Nachgefragt

Feindbild Islam – Über die Salonfähigkeit von Rassismus

Autoren schreiben hunderte Seiten. Doch was passiert, wenn sie ihr Buch auf seine Essenz herunterbrechen müssen? Unsere Serie „Nachgefragt“ liefert Antworten. Heute Farid Hafez und sein Buch „Feindbild Islam“.

29
08
2019
Feindbild Islam - Farid Hafez
Feindbild Islam - Farid Hafez

IslamiQ: Herr Hafez, wem würden Sie ihr Buch „Feindbild Islam“ gerne schenken und warum?

Farid Hafez: Allen Menschen, die selbstständig denken und bereit sind, sich selbst und scheinbare Gewissheiten zu überdenken. Sowie Menschen, die vielleicht in einem zweiten Schritt sich selbst und die Welt sowie ihre Rolle darin neu zu denken wagen würden.

IslamiQ: Warum ist die Thematik Ihres Buches im Lichte aktueller Debatten wichtig?

Farid Hafez
Feindbild Islam – Über die Salonfähigkeit von Rassismus
153 Seiten
ISBN: 978-3-205-20783-2
Böhlau Verlag Wien
August 2019

Hafez: Der antimuslimische Rassismus ist derzeit aus meiner Sicht eine gesellschaftsprägende und treibende Kraft auf globaler Ebene, von der kalifornischen Westküste über Myanmar und Indien bis nach Australien oder Neuseeland. Bedeutungen und Relevanz sowie Funktion dieses Rassismus herauszuarbeiten scheint mir vor diesem Hintergrund sehr wichtig, weil manchmal mehr Verwirrung statt Klarheit besteht. Hier möchte ich etwas Abhilfe leisten.

IslamiQ: „Beim Lesen guter Bücher wächst die Seele empor.“ Warum trifft dieses Zitat von Voltaire auf Ihr Buch zu?

Hafez: Ich freue mich, wenn mein Buch dem einen oder anderen Einsichten schenkt, Fragen aufwerfen lässt und damit insgesamt ein kritisches Bewusstsein fördert.

IslamiQ: Ihr Buch „Feindbild Islam“ in drei Wörtern zusammengefasst?

Hafez: Islamophobie global verstehen.

IslamiQ: Eine spezielle Frage für Sie: Islamfeindliches Denken prägt zunehmend unsere Gesellschaft. Wie schätzen Sie zukünftige Entwicklungen ein? Und Wie kann man diesem Trend entgegenwirken?

Hafez: Dass rassistisches Denken im Zuge spezieller politischer Konstellationen wieder salonfähiger wird, ist eine Seite der Medaille. Die andere, genauso gefährliche, aber weniger offensichtliche ist die strukturelle Dimension von Rassismus, die unsere globalen Gesellschaften strukturiert. Das Offensichtliche aber erlaubt die Legitimation offensichtlicher Diskriminierung und trägt damit zur Erodierung der Idee bei, wonach alle Menschen gleich sind. In totalitären und autoritären Regimen sehen wir bereits, zu welchem Ausmaß von Unterdrückung dies führt. In westlichen Demokratien gibt es noch am ehesten die Möglichkeiten, diesen Trends entgegenzuwirken.

Es bedarf einer breiten Koalition aller gesellschaftlichen Kräfte, welche ökonomische Ausbeutung, ökologische Zerstörung, politische Marginalisierung sowie Rassismus als Querschnittsmaterie betrachten und damit das Patriarchat, Klasse und Rasse gemeinsam denken können, um darauf aufbauend auch zu handeln.

 

 

 

Leserkommentare

Tarik sagt:
Ich beziehe mich auf den Beitrag von "grege" vom 27.10.19, 12:22 Einen Beitrag, den ich 1.) bemerkenswert, 2.) lesenswert, 3.) humorvoll und 4.) bezeichnend finde. 1.) Bemerkenswert finde ich ihn, weil dem Verfasser offenbar seine eigenen Widersprüchlichkeiten nicht aufgefallen sind. So schreibt "grege" u.a. dort: "analog zu Tariks Aussagen über Farid Hafez inszenieren sich gerade Anhänger von AFD oder Pegida in der Öffentlichkeit als das Opfer von Falschinformationen sowie tendenziöser Berichterstattung durch Lügenpresse, der es an gründlichen Recherchen angeblich mangeln würde" Um daraufhin festzustellen: "Man überlege, ein Politiker oder Wissenschaftler würde bekannte Persönlichkeiten aus rechtsextremistischen Kreisen auf ähnliche Weise ohne einen Hauch von Kritik in Veröffentlichungen ausschließlich positiv darstellen und deren Anhänger wiederholt auf Kongressen treffen - die Karriere solcher Personen wäre kurzfristig erledigt." Das ist haargenau die Argumentationslinie jener "besorgten Wutbürger": Eine linksgrüne Elite in Europa fördere einen radikalen Islam, während die gleiche Elite durch das Diktat einer "politischen Korrektheit" dem Normalbürger verbiete, seine eigene Meinung kundzutun. Und, HimmelarschundZwirnNochmal, "das" wird man ja wohl nochmal sagen dürfen.... Und dies alles basierend auf einer äußerst oberflächlichen "Auseinandersetzung" mit der Person von Farid Hafez. und erst recht mit dessen Publikationen. Das Problem bei grege ist, dass er nicht unter dem oberflächlichlichen Niveau von Welt-Artikeln u.ä. schaut. Und das ist, das wiederhole ich gerne ein generelles Problem themenübergreifend. Man googelt ein wenig, schaut auf Wikipedia nach. (also ob Wikipedia-Artikel etwas mit Fakten zu tun hätten. Sie sind nützlich und sachlich, wenn es um wissenschaftliche oder technische Fragen geht, aber ansonsten diktiert bei gesellschaftspolitischen Themen eine recht begrenzte Administratorenelite, was veröffentlicht wird und was nicht. Es gibt dazu seriöse kritische Dokumentationen über die Meinungsmache von Wikipedia. Wens interressiert, recherchiert wirklich. Wer sich mit der Bestätigung eigener Weltanschauungen zufriedengibt, betet halt ein paar Absätze nach. Punkt.) Das Problem bzgl. der Islam-Berichterstattung ist in einem ARtikel auf qantara.de sehr treffend und pointiert beschrieben worden mit dem Titel "Laute Islamkritiker, leise Islamversteher". Googeln hilft. 2.) Lesenswert. Ich finde greges Beitrag lesenswert. Aus stilistischen Gründen, da er es versteht, abstruses, abwegiges und widersprüchliches in einer vermeintlich nüchternen Sachlichkeit zu verpacken. 3.) Humorvoll. Ein Beispiel zum Lachen gefällig? Gerne. Ich schrieb ja vor Wochen, dass ich bezweifle, dass ein muslimischer Akademiker, der mit extremistischen Kreisen verbandelt sei, Professuren an verschiedenen Universitäten der USA unterhalten würde. Klare Sache, nicht wahr? Nun, für "Grege" ist dies nichtssagend, denn er weist daraufhin, dass "Auch während des 3. Reiches gab es hochkarätige Wissenschaftler, deren akademische Leistung bestimmt nicht die moralische oder juristische Schuld mildern, die diese Leute auf sich geladen haben." Und damit dem Leser auch klar wird, dass es sich bei diesem Vergleich um keinen beiläufigen Ausrutscher handelt, unterstreicht er: "Akademische Meriten, mit denen einige Islamprotagonisten extremistisches Verhalten unverständlicher Weise relativieren oder negieren, sind in dem Zusammenhang völlig irrelevant." Das ist schon beinhahe so abstruser Nonsense wie ein guter Monty Python Sketch sein muss. Ob es nun vom Autor gewollt ist, oder es sich hierbei eher um Slapstick handelt (weil dem Autor selbst nicht klar war, dass er allen Ernstes die akademische Landschaft der Vereinigten Staaten im 21. Jahrhundert mit jenem des 12 Jahre währenden Tausendjährigen Reichs gleichgesetzt hat, lasse ich mal dahingestellt und ist unerheblich. Es geht um das Ergebnis, also den Witz. Da verzeiht man dem Autor auch, dass er schlicht hätte sagen können "Tarik" schrieb xyz, statt die Floskel "einige Islamprotagonisten" zu benutzen. Manche Leute können halt nvon ihrer Schubladisierung und Kategorisierung von Leuten (anhand, gelinde gesagt, zweifelhafter Kriterien) nicht ablassen. 4.) Bezeichnend ist sein Beitrag, weil er charakteristisch ist für den herrschenden Grundtenor in unserer heutigen Zeit. Er bedient sich genau jener "Kästchenbildung", die Thomas BAuer in seiner "Die Vereindeutigung der Welt" glänzend beschrieben hat. Er zieht Schlussfolgerungen auf Basis von Oberflächlichkeiten, die das Wort Analyse nicht Wert sind. Er ist bezeichnend, weil er es sich, ganz Kind der Zeit, bequem macht. Es ist leichter, sich sein Ergebnis zu ergoogeln als bsp. all die Publikationen von Hafez einmal unvoreingenommen durchzugehen. (für Interessierte:https://www.faridhafez.com/publications/). Es ist zeitsparender als Artikel zu zitieren, die wiederum dem Leser eine Meinung präsentieren, die sie durch Rosinenpickerei betreiben. Das Beispiel von Tariq RAmadan und seiner Kategorisierung Europa sei ein "Haus der Bezeugung / des VErtrages" ist ein Musterbeispiel. Wenn man als Journalist voreingenommen und bereits sein Ergebnis im Zuge seiner "Recherchen" bereits kennt, kann man leicht es so drehen, dass Ramadan eine "Islamisierung Europas" (bewusst schwammig gehalten) betreibt. Diesselbe Argumentationsschiene erkenne ich in Bezug auf Hafez bei einigen österreichischen Medienblättern, und dort ist Islamhass noch weitaus salonfähiger als hier - was natürlich historische Gründe hat, denn man bekommt dort bereits in der Schule eingebläut, wie brutal und menschenverachtend die Türken im 16. Jahrhundert in der Steiermark gewütet haben. Tradition verpflichtet. Wer liest schon einen Golo Mann - immerhin einer der bedeutendsten deutschen Historiker des 20. Jahrhunderts, der mit einigen mitteleuropäischen Mythen oder sagen wir, "Übertreibungen" aufgeräumt hatte. Niemand liest heute dicke Wälzer. Wir lesen heute Texte in Twitterlänge mit möglichst viel Inhalt möglichst kompakt. That's the point. Abschließend zählt für mich bei der Bewertung der Person von Farid Hafez der Umstand, dass er an mehreren der renomiertesten Universitäten der USA (u.a. Chicago, New York, Berkeley, Minnesota) forscht und lehrt und regelmäßig in Fachzeitschriften publiziert mehr, als dass jemand auf Basis von irgendwelchen Zeitungsartikeln sich mit Hafez nicht auseinandersetzen will, weil für ihn feststeht, dass er ein Islamist sei. Und internationale Konferenzen? Das ist letztlich der einzige Punkt, der nach all dem bei grege übrigbleibt. Wenn wir nach dem gehen würden, welche kritikwürdigen Personen bei internatioanlen Konferenzen teilnehmen, müssten wir hier alle möglichen Wissenschaftler (von Politikern mal ganz zu schweigen) auf die Liste der "Persona Non Grata" setzen. Mit wem will man denn eigentlich dann noch diskutieren? Offenkundig will das grege gar nicht, deshalb sind ihm all jene muslimische Akademiker genehm, die möglichst kritiklos alles bejahen, was unsere moderne Gesellschaf so alles zu bieten hat und lediglich durch zumeist oberflächliche Islamkritik von sich Reden machen. Eine innermuslimische Islamkritik, die tatsächlich diese Bezeichnung auch verdient und die sich nicht anschickt, bei einer säkular-nationalkonservativen europäischen Elite zu hausieren, ist (bzw. war) Abdelwahab Meddebs Werk "Die Krankheit des Islam". Aber eben keine, die als nützlicher Idiot fungieren will. Aus demselben Grund hat bsp. auch der Liberal-Islamische Bund nicht mal ansatzweise die mediale und politische Aufmerksamkeit einer Ates bekommen. Warum? Weil er, obgleich er schon Jahre vor Ates, Frauen als Vorbeterinnen kannte. Aber die Argumentation ist hier eine andere. Sie legen den Islam liberal aus auf Basis traditioneller islamischer Auslegungen (Beispiel: für einen Ibn Hazm war es vor 800 Jahren kein Problem, dass Frauen bei gemischtgeschlechtlichen Gebeten vorbeteten und er begründete dies auch). Ihre Begründung ist also nicht "Oh, die Zeiten haben sich geändert, wir müssen die Normen einer liberal-säkularen WErteordnung übernehmen". Sie begründetn dies aus der Tradition. Und zweitens: Sie lassen den Konservativen ihre Konservative Auslegung. Sie treten nicht als eine Art säkularer Messias auf. Was offenbar sie für die Medien weniger attraktiv zu machen scheint.
31.10.19
11:29
Tarik sagt:
Offenkundig will das grege gar nicht, deshalb sind ihm all jene muslimische Akademiker genehm, die möglichst kritiklos alles bejahen, was unsere moderne Gesellschaf so alles zu bieten hat und lediglich durch zumeist oberflächliche Islamkritik von sich Reden machen. Ergänzend dazu: Bei Richard David Precht war vor nicht allzulanger Zeit Ates zu Gast, und es ging um die Frage, was Religion in der heutigen Zeit den Leuten eigentlich anzubieten habe. Und genau hier offenbarten sich all die Schwächen und Oberflächlichkeiten jener medial und politisch hofierten "säkularmuslimischen Elite". Was Ates dort anzubieten hatte, war ein Offenbarungseid. Und das ist der Punkt. Diese Leute haben gar kein wirkliches spirituelles Fundament anzubieten. Das alles erinnert ein wenig an den Assimilierungsdruck von Ureinwohnern in englischen oder französischen Kolonialgebieten. Die vor etwa 100-150 Jahren einsehen mussten, dass sie besiegt waren - also waren sie besonders darauf bedacht, möglichst britischer zu sein als die Briten selbst. Viktorianische Häuser, das Bild der Queen auf dem Kaminsims und ein radikaler Bruch in der Weitergabe von jahrtausendealten Traditionen an die nächste Generation. Und im Grunde ist der Ansatz jener "säkularmuslimischen Elite" der gleiche. Die Muslime müssen, so ihr Tenor, einsehen, dass wie Fukuyama einst sagte, mit dem Sieg des liberalen Kapitalismus die Geschichte zu einem Abschluss gekommen sei. Das Problem ist, dass dieser Ansatz vielleicht vor einem halben Jahrhundert oder so einmal modern gewesen war. Aber er ist überholt. Wenn wir uns ansehen, was moderne Philosophen zu sagen haben - jüngstes Beispiel ist Patrick J. Deneens Werk "Warum der Liberalismus gescheitert ist" (Spoileralarm: gerade WEIL er seine Ziele erreicht hat). Statt gerade die heutigen globalen Umwälzungen in beinahe jedem relevanten Bereich der Existenz anzugehen und eine etwaige Antwort anzubieten. Denn die haben sie nicht. Tatsächlich erleben wir in Europa dank guter Bildungsarbeit an einigen renommierten Universitäten (u.a. Cambridge), wie sich eine neue muslimische akademische Elite bildet, die sowohl kritisch gegenüber innermuslimisch-radikale Tendenzen sind, aber eben auch zu allen möglichen relevanten globalen Themen etwas beizutragen haben. Ich verweise nochmals auf das Muslim College in Cambridge, zumindest in diesem Bereich ist Großbritannien ein Vorbild. Mag sein, dass man sich in den Kernländern des ehemaligen Fränkischen Reichs, dass eine aufgrund von historischen Auseinandersetzungen und Schlachten eine mehr ideologiebehaftete Sicht auf alles Islamische hat und weniger pragmatisch ist als die Briten...
31.10.19
11:52
Johannes Disch sagt:
@Ethiker (30.10.19, 19:40) -- "Sie wissen anscheinend nicht, was Ethik bedeutet" ("Ethiker" über mich) Ach, diesen überheblichen arroganten Tonfall von oben herab könnte ich auch. Und ich könnte ihn wahrscheinlich sogar noch besser als sie. Aber so what? -- "Es gibt nicht eine ethische Theorie, sondern mehrere." ("Ethiker") Ah, da schau her... -- Zu "grege": Ich mache mich nicht mit einem Islamfeind gemein. Zu dieser Kategorie zählt "grege" nämlich nicht. Er mag manche Dinge anders sehen als sie oder ich. Aber ein Islamfeind ist er ganz sicher nicht. Ich hatte mit "grege" in der Vergangenheit hier auch schon die eine oder andere harte inhaltliche Auseinandersetzung. Aber man kommt mit ihm immer wieder auf einen grünen Zweig. Man muss das natürlich aber auch wollen... "Ethiker", sie sehen gewisse Dinge einfach anders als ich. So etwas kommt vor. Ist kein Beinbruch. Greetings
31.10.19
13:09
Johannes Disch sagt:
@Tariq (31.10.19, 11:29) An ihrem Beitrag ist eine Menge richtig was die Einseitigkeit in der Islam-Berichterstattung betrifft. Auch der Hinweis auf Meddebs Werk "Die Krankheit des Islam" ist prima. Das ist wirklich eines der besten islam-kritischen Bücher von muslimischer Seite. Es gibt aber auch einiges, was kritisch anzumerken ist: Tariq Ramadan wird aus guten Gründen kritisiert, die nicht nur oberflächlicher Natur sind. Ralph Ghadban -- der das Buch über Ramadan mit dem Titel "Tariq Ramadan und die Islamisierung Europas" geschrieben hat-- ist ein renommierter Soziologe. Und Ramadans Formel von Europa als "Dar-Al-Shahada" ("Haus des Bekenntnisses") ist aus guten Gründen zwiespältig zu beurteilen. Und das fußt nicht auf Wikipedia-Artikeln. Es geht nicht um ein "Haus des Vertrages", sondern um ein "Haus des Bekenntnisses." Beides ist nicht deckungsgleich. Die Crux steckt im Detail, gerade bei Tariq Ramadan, der eloquent mit solchen Formeln jongliert. Auch ein akademisches Schwergewicht wie Bassam Tibi weißt nach, dass Ramadan ein Scharlatan ist, der sich eloquent als "Islam-Reformer" verkauft, über die Hintertür aber immer mehr Islam nach Europa einführen will. Es gibt inzwischen eine Menge seriöse Literatur, die sich mit guten Argumenten kritisch mit Tariq Ramadan auseinandersetzt. Ganz bedenklich wird es dann bei Ramadans Aussagen über Frauen. Da fordert er hinsichtlich der Bestrafung/Steinigung von Frauen nur ein Moratorium, also eine Aussetzung/einen Aufschub. Entschieden verurteilen und ablehnen tut er diese drakonische und mittelalterliche Bestrafung nicht. Geschweige denn, dass er ihre unwiderrufliche Abschaffung fordert. Das sind so die Feinheiten, wo sich der eloquente "Reformer" Ramadan als Hardliner enttarnt. Klar auf konservativ-reaktionärer Linie! Zum Liberal-Islamischen Bund und seiner Vorsitzenden Lamya Kaddor, die ich sehr schätze: Dieser wird nicht nur von deutschen Islam-Feinden attackiert, sondern auch von konservativen Islam-Verbänden. Es geben bei den islamischen Verbänden nämlich die Konservativen den Ton an und nicht die Liberalen. Da ist auch ihr Hinweis einzuordnen auf Ibn Hazm, der schon vor 800 Jahren kein Problem damit hatte, dass Männer und Frauen zusammen beten. Das ist ja erfreulich. Ist aber inzwischen schon 800 Jahre her. Die Realität des Jahres 2019 sieht leider anders aus. Da hat die islamische Welt eineMenge dagegen, dass Männer und Frauen zusammen beten. Der Hinweis auf eine einst mal glorreiche kurze liberale Periode und einige Reformer lenkt ab von der tristen Wirklichkeit des Jahres 2019. Und da geben bei den islamischen Verbänden nun mal die Konservativ-Reaktionären den Ton an.
31.10.19
21:33
Tarik sagt:
@ Johannes Disch Ich sage nicht, dass es an Tariq Ramadan nichts zu kritisieren gäbe. Ich selbst habe meine eigene Meinung zu ihm, die recht differenziert ist. Der springende Punkt ist folgender: Ich kann ihn kritisieren, WEIL ich ihn gelesen habe. Wer sich damit begnügt, bestimmte Punkte herauszugreifen, die in Sekundärliteratur erwähnt werden, hat es in meinen Augen nicht. Ob eine Literatur seriös ist, weil der Autor ein renommierter Soziologe ist? Ramadan ist (oder war, da seine Professur wegen eines laufenden Prozesses ruht) Professor u.a. für Islamische Ideengeschichte an Oxford. Er ist jedoch in Ihren Augen ein Scharlatan, weil dies Ghadban oder Bassam Tibi behaupten? Gerade Bassam Tibi hat, Sie werden sich an die Diskussion erinnern, durch seinen Rundumschlag gegen die Islamwissenschaft per se sehr gut gezeigt, dass auch intellektuelle Personen sehr wohl zu ideologiebehafteter Polemik fähig sind. Mit anderen Worten: Was Ghadban, Tibi oder auch Kelek über Ramadan schreiben, ist für mich persönlich erst mal irrelevant. Dass sich Oxford oder auch die anderen Universitäten in seiner akademischen Vita, dazu entschlossen, ihm Professuren – und das auch noch zu „Islamischer Ideengeschichte“ anzubieten, bedeutet entweder a) dass all die Universitäten scheinbar naiverweise sich einen radikalen Muslimbruder, der mit Worten spielt, geholt haben oder b) dass Autoren wie Tibi oder Kelek – die bekannt sind für ihre islamkritischen Positionen – schlicht aus ideologischen Gründen an Ramadan abarbeiten. Worauf ich mit all dem hinauswill ist folgendes: Um ein eigenes Urteil mir zu bilden, bin ich also gezwungen, ihn selbst zu lesen. Lesen Sie „Muslimsein in Europa“ oder seine „Radikale Reform“, DANN können Sie auch die von Ihnen angemerkten kritischen Punkte auch nachvollziehen. Denn wenn Sie alleine auf der Basis von Sekundärliteratur (wobei Sie nur annehmen können, dass Sie objektiv wäre, weil deren Autoren akademisch gebildet sind?!) Ihre Interpretation anlegen, dann können Sie nur zu irrigen Schlussfolgerungen kommen. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Ramadan führt in seinem „Muslimsein in Europa“ eine gute Einfführung über die Historie der islamischen Jurisprudenz. Und wie Sie wissen, kam irgendwann die Ulema auf den Gedanken, die Welt in ein „Haus des Glaubens“ bzw. „Haus des Friedens“ (es gibt mehrere Bezeichnungen) und ein „Haus des Unglaubens“ etc. aufzuteilen. Der Grund ist weniger ideologisch bedingt, als vielmehr praktisch orientiert. Denn es ging um die Frage, was, wenn Muslime in einem Land leben, wo es Ihnen verboten wird, Ihren Glauben auszuführen? Das prophetische Beispiel zeigte auf, dass sich die Gläubigen in diesem Falle auswandern sollten. In der mekkanischen Periode flüchteten einige Dutzend Muslime nach Abbessinen (das heutige Äthiopien). Und Ihnen wurde erlaubt, Ihre Religion frei auszuleben. Andererseits sollten sie sich auch an die dort herrschenden Gesetze halten. De facto hieß dies nichts anderes, als dass Abessinien somit ein „Haus der Bezeugung“ (weil die Muslime dort Ihren Glauben leben konnten ohne Angst vor Verfolgung) als auch ein „Haus des Vertrages“ waren (weil sie mit dem Herrscher ein Abkommen schlossen). Ramadan plädiert in seiner Argumentation sowohl für den einen als auch für den anderen Begriff. BEIDE Bezeichungen SIND faktisch deckungsgleich. Denn – und das ist der reformistische Ansatz – er führt aus, dass die Einteilung der Welt durch die Ulema (die ja weder im Kur'an noch in der Sunna basiert sind) in der HEUTIGEN Zeit überholt sind. Weil, das führt er auch aus, Muslime heute in Europa weitaus mehr Rechte genießen als in der sog. Islamischen Welt. Der Teil der muslimischen Ulema, der noch an der alten Vorstellung festhält, ist also aufgefordert, der realen Entwicklung Rechnung zu tragen. Und darum geht es, nicht mehr und nicht weniger. Was das Moratorium angeht: In über 1.000 Jahren islamischer Geschichte, im Grunde bis die Wahabiten im 18. Jahrhundert in Erscheinung traten, gab es de facto keine Steinigungen in der muslimischen Welt. Frank Griffel nennt mit Verweis auf entsprechende Studien allerhöchstens ein oder zwei politisch motivierte Fälle, die bekannt sind. Und das, obwohl die sogenannten „Hadd“-Strafen, also auch u.a. das Abschlagen der Hand gesetzlich festgeschrieben waren. Doch der Kadi war aufgefordert, alle möglichen juristischen Kniffe zu finden, damit das harte Urteil NICHT vollstreckt wird. Das Ergebnis war ein äußerst ausgewogenes und ausgeklügeltes Rechtssystem. Absoluter Buchtipp zum Thema „islamischer Rechtsstaat“ ist Wael Hallaq – The impossible State. Mit Abstand das Beste, was ich bislang dazu gelesen habe. Auch andere Bücher dazu von ihm sind absolut lesenswert. Da jedoch heute die sogenannten „islamischen“ Staaten nichts anderes sind, als postkoloniale Diktaturen, die nur dem Namen aber nicht in der Methodik und erst Recht nicht in der Tradition auch nur etwas gemein haben mit dem Konzept der Sharia. Dadurch sehen wir auch, dass in Nigeria, Afghanista oder Saudi Arabien die Leute scheinbar nichts anderes zu tun haben, als anderen Leuten Gliedmaßen abzutrennen oder zu steinigen. 1.000 Jahre lang kam die muslimische Welt ohne Steinigungen recht gut aus, in den letzten 30 Jahren jedoch hat das krebsgeschwürartige Ausmaße genommen. Ramadan plädiert dafür: Ja, die Hadd-Straffen SIND vorgeschrieben. Also fordert er die Ulema auf, ein Moratorium einzuführen. Was bedeutet: Setzt euch alle zusammen und kommt zu einem einstimmigen Urteil bzgl. dazu. IN dieser Zeit sind diese Körperstrafen auszusetzen. Das ist in der Tat, gelinde gesagt, ein Reförmchen. Hier geht es schlicht um die Machbarkeit. Man kann sich z.B. als ein Tibi oder eine Ates hinstellen und sagen „das ist mit den Menschenrechten nicht vereinbar“. Im Ergebnis ist das ein Furzen im Wind, denn sie erreichen praktisch nichts damit. Ich persönlich sehe Ramadan kritisch, allerdings aus einem anderen Grund. Er ist kein „islamistischer Scharlatan“, der mit „Taschenspielertricks“ die Leute an die Nase herumführen will und heimlich eine eigene Agenda führt. Tatsächlich ist dieser Vorwurf, der sich ja – wenn wir das genau sehen – auf jeden beliebigen muslimischen Akademiker erweitern lässt, der einen Ansatz von Kritik zeigt. Man sieht das ja an dem hanebüchenen Versuch der Kriminialisierung von Fared Hafiz. Das ist übrigens geistesverwandt wie mit dem europäischen Antisemitismus des 19. Jahrhunderts, als immer mehr jüdische Intellektuelle und Akademiker Länder wie Frankreich oder Deutschland „unterwanderten“. Wir täten gut daran, nicht zu vergessen, welche Zahnräder und Mühlsteine man mit solchen Vorwürfen in Gang setzt. Zu meiner Kritik an Ramadan: Er, ganz ein Schüler Abduhs, ignoriert das Potential der klassischen Rechtsschulen. Denn solange sie noch tonangebend waren, stimmt es zwar, dass Fortschritt nur sehr langsam von statten ging („Ambiguitätstheorie“), aber sie gaben Stabilität. Dass ein Baghdadi oder ein bin Laden irgendwelche „fatwas“ von sich geben, war einst undenkbar. Koranexegese war Experten vorgehalten und nicht wortgewandten Predigern mit kleinkrimineller Vergangenheit. Und Ramadam ignoriert auch das enorme Potential des Sufismus, den er zumeist nur beiläufig behandelt. Ansonsten sollten wir uns auch von der oberflächlichen Labeln wie „konservativ“ und „liberal“ verabschieden, erst recht, weil dies im Islam nicht viel taugt. Die Wahabiten oder die Salafisten sind ja Reformer. Aber Reform heißt nicht automatisch Liberalismus. Calvin war auch ein Reformer, und doch wurden seinerzeit Andersdenkende in Genf auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Mit anderen Worten: Erst die Reformen haben dem Islam quasi die ganzen Probleme beschert. Anders ausgedrückt, die Muslime brauchen einen Erasmus und keinen Luther. Erst recht nicht in einer derart oberflächlichen Ausführung wie in Person von Ourghi, einem intellektuellen Leichtgewicht, der es jedoch versteht, sich gut zu verkaufen. Ibn Hazm habe ich aus gutem Grund erwähnt: Der Liberal-Islamische Bund zeigt, dass man den Islam aus der eigenen rechtlichen Tradition her liberal auslegen kann. Und er zeigt auch, dass wir heute immer mehr muslimische Aktivisten haben, die sich eben mit allen möglichen globalen Themen auseinandersetzen. Hilal Sezgin bsp., auch Mitglied im Vorstand dieses Bundes. Bekannt u.a. durch ihr jahrelanges Engagement in Sachen Tierschutz. Es mag verständlich sein, dass der ein oder andere Politiker oder auch das ein oder andere Blatt eher solche Muslime genehm sind, die in allen Fragen recht bieder sind, außer in Sachen oberflächlicher Islamkritik. Zurück zu dem Potential der klassischen Rechtsschulen. In den Madrasas lernte man (siehe Griffel, Adamson, Bauer) unterschiedliche Theorien gleichermaßen. Das ist das Potential, dass die Muslime irgendwann aus den Augen verloren haben. Ein Potential, dass ein Goethe noch sehr gut erkannte. Seine Ausführungen zeugen von einem fundierten Wissen ob des Unterrichts im damaligen Osmanischen Reich: Zitat: "im Grunde liegt von diesem Glauben doch etwas in uns allen […] Sodann ihren Unterricht in der Philosophie beginnen die Mohammedaner mit der Lehre, daß nichts existiere, wovon sich nicht das Gegenteil sagen lasse; und so üben sie den Geist der Jugend, indem sie ihre Aufgaben darin bestehen lassen, von jeder aufgestellten Behauptung die entgegengesetzte Meinung zu finden und auszusprechen, woraus eine große Gewandtheit im Denken und Reden hervorgehen muß. Nun aber, nachdem von jedem aufgestellten Satze das Gegenteil behauptet worden, entsteht der Zweifel, welchesdenn von beiden das eigentlich Wahre sei. Im Zweifel aber ist kein Verharren, sondern er treibt den Geist zu näherer Untersuchung und Prüfung, woraus denn, wenn diese auf eine vollkommene Weise geschieht, die Gewißheit hervorgeht, welches das Ziel ist, worin der Mensch seine völlige Beruhigung findet. Sie sehen, daß dieser Lehre nichts fehlt und daß wir mit allen unsern Systemen nicht weiter sind und daß überhaupt niemand weiter gelangen kann."
02.11.19
13:23
Ute Fabel sagt:
@Tarik: Ihr Sichtweise, dass der Islam in seinem ersten 1.000 Jahren keine Gewalt gegenüber Andersdenkenden kannte, ist verklärend. Schon der Koran ist voll mit Sadismus gegenüber so genannten "Ungläubigen": Sure 9-5: „Sind aber die heiligen Monate verflossen, so erschlaget die Götzendiener, wo ihr sie findet, und packet sie und belagert sie und lauert ihnen in jedem Hinterhalt auf.“ Sure 4-56: „Wer da Unsere Zeichen verleugnet, den werden Wir im Feuer brennen lassen. Sooft ihre Haut gar ist, geben Wir ihnen eine andere Haut, damit sie die Strafe schmecken.“ Sure 8-12: „In die Herzen der Ungläubigen werfe Ich Schrecken. So haut ein auf ihre Hälse und haut ihnen jeden Finger ab.“ Sure 22-19ff: „Für die Ungläubigen sind Kleider aus Feuer geschnitten, gegossen wird siedendes Wasser über ihre Häupter, das ihre Eingeweide und ihre Haut schmilzt, und eiserne Keulen sind für sie bestimmt.“
04.11.19
13:31
Johannes Disch sagt:
@Tariq (02.11.19, 13:23) Danke für ihre ausführlichen Anmerkungen zu T. Ramadan. Meine Kenntnisse von T. Ramadan beschränken sich zwar nicht nur auf Sekundärliteratur, aber hauptsächlich. Bis auf einige Aufsätze und Zeitungsartikel hab ich keine Originaltexte von ihm gelesen. Insofern ist ihre Kritik absolut berechtigt. Ich werde diese Lücke demnächst mal schließen und ihre Lektüretipps beherzigen. Nochmals: Danke. Sehen Sie, so machen Unterhaltungen hier Sinn. Und auch Spaß.
05.11.19
10:48
Ute Fabel sagt:
@ Johannes Disch: "Die islamfeindliche FPÖ und ihren Ex-Vorsitzenden Strache ("Daham statt Islam")" Bei aller berechtigten Kritik an der FPÖ - es ist legitim, wenn sich eine politische Partei ablehnend gegenüber einer Religion oder Weltanschauung positioniert. Die FPÖ hat auch einmal den Slogan "Zukunft statt Sozialismus" plakatiert. Die SPÖ nahm es damals gelassen und klagte nicht voll Selbstmitleid über antisozialdemokratische Hetze. In der Zwischenkriegszeit war die antiklerikal - antikatholische Ausrichtung der Sozialdemokratie geradezu ein identitätsstiftendes politisches Markenzeichen. Die kemalistische CHP, jene türkische Partei, die derzeit den Bürgermeister in Instanbul und Ankara stellt, hat eine markant antiklerikale und antiislamische Tradition. Mustafa Kemal Atatürk, der Begründer der modernen Türkei, dem mit dem 10. November sogar ein eigener türkischer Staatsfeiertag gewidmet ist, ging mit dem Islam wesentlich härter ins Gericht: “Diese Hirtenreligion eines pädophilen Kriegstreibers ist der größte Klotz am Bein unserer Nation!” „Der Islam gehört auf den Müllhaufen der Geschichte!“ „Seit mehr als 500 Jahren haben die Regeln und Theorien eines alten Araberscheichs (Mohammed) und die abstrusen Auslegungen von Generationen von schmutzigen und unwissenden Moslems in der Türkei sämtliche Zivil- und Strafgesetze festgelegt. Sie haben die Form der Verfassung, die geringsten Handlungen und Gesten eines Bürgers festgesetzt, seine Nahrung, die Stunden für Wachen und Schlafen, Sitten und Gewohnheiten und selbst die intimsten Gedanken. Der Islam, diese absurde Gotteslehre eines unmoralischen Beduinen, ist ein verwesender Kadaver, der unser Leben vergiftet. Die Bevölkerung der türkischen Republik, die Anspruch darauf erhebt, zivilisiert zu sein, muss ihre Zivilisation beweisen, durch ihre Ideen, ihre Mentalität, durch ihr Familienleben und ihre Lebensweise.“ Quelle: Mustafa Kemal Pâscha “Atatürk” (Jacques Benoist-Méchin, “Mustafa Kemal. La mort d’un Empire”, 1954)
07.11.19
12:47
Johannes Disch sagt:
@Ute Fabel Da Sie immer die negativen Zitate von Atatürk über den Islam bemühen; Atatürk hat sich durchaus auch respektvoll über den Islam geäußert. -- "Wir sind der Meinung, dass Religion, die seit Langem in der Politik als Werkzeug ausgenutzt wurde, von der Politik befreit und erhöht werden muss. Wir dürfen nicht unseren HEILIGEN UND HOHEN GLAUBEN als ein Werkzeug der Politik missbrauchen." (Atatürk) Hier sieht man, worum es Atatürk wirklich ging: Nicht gegen die Religion an sich, sondern gegen ihre Instrumentalisierung durch die Politik. Sie können nicht einfach irgend ein Zitat, dass Ihnen in den Kram passt, aus dem (historischen und sozialen) Kontext ziehen. Man muss die Zitate verstehen hinter dem politischen Hintergrund, in dem sie gefallen sind. Atatürk meinte nicht "Den Islam", den es sowieso nicht gibt. Es war keine grundsätzliche Verdammung des Islam. Er meinte den erstarrten konservativen Islam am Ende des Osmanischen Reiches und zu Beginn der Gründung der Türkei. Dieser Islam erwies sich damals in der Tat als Hindernis für eine reformierte prowestliche Türkei. Deshalb ging Atatürk so vehement gegen die Religion vor. Und was ihr selektives Suren-Ping-Pong betrifft: Das ist "Koran banal." Das kann man mit jedem heiligen Text machen, auch mit der Bibel. Auch diese steht mit so einem selektiven Zitieren dann schnell in einem recht schlechten Licht. Man muss sich schon ein bisschen mit dem Hintergrund der Suren beschäftigen. Man nennt das Koran-Exegese. Eine Wissenschaft für sich. Und zwar eine sehr anspruchsvolle.
07.11.19
17:57
Ute Fabel sagt:
@Johannes Disch: „Man nennt das Koran-Exegese. Eine Wissenschaft für sich. Und zwar eine sehr anspruchsvolle.“ Moderne theologische Exegese ist die Kunst, aus religiösen Texten genau das herauszulesen, was gerade nicht drinnen steht, sondern sie als bloße Projektionsfläche für die eigene Ethik heranzuziehen, die tatsächlich durch die aufgeklärt-säkularen Fortschritte gesellschaftlicher Wertvorstellungen geprägt wurde. Nett, aber intellektuell unredlich!
09.11.19
7:03
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