Dresden

Zehntausende demonstrieren gegen Rassismus und Intoleranz

Dresden erlebt eine der größten Demonstrationen seit der Wende. Menschen aus allen Teilen Deutschlands setzten ein klares Zeichen gegen Rassismus und Intoleranz.

25
08
2019
Demo in Dresden gegen Rassismus © Twitter, bearbeitet by iQ.

Eine Woche vor der Wahl in Sachsen haben Zehntausende Menschen in Dresden bei einer Demonstration des Bündnisses „Unteilbar“ Flagge gezeigt. Sie demonstrieren für eine offene und solidarische Gesellschaft gegen Rassismus. „Sachsen kann auch anders, Dresden ist viel, viel mehr als Pegida“, erklärten die Organisatoren am Samstagnachmittag mit Blick auf das islamfeindliche Bündnis. Nach ersten Schätzungen seien mindestens 35 000 Menschen dem Aufruf gefolgt. Tatsächlich durchquerte ein kilometerlanger Zug von Menschen die Innenstadt. Bei den Landtagswahlen am 1. September in Sachsen und Brandenburg wird in beiden Ländern ein abermaliges Erstarken der AfD erwartet. In Brandenburg könnte sie nach den Umfragen sogar stärkste Kraft werden.

„Wir sind überwältigt: Die Unteilbar-Demonstration hat sich über die gesamte Strecke durch das Stadtzentrum gezogen. Zehntausende Menschen aus Dresden und ganz Sachsen sowie aus vielen Teilen Deutschlands haben ein unmissverständliches Zeichen für Solidarität statt Ausgrenzung gesetzt“, sagte die Sprecherin des Veranstalterbündnisses, Ana-Cara Methmann, beim Finale auf der Dresdner „Cockerwiese“. Dort hatte zu DDR-Zeiten Rockstar Joe Cocker ein Konzert vor rund 85 000 Fans gegeben. Auch am Samstag war die Wiese gut gefüllt.

Der Mitorganisator Ario Mirzaie sagte: „Rassismus und Diskriminierung haben keinen Platz in unserer Gesellschaft, ebenso wenig wie Sozialabbau oder die Einschränkung von Grundrechten. Wir lassen uns nicht spalten, das sollte den Rechten seit heute klar sein.“ Es werde nicht bei dieser Demonstration bleiben, man wolle sich weiter dem Rechtsruck entgegenstellen.

Bundesweite Mobilisierung gegen Rassismus

Für die Demonstration war bundesweit mobilisiert worden, es waren Plakate von Gruppen aus Hessen, Bayern, Brandenburg und anderen Bundesländern zu sehen. Zudem war bundespolitische Prominenz angereist, darunter Finanzminister Olaf Scholz (SPD) und Linke-Chef Bernd Riexinger. Allerdings trat keiner von ihnen als Redner auf.

SPD-Bundesvize Ralf Stegner nannte die große Beteiligung ein „eindrucksvolles Signal gegen Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz, für Vielfalt und Demokratie“. Es sei gut, dass dieses Signal eine Woche vor den Landtagswahlen erfolgte. Auf diese Weise werde deutlich, wer die Mehrheit in diesem Land habe.
Der sächsische Landtagsfraktionschef der Linken, Rico Gebhart, sagte: „Unteilbar ist aus meiner Sicht Ausdruck eines Protestes, der sich nicht gegen einzelne Menschen, sondern gegen wachsende Ungleichheit, gegen den Abbau von Grundrechten und gegen Ausgrenzung ausspricht.“

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) beteiligte sich nicht, zollte den Teilnehmern aber Respekt und befand es für gut, dass Menschen die Demokratie und den Rechtsstaat vor Rassismus verteidigen möchten. „Aber ich kann als CDU-Vorsitzender und Ministerpräsident nicht bei einer Veranstaltung dabei sein, bei der auch Kräfte wie die Antifa mit von der Partie sind. Der Zweck heiligt nicht immer die Mittel“, ließ Kretschmer mitteilen. Es gebe Punkte, in denen „Unteilbar“ und er beziehungsweise die CDU auseinanderlägen – beispielsweise bei der Seenotrettung im Mittelmeer oder dem sächsischen Polizeigesetz. „Deswegen muss es legitim sein, wenn die CDU und ich Abstand von einer Teilnahme nehmen. Ich habe lange darüber nachgedacht, und es war keine einfache Entscheidung.“

Nationalfarben unerwünscht

Bündnis-Sprecher Felix Müller ging am Samstag auch auf Vorwürfe ein, die Nationalfarben Schwarz-Rot-Gold seien im bunten Demonstrationszug nicht erwünscht gewesen. Sie seien nicht Ausdruck eines Bündnisses, dass alle Menschen ansprechen wolle, die in Deutschland lebten. Es sei aber jeder willkommen, der für eine solidarisches Gesellschaft eintrete.

Die Haltung stieß unter anderem im Netz auch auf Kritik. Die nordrhein-westfälische Integrationsstaatssekretärin Serap Güler (CDU) schrieb auf Twitter: „Warum sollte Schwarz-Rot-Gold nicht das Symbol derjenigen werden, die heute für eine offene Gesellschaft auf die Straße gehen?“

Zu der Demonstration hatten mehr als 400 Organisationen und Einzelpersonen aufgerufen, etwa die Hälfte davon aus Sachsen. Zu dem Bündnis gehören Gewerkschaften und Sozialverbände sowie antirassistische und antifaschistische Gruppen. Auch die beiden großen Kirchen hatten für die Teilnahme mobilisiert.
Nach Angaben der Polizei blieb es bis zum Abend friedlich. Aus den Reihen der Demonstranten seien aber einige Wahlplakate abgerissen worden. (dpa/iQ)

Leserkommentare

IsdlamFrei sagt:
L.S. Liebe Leser " Bei den Landtagswahlen - - wird ein abermaliges Erstarken der AfD erwartet. In Brandenburg könnte sie nach den Umfragen sogar stärkste Kraft werden. " Nun? wäre das nicht ein erfreuliches Ergebnis? Der Islam ist feindlich eingestellt gegen unsere Freiheit und unsere Demokratie. Feinde des Islam ( Afd ) sind folglich Promotor, Freunde, von Freiheit und Demokratie. Islamfeindlichkeit ist deshalb wichtig für den Fortbestand unserer freien Lebensform. Damit die schleichend Islamisierung in Deutschland gestoppt, ja umgedreht wird, wünscht IslamFrei der AfD ein überzeugendes Abschneiden. IslamFrei
26.08.19
23:19