Mogulreichs mit gotischen Bögen. Diese erste Moschee ist heute das Zentrum einer blühenden Gemeinde.

Die erfolgreiche Kombination historisch authentischer Anleihen aus unterschiedlichen religiösen Traditionen innerhalb eines neuen Bauwerks konnte deshalb gelingen, weil der Architekt selbst in diese Traditionen eingebunden war. Die geometrischen Proportionen der Moschee von Woking finden sich auch in anderen Sakralbauten wieder. Der Architekt besaß offensichtlich ein gewisses Feingefühl gegenüber jenen Werten, welche die göttliche Wahrheit widerspiegeln. Indem er sich der von diesen Werten inspirierten Formen und Proportionen in seiner Bauweise bediente, konnte der nicht-muslimische Architekt der Shah Jahan-Moschee an die historische Vergangenheit anknüpfen.

Cambridge Mosque Project

Anders verhält es sich im Falle des jüngsten Moscheeneubaus in Großbritannien, dem Cambridge Mosque Project. Der 23 Millionen Pfund teure Bau der Londoner Architektengruppe Marks Barnfield wird als Europas erste “Öko-Moschee” gelobt.

Die Moschee trägt zum einen den Forderungen britischer Muslime nach repräsentativen Gebetsräumen Rechnung zum anderen bietet sie eine zeitgenössische, Architektursprache an, und eröffnet der Gemeinde damit die Vision eines neuen baulichen Ansatzes.

Aus architektonischer Perspektive sehen wir ein schönes Gebäude. Die Kombination aus Kuppel und Holzkonstruktionen kann zumindest technisch als erfolgreicher Versuch eines Moscheeraums betrachtet werden. Anders als von Marks Barnfield behauptet, sind die Holzkonstruktionen jedoch wohl weniger Ausdruck oder Schaffung einer “lokalen islamischen Architektur”, sondern vielmehr eine Hommage an den japanischen Architekten Shingeru Ban. In dem von Ban entworfenen südkoreanischen Luxusressort “Nine Bridges Golf Club House” finden sich nämlich ganz ähnliche Konstruktionen.

Im Zusammenspiel mit der Kuppel, einem Brunnen, dem andalusischen Garten, Kalligraphien und Arabesken entsteht aus technischer Sicht dennoch eine gelungene Verbindung aus islamischen Architekturelementen und modernem Design.

Islamische Architektur wiederentdecken

In Europa gibt es hervorragende muslimische Architekten, die ihre Entwürfe in erfolgreiche Projekte umsetzen können. Diese Architekten setzen nicht allein auf die “Schönheit” eines von irgendwoher übernommenem Modell. Sie kennen die Anliegen der jeweiligen Gemeinden und arbeiten in einem islamischen Rahmen. Es gilt, die sakrale Form der islamischen Architektur wiederzuentdecken. Wir haben dies bereits bei früheren Muslimen und muslimischen Architekten beobachten können.

Die Rolle des Architekten lässt sich mit der eines Dirigenten vergleichen. Er ist das Hirn, in dem die Idee erblüht. Ingenieure führen Berechnungen durch und setzen den Gedanken um, technische Zeichner fertigen die Skizzen an, die von Grafikdesignern in 3D-Modelle übersetzt werden; Künstler und Handwerker gestalten das Innere, Landschaftsgärtner kümmern sich um die Anlage der Grünflächen. Für einen harmonischen Klang benötigt dieses “Orchester” finanzielle Förderung.

Anstatt Unterstützung von außen anzufordern, müssen muslimische Organisationen im Westen muslimische Architekten, Ingenieure, Designer und Handwerker im Sinne einer zeitgenössischen islamischen Architektur fördern. Die drängende Frage, der wir uns stellen müssen, lautet nicht, ob nichtmuslimische Architekten die symbolträchtigen Moscheen von heute entwerfen können, sondern warum sie es tun.

Leserkommentare

grege sagt:
Als Ingenieur kann ich mit gutem Gewissen meine vorherigen Kommentag zu diesem Thema dahingehend ergänzen, dassd die Kostenentwicklung eines Bauwerkes in erster Linie an technische Einflussfaktoren gebunden ist. Ebenso muss man sich hervorragend auskennen mit den statischen Gesetzmäßigkeiten sowie den zugehörigen Bauauflagen. Daher stellen die Aussagen meines Vorredners nicht anderes als Phrasendrescherei dar
15.09.19
20:55
Ethiker sagt:
grege sie zeigen mit ihrer nichtssagenden Nachricht kein Argument und ich versuche mit dieser Nachricht auf ihre Agression deutlich aufmerksam zu machen. Ihr gutes Gewissen spielt bei der Argumentation überhaupt keine Rolle. Wer sagt ob sie überhaupt ein gutes Gewissen haben, sie behaupten das einfach von sich, das ist aber zumindest fragwürdig. Sie greifen den vorherigen Kommentar mit dem abwertenden Begriff "Phrasendrescherei" an. Das ist ein abwertender Begriff und sagt ganz klar aus, dass sie die Ebene wechseln müssen, weil sie einfach kein Argument haben oder sich verletzt fühlen. Und nun zur Frage warum Nicht-Muslimische Architekten weniger geeignet sind eine Moschee umzusetzen. Es gibt seitens des Bauherrns aufgrund der Spiritualität und der Tradtion klare Bedürfnisse. Ein muslimischer Architekt wird eher geneigt sein, diesen Bedürfnissen ohne versteckte Kosten oder andere Ausflüchten wie einer abstrusen Kostenentwicklung entgegenzukommen. Das der muslimische Architekt sich in Fragen der Statik, den Baugesetzen und der Fachwissenschaft auskennt darf angeommen werden. Sie müssen richtige Argumente können und richtig Schließen können grege !
20.09.19
15:01
grege sagt:
Liebster Ethiker, schreiben Sie sich bitte in einem ingenieurwissenschaftlichen Studiengang ein. Nach einer geringen Anzahl von Vorlesungen und bestandenen Prüfungen werden Sie in der Lage meine Äußerung als Argument und Ihren Unsinn als solchen wahrzunehmen. Bevor Sie mit Ihren unqualifizierten Äußerungen fortfahren, sollten Sie mal ein wenig recherchieren. Sofort wird Ihnen auffallen, dass selbst studierte Experten sich bei diversen Bauwerken an Genehmigungsauflagen und statischen Anforderungen die Zähne ausgebissen haben. Mit Tradition und Spiritualität kommen Sie da nicht großartig weiter.
24.09.19
20:30
Ethiker sagt:
grege sie bestätigen meine Antwort auf ihren Post. Sie müssen die Ebene wechseln mit einem Totschlagargument.Sie verweisen arrogant auf ein Qualifikationsdefizit. Mit anderen Worten sprechen sie von "Unsinn" und sagen man müsse Vorlesungen besuchen, um die Thematik zu verstehen. Sie haben nicht bemerkt, dass es sich um ein grundsätzliches Problem, das ohne weitere Recherche auskommt, handelt. Zudem sind Tradition und Spiritualität die Grundannahmen eines Gotteshauses, sodass ein muslimischer Architekt versuchen wird einen Konsens, ohne Ausflüchte verbunden mit Kostenerweiterung, zu bilden. Sie haben ein Strohmanargument gebildet, denn niemand hat das "Zähne ausbeißen" an Auflagen und Statik widersprochen. Bei einem Gotteshaus sind vorerst andere Wünsche vorangig als bei diversen anderen Gebäuden. Bleiben sie Sachlich!
26.09.19
12:05
grege sagt:
Liebster Ethiker, ihre sogenannten Scheinargumente, die nichts anderes als sinnfreie, gebetmühlenartige Phrasendrescherei darstellen, machen eine Fortsetzung jeglicher Diskussion überflüssig. Wenn Sie Sich aufgrund Ihres defizitären Bildungsstands für die Aufnahme eines ingenieurwissenschaftlichen Studiums nicht in der Lage sehen oder Ihnen sogar die schulischen Voraussetzungen, empfehle ich Ihnen zunächst einmal eine simple Internetrecherche zu dem Thema, welche Einflussfaktoren zum Gelingen bzw. Scheitern von komplexen Bauprojekten. Ebenso sollten sie sich dahingend vertiefen, welche Erfolgsfaktoren das Kostenmanagement von Bauprojekten im wesentlchen beeinträchtigen. Wenn Sie tatsächlichen Spiritualität und Tradition für die Erfolgsgaranten halten, würden Sie schon aufgrund Ihrer Uneinsichtigkeit dem Erfolg einer Internetreschersche im Wege stehen.
27.09.19
23:16
Ethiker sagt:
grege sie bestätigen meine Antwort auf ihren Post. Sie müssen die Ebene wechseln, ich habe sie getroffen. Das ist auch bitter nötig, wenn jemand Licht mit Dunkelheit verwechselt, dann muss man das wieder zurecht rücken. grege, sie brauchen sich nicht zu rechtfertigen, dass macht sie nicht besser oder schlechter, sie sind wie sie sind. Ein Mensch, dem die Sachlichkeit fehlt und der Bestimmen will: "Ebenso sollten sie sich dahingend vertiefen". Sie unterstellen, ja grege das ist bekannt, Muslime und Diskutanten ständig abstruse Dinge. Nebenbei erfindet grege Dinge von den niemand spricht: "Spiritualität und Tradition für die Erfolgsgaranten". Da bleibt nur zu hoffen grege findet Frieden und, das kann man grege wünschen, eine ruhige "Internetreschersche".
29.09.19
22:35
grege sagt:
allmählich fängt der liebe Ethiker als stupider Querulant einfach nur zu langweilen. Wenn Ethiker, wie wiederholt in eine geiste Sackgasse eingemündet ist, möche er von seinen früheren Beiträgen nicht mehr viel wissen gemäß dem Motto, "was kümmert mich mein Geschwätz von gestern". Ehtiker ignoriert beharrlich den Grundsatz, dass die kompetente Diskussion eines Themas zuvor den Erwerb von notwendigem Sach- und Grundlagenwissen erfordert.Ebenos hilft es in einer Diskussion zunächst den Leuten zuzuhören, die tatsächlich schon einmal Bauprojekte realisiert haben oder zumindest in ihrer Ausbildung sich die notwendigen Grundlagen angeeignet haben, um die Bedeutung und Komplexität statischer Einflüsse, behördlicher Auflagen, vertraglicher Herausforderungen, der Abwicklung von individuellen Arbeitsabläufen und vieles mehr gegenüber obskuren Grundannahmen "wie Spiritualität oder Tradition richtig einordnen kann. Ehtiker ist gut beraten, sich erst einmal ein wenig aufzuschlauen, bevor er hier wieder wie ein blinder Fanatiker in Tasten hämmert.........
03.10.19
19:51
Ethiker sagt:
Grege hat nicht verstanden, dass das Wort Erfolgsgaranten von ihm stammt. Und noch einmal, Tradition und Spiritualität sind Grundbedürfnisse für einen Auftragsgeber beim Moscheenbau, von Erfolgsgaranten spricht nut grege. Ein Strohmann und das Wechseln weg von der sachlichen Ebene ist bei grege bekannt. Das Ethiker, die anderen Bedingungen für die Realisierung des Bauwerks als selbstverständlich bekannt sind, ist grege entgangen, deshalb behauptet und unterstellt grege auch dreist das Gegenteil. Wie zu erwarten. Ich wünsche grege Frieden.
05.10.19
1:58
grege sagt:
Grundbedürfnisse des Bauherren sind mit den Erfolgsfaktoren eng miteinander verknüpft, was natürlich ein ahnlungsloser Ethiker nicht wissen kann. Ebenso kleingeistig ist die Aussage von Ehtiker, dass die "anderen Bedingungen" für einen Architekten selbstverständlich ist. Ethiker ist entgangen, dass gerade gerade die Einhaltung des Kostenrahmens einen guten von einem schlechten Architekten unterscheidet und gerade bei Großbauwerken nicht selbstverständlich ist.
10.10.19
21:38
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