Nachgefragt

Feindbild Islam – Über die Salonfähigkeit von Rassismus

Autoren schreiben hunderte Seiten. Doch was passiert, wenn sie ihr Buch auf seine Essenz herunterbrechen müssen? Unsere Serie „Nachgefragt“ liefert Antworten. Heute Farid Hafez und sein Buch „Feindbild Islam“.

29
08
2019
Feindbild Islam - Farid Hafez
Feindbild Islam - Farid Hafez

IslamiQ: Herr Hafez, wem würden Sie ihr Buch „Feindbild Islam“ gerne schenken und warum?

Farid Hafez: Allen Menschen, die selbstständig denken und bereit sind, sich selbst und scheinbare Gewissheiten zu überdenken. Sowie Menschen, die vielleicht in einem zweiten Schritt sich selbst und die Welt sowie ihre Rolle darin neu zu denken wagen würden.

IslamiQ: Warum ist die Thematik Ihres Buches im Lichte aktueller Debatten wichtig?

Farid Hafez
Feindbild Islam – Über die Salonfähigkeit von Rassismus
153 Seiten
ISBN: 978-3-205-20783-2
Böhlau Verlag Wien
August 2019

Hafez: Der antimuslimische Rassismus ist derzeit aus meiner Sicht eine gesellschaftsprägende und treibende Kraft auf globaler Ebene, von der kalifornischen Westküste über Myanmar und Indien bis nach Australien oder Neuseeland. Bedeutungen und Relevanz sowie Funktion dieses Rassismus herauszuarbeiten scheint mir vor diesem Hintergrund sehr wichtig, weil manchmal mehr Verwirrung statt Klarheit besteht. Hier möchte ich etwas Abhilfe leisten.

IslamiQ: „Beim Lesen guter Bücher wächst die Seele empor.“ Warum trifft dieses Zitat von Voltaire auf Ihr Buch zu?

Hafez: Ich freue mich, wenn mein Buch dem einen oder anderen Einsichten schenkt, Fragen aufwerfen lässt und damit insgesamt ein kritisches Bewusstsein fördert.

IslamiQ: Ihr Buch „Feindbild Islam“ in drei Wörtern zusammengefasst?

Hafez: Islamophobie global verstehen.

IslamiQ: Eine spezielle Frage für Sie: Islamfeindliches Denken prägt zunehmend unsere Gesellschaft. Wie schätzen Sie zukünftige Entwicklungen ein? Und Wie kann man diesem Trend entgegenwirken?

Hafez: Dass rassistisches Denken im Zuge spezieller politischer Konstellationen wieder salonfähiger wird, ist eine Seite der Medaille. Die andere, genauso gefährliche, aber weniger offensichtliche ist die strukturelle Dimension von Rassismus, die unsere globalen Gesellschaften strukturiert. Das Offensichtliche aber erlaubt die Legitimation offensichtlicher Diskriminierung und trägt damit zur Erodierung der Idee bei, wonach alle Menschen gleich sind. In totalitären und autoritären Regimen sehen wir bereits, zu welchem Ausmaß von Unterdrückung dies führt. In westlichen Demokratien gibt es noch am ehesten die Möglichkeiten, diesen Trends entgegenzuwirken.

Es bedarf einer breiten Koalition aller gesellschaftlichen Kräfte, welche ökonomische Ausbeutung, ökologische Zerstörung, politische Marginalisierung sowie Rassismus als Querschnittsmaterie betrachten und damit das Patriarchat, Klasse und Rasse gemeinsam denken können, um darauf aufbauend auch zu handeln.

 

 

 

Leserkommentare

grege sagt:
Leider wurde offenbar ein Beitrag von mir nicht übersendet, die sich auf Tariks Gedankenvielfalt vom 31.10. beziehen soll. Offenbar versucht Tarik krampfhaft aus verschiedenen Thesen einen Widerspruch zu konstruieren. These 1 heißt: Rechtspopulisten sehen sich als Opfer“, These 2 sagt aus: „Wissenschaftlern / Politikern droht das Karriereende bei Sympathien für rechtsradikales Gedankengut“. Beide Thesen sind bisher geltende Praxis, was schon alleine aus diesem Grunde eine Widerspruchsbeziehung ausschließt. So ist es auch kein Wunder, dass Tarik trotz großspuriger Vorankündigung den Widerspruch inhaltlich gar nicht darlegen kann. Geradezu wirr mutet die bodenlose Schlussfolgerung an, aus diesem Widerspruch typische Argumentationsmunster von Rechtspopulisten zu konstruieren. Offenbar ließ sich Tarik eher vom Wunsch als Vater des Gedanken leiten als von inhaltliche Fakten in Verbindung mit einer durchdachten Schlussfolgerung. Ebenso wird beim oberflächlichen Durchlesen der Unterschied zu Indikativ und Konjunktiv übersehen, was schon per se zu falschen Schlussfolgerungen führt. • Diese oberflächliche Vorgehensweise von Tarik spiegelt sich ebenso in der Bewertung der Sympathien von Hafez für die Führungsfiguren der Muslimbruderschaft wider. Anstatt konkret diesen Vorwurf zu entgegnen, versucht Tarik diesen durch billige Ausweichmanöver zu umschiffen. Gemäß dem Motto was nicht sein darf, kann nicht sein, bedeutet ein Forschungsaufenthalt in den USA nach Aussage von Tarik per se ein Persilschein gegen Extremismus. Gleichwohl weiß jeder mit einem Mindestmaß an Allgemeinwissen gesegneter Mensch, dass amerikanische Universitäten im erheblichen Maße auf private Spenden angewiesen sind und diese auch aus totalitären Staaten annehmen wie z.B. Katar. (siehe Clarion Project of Ecucation Departmanent). Die Katar Foundation, die im engen Kontakt mit den Muslimbrüdern steht, hat sich als großzügiger Spender hervorgetan, auch für die Univesität Georgetown, bei der Hafez als Wissenschaftler beschäftigt war. Welcher Wissenschaftler kann besser solche Gelder einwerben, die wie Hafez ideologisch mit solchen Organisationen konform sind. Diesen „Pragmatismus“ hat die USA schon in der Vergangenheit an den Tag gelegt, als deutsche Wissenschaftlicher trotz Mittäterschaft von Verbrechen während der Nazizeit nach dem 2. Weltkrieg ihre Karriere in den USA ungehindert fortsetzen konnte. Darüberhinaus konnte Tarik bisher kein einleuchtendes Argument für den logischen Ausschluss von wissenschaftlicher Expertise und Extremismus nennen. • Da Tariks Argumenten offenbar der Sprit ausgeht, darf natürlich die Keule der Islamfeindlichkeit nicht fehlen. Ohne Angabe konkreter Erläuterungen werden österreichische, gegenüber Hafez kritische Medien sowie das dortige Bildungssystem mir nichts dir nichts in der Schublade von Islamfeindlichkeit und Islamophobie verstaut. Genau diese Argumentation spiegelt die erdowahnsche Denke wider, der Kritik mit Feindseeligkeit zu Instrumentalisierungszwecken gleichsetzt. Aus ähnlichen Motiven heraus agiert auch Hafez, der Muslime mit einem anderen Islamverständnis wie Korchide oder Professor Ednan Aslan Islamophobie unterstellt. Diese fungiert hier eindeutig als politischer Kampfbegriff, aber kaum als Attribut für gesellschaftliche Missstände. Genauso lapidar und oberflächlich wird dem österreichischen Schulsystem in stigmatisierender Weise ohne Angabe von Daten und Fakten Islamfeindlichkeit unterstellt. Eben solches Schulsystem, das auch muslimische Flüchtlinge aus Bosnien, dem Kosovo sowie Tschetschenien zu tausenden nutzen. • Da Tariks Argumenten offenbar der Sprit ausgeht, darf natürlich die Keule der Islamfeindlichkeit nicht fehlen. Ohne Angabe konkreter Erläuterungen werden österreichische, gegenüber Hafez kritische Medien sowie das dortige Bildungssystem mir nichts dir nichts in der Schublade von Islamfeindlichkeit und Islamophobie verstaut. Genau diese Argumentation spiegelt die erdowahnsche Denke wider, der Kritik mit Feindseeligkeit zu Instrumentalisierungszwecken gleichsetzt. Aus ähnlichen Motiven heraus agiert auch Hafez, der Muslime mit einem anderen Islamverständnis wie Korchide oder Professor Ednan Aslan Islamophobie unterstellt. Diese fungiert hier eindeutig als politischer Kampfbegriff, aber kaum als Attribut für gesellschaftliche Missstände. Genauso lapidar und oberflächlich wird dem österreichischen Schulsystem in stigmatisierender Weise ohne Angabe von Daten und Fakten Islamfeindlichkeit unterstellt. Eben solches Schulsystem, das auch muslimische Flüchtlinge aus Bosnien, dem Kosovo sowie Tschetschenien zu tausenden nutzen. Die coruatgierte Frau Ates vertritt mit Ihrem Credo für Religionsfreiheit und staatlichen Neutralitätsgebot Selbstverständlichkeiten. Dass sie trotz Drohungen und körperlicher Übergriffe und einergehendem Polizeischutz mutig wie Ahmad Mansour an ihren Überzeugungen in der Öffentlichkeit festhält, beweist genau das Gegenteil von Anbiederung. Auf die Gründung der bsagten Moschee, in der Schwule, Lesben, Frauen und Männer gemischt nebeneinander und miteinander beten dürfen, hat die türkische türkische Religionsbehörde Diyanet auf paranoide Weise mit dem Vorwurf reagiert, sie würde als Güllenisten den Islam verfälschen. Offen bleibt jedoch die Frage, was denn ein unverfälschter Islam sei. Momentan vertreten diverse Glaubensrichtungen, die sich derzeit gegenseitig in Pakistan oder im Irak massakrieren, ihre eigene Version von einem wahren, unverfälschten Islam. Auch bei der Bewertung der angeblich privilegierten Medienpräsenz von Frau Ates bleibt Tarik die Angabe messbarer Kriterien mit quantitativen Ergebnissen schuldig und damit seinem oberflächlichem Arbeitsstil treu. Tariks dominantes Wunschdenken sehnt sich die Opferrolle der Muslime herbei, die Frau Ates Islamverständnis nicht akzeptieren wollen. An der Stelle sei vermerkt, dass Herr Mazyek als Vorsitzender von ZMD und Vertreter der konservativen Islamverbände auch schon in Fernsehtalkshows und Nachrichten der öffentlich-rechtlichen zu besten Sendezeiten zu präsent war. Ebenso hat er sich mit Gastbeiträgen in Kolumnen der renomierten Tageszeitungen wie z.B. „Die Welt“ oder die FAZ hervorgetan, was dem Klischee von medial benachteiligten Muslime zuwiderläuft. Das Schattendasein des LMD liegt weniger in dem Auftreten von Frau Ates als vielmehr in der früheren Dominanz des KRM begründet. Dessen Vertreter wie Berater Sameer Murtaza hatten sich mehrfach ablehnend und abwertend über Frau Kaddor sowie den LMD geäußert. Insbesondere der LMD war gegenüber den Verbänden des KRMs bei früheren Islamkonferenzen benachteiligt, da der damalige Innenminister de Maziere nur diese als Gesprächspartner akzeptiert hatte. Gott sei Dank hat unter Seehofer ein Paradigmenwechsel stattgefunden, der auch Islamverbände außerhalb des KRM auf die Islamkonferenz eingeladen hat und somit versucht dem Dominanzstreben der konservativen Islamverbände des KRM Einhalt zu gebieten. Als Herr Seehofer zum Abschluss der Islamkonferenz vor laufenden Kameras zwischen den streitenden ZMD und LMD vermitteln musste, war das peinlich desaströse Offentlichkeitsbild des organisierten Islams perfekt, ohne Zutun böser Medien wohlgemerkt. Anstatt sich wiederkehrend über scheinbar heile und glorreiche Islampepochen von vor 1000 Jahren auszulassen, sollte sich Tarik lieber der düsteren Gegenwart seiner Religion zuwenden sowie dem erbärmlichen Auftreten der hiesigen Islamverbände.
27.11.19
20:39
grege sagt:
@ Herr Disch, vielen Dank für Ihre Nachfrage bezüglich meines Urlaubs. Mittlerweile bin ich aus dem 2. Urlaub zurückgekehrt. Dieser Thread hat sich ja in eine interessante Richtung weiterentwickelt. Auch ich teile Ihre Aussage, dass sich Religion und Lebenskultur gegenseitig beeinflüssen. Daher ist es, wie ich bereits mehrfach in der Vergangenheit kundgetan, müßig, Religionen abstarkt anhand von irgendwelchen Versen aus heiligen Büchern zu beurteilen. Die real existierende Erscheinungsbilder religiös geprägter Gesellschaften in wirtschaftlicher, sozialer und politischer Hinsicht ist hierbei eher maßgebend. In Deutschland und allgemein in Mitteleuropa hat sich die Religion eher in das Privatleben des einzelnen verlagert. Diese Entwicklung hat tnicht zuletzt durch den Machtverlust von Religion sowie den Abbau von Spannungen zwischen unterschiedlichen Konfessionen einen positiven Beitrag für die Lebensqualität hierzulande geleistet. Ländern, in denen das öffentliche Leben durch Religion beherrscht wird, sind geradezu ein abschreckendes Beispiel, wie der desolate Zustand sämtlicher muslimisch geprägten Länder offenbart. Den Kirchen rechne ich auf der anderen Seite deren soziales Engagement an. Genau diese Rolle sollten sie auch in der Zukunft beibehalten und weiterhin Abstand halten von weltlicher Macht...
27.11.19
20:55
Ute Fabel sagt:
@ Grege: "Daher ist es, wie ich bereits mehrfach in der Vergangenheit kundgetan hab, müßig, Religionen abstrakt anhand von irgendwelchen Versen aus heiligen Büchern zu beurteilen." In jedem Land der Erde, in welchem der Islam in den letzten Jahrzehnten an gesellschaftlicher Bedeutung gewonnen hat, werden aber "irgendwelche Verse aus heiligen Büchern" zum politischen Programm. Welcher Prozentsatz der Bevölkerung die Religion spirituell versteht, spielt hingegen keine Rolle. Ähnliches gilt im Übrigen auch für das Christentum (Polen, Russland, USA). Nach islamischem Verständnis war Mohammed der letzte Prophet Gottes und der Koran ist das unverfälschte Wort Gottes, das ihm verkündet wurden. Warum sollte man sich also nicht primär mit dem ethischen Gehalt der Koranverse auseinandersetzen? Bei einer politischen Partei wie der AfD halte ich es auch für legitim, sie nach ihrem Parteiprogramm und nicht nur nach dem Verhalten ihrer Funktionäre in der Praxis zu bewerten. "Den Kirchen rechne ich auf der anderen Seite deren soziales Engagement an." Die Kosten für deren soziales Engagement werden beinahe vollständig vom Staat rückerstattet. Besonders soziale Gesellschaften finden wir in Skandinavien, wo Religion kaum mehr eine Rolle sehr
02.12.19
9:16
Dawid sagt:
Jeder der tiefgründig, neutral und objektiv die Weltgeschichte studiert wird deutlich erkennen und muss sich den Tatsachen neigen, dass der ganze wissenschaftliche und technische Fortschritt im Westen auf den Leistungen der arabisch-muslimischen Wissenschaftler zurückzuführen ist und darin Basis findet. Natürlich gibt es auch selbständige Entwicklung, ich rede von der Essenz und dem Grundstein. Der Okzident hat vom Orient mehr geerbt als es sich die absolute Mehrheit jemals vorstellen können. Die arabisch-islamische Zivilisation mit der so wundervollen Blütezeit der Wissenschaftsdisziplinen ist das Fundament und Basis der Heutigen Wissenschaft und Technik. Stichwort -Al Khawarizmi (Gründer der Alghorthmen und der Arithmetik), Al Biruni, ibn al Haytham, Ib Khaldun, Ibn Sina (Avicenna), ar Razi (rhazes), Abu al Qasim az Zahrawi Abulcasas), Ibn Rushd (Averros), Abbas ibn Firnas etc.etc.etc. Ich empfehle euch das Buch von Sigrid Hunke "Allahs Sonne über dem Abendland" hierzu. In Bezug auf das Interview wäre auch die Empfehlung des Buches "Die grosse Heuchelei-Wie Politik und Medien unsere Werte verraten" von Jürgen Todenhöfer, passend. (Lest vorallem das Kapitel über al Andalus). Der Westen hat dem Islam viel zu verdanken, mehr als man je zu denken wagt. Nicht immer nur aberkennen und leugnen, d Auch mal ehrlich anerkennen wäre die menschliche und ethische Devise. Nur die Realität, dass trotz dieser widerspenstigen, grausamen globalen Hetze gegen den Islam und den Muslimen der Islam die am schnellstwachsende Religion der Welt ist und fast 2 Mrd. erreicht hat, ist ein Argument, dass dies die Wahrheit von unserem Schöpfer ist. Der Koran ist das unveränderte, allgültige, originale Buch Gottes. Es ist ein Wunder, es ist Licht, Barmherzigkeit,Gerechtigkeit und Rechtleitung für die Menschheit. Studiert den Islam aus den Quellen, und irrt euch nicht in den Hetzartikeln der MainstreamMedia. Wenn ihr ehrlich und aufrichtig nach der Wahrheit sucht und die Informationen über den Islam aus den Quellen entnehmt werdet ihr es lieben. Frieden und Liebe -Ja Hass und Hetze-Nein Danke an Ismiq.de und Fared Hafez für das Interview!
05.12.19
6:47
Johannes Disch sagt:
@Dawid (05.12.19, 6:47) Das ist ja alles schön und gut, der Hinweis auf die glorreiche Vergangenheit der islamischen Welt. Es geht aber um die eher triste Gegenwart. Und daran sind die islamischen Staaten größtenteils selbst schuld. Heute geht es nicht um die einstmals wirklich blühende arabischen Wissenschaften, sondern um den islamistischen Terror, der von Staaten wie Saudi-Arabien und dem Iran weltweit finanziert und exportiert wird. Und dabei handelt es sich um eine Tatsache und nicht um Hetze.
09.12.19
8:41
Tarik sagt:
Zur Erinnerung: Der User "grege" will sich mit dem Autor - dessen Werk hier (zugegebenermaßen oberflächlich) besprochen wird - beschäftigen, da der Autor "in Verbindung mit extremistischen Kreisen" steht, denen er "zugerechnet werde". Vor allem drei Begründungen führt der User "grege" dabei an. 1.) In Farid Hafez 2016 erschienenem Buch "Islamische Ideengeschichte" - ein Überblick verschiedener einflussreicher islam-politischer Denker (vom Mittelalter bis ins 21. Jahrhundert) würde der Autor Hassan al-Banna und Yusuf Qardawi verherrlichen. 2.) In seinen "Islamophobiestudien", an denen er arbeitet, würden sämtliche Islamkritiker aufgeführt werden. Ziel sei es also, so "grege", Islamkritiker mundtot zu machen. 3.) Diese Studien werden von der Seta durchgeführt, einem Thinktank, welcher der türkischen Regierung nahe steht. Zu 1.). Ich habe mir mittlerweile die Mühe gemacht, Farid Hafez Ideengeschichte zu lesen. Ich schrieb ja in meinem allerersten Kommentar, dass ich den Autor nicht kenne, und ich mir eine Meinung - im Gegensatz zu manch anderen - erst dann bilde, wenn ich (Achtung, wichtig: unvoreingenommen) mich mit einem Autor selbst beschäftige. Eben deshalb schrieb ich auch in einem Kommentar, dass ich mich bis dahin einer abschließenden Meinung über Hafez entziehe. Die bislang gelesenen Fachrezensionen zu seinem Buch - keine einzige davon unterstellt Hafez eine Verherrlichung der o.g. Personen - unterstreichen auch meine persönliche Einschätzung zu diesem Werk. Richtig ist, dass in Österreich bekannte Islamkritiker wie Heinisch und Ley dies ihm unterstellen, und ebenso richtig ist, dass es sich dabei um genau dies handelt. Unterstellungen. Hafez schreibt eher neutral und beschreibt lediglich, was welche Person, ob NIzam al-Mulk, Ibn Khaldun, ibn Taimiyya, Abduh oder eben al-Banna und Qardawi dachten und wie sie argumentierten. That's it. Ich persönlich sehe einige dieser wirkungsmächtigen Leute kritisch - aber Hafez zieht seinen roten Faden, nämlich neutral zu sein und sich mit einer eigenen Meinung hervorzutun, durch. Also quasi das Gegenteil eines Bertrand Russell, der zu jedem Philosophen meinungsstark schrieb. Wer sich mit einem Autor streiten will, liest natürlich gerne so etwas. Aber "Verherrlichung"? Das ist, gelinde gesagt, grober Unfug. So etwas kommt natürlich dabei heraus, wenn man lediglich Zeitungsartikel zitiert. Eher ist dieses Buch für "grege" zu empfehlen, da es einen guten informativen Überblick gibt und der Autor sich mit seiner eigenen Meinung eher im Hintergrund hält. Eine sehr gute Ergänzung dazu wäre auch das Buch "Fundamentalism" des libanesischen Historikers Youssef Choueri aus dem Jahr 1990 zu nennen, da dieser den Fokus auf das 20. Jahrhundert - und genau dort findet sich eben jene Brutstätte der modernen radikal-calvinistischen Islamausprägung. Zu 2. und 3.sollte man an dieser Stelle dem Autor die Möglichkeit geben, zu diesen Vorwürfen Stellung zu nehmen. Wie hier in einem jüngst erschienenem Interview der TAZ. https://taz.de/Politikwissenschaftler-ueber-Islamophobie/!5639815/ (Einige Antworten sind durchaus erhellend, z.B. der Hinweis, dass Hafez auch für US-amerikanische Thinktanks arbeitete (und solange die Beziehungen EU-Türkei noch einigermaßen intakt waren (die Studie begann 2014), krähte kein Hahn danach. Mache ihn dies nun zu einem Verfechter des US-Imperialismus?) Es ist viel Polemik in dieser Debatte zwischen muslimischen und islamkritischen Akademikern. Welcher Seite man eher zustimmt, hängt häufig von der eigenen Voreingenommenheit ab. Und grundsätzlich ist das auch legitim und in Ordnung. Daher schrieb ich auch, dass ein Fortschritt durch Diskurs entsteht. Aber Diskurs setzt voraus, dass man miteinander diskutiert. Und nicht indem man international anerkannte Akademiker als Personan non grata abstempelt (Farid Hafez erhielt u.a. den Bruno-Kreisky-Preis , womit - laut Urheber des Preises - " politische Literatur geehrt und gefördert wird, die für Freiheit, Gleichheit, soziale Gerechtigkeit, Solidarität, Toleranz, Kampf gegen Rechtsextremismus und für die Freiheit der Kunst einsteht." Stattdessen wischt "grege" dies alles als nichtssagende "akademische Meriten" ab, und deutet eine Unterwanderung Katars ins US-amerikanischen universitären Einrichtungen an. Außerdem habe es ja auch unter den Nazis bedeutende Akademiker gegeben ;-) Und dies nur, um irgendwie zu erklären, wieso ein vermeintlicher Islamist wie Hafez in den USA - im Lande des Patriot Acts - an über einem halben Dutzend namhafter Stätten wie Berkeley Stipendien und Professuren erhalten kann. Darüber kann man nur milde lächelnd den Kopf schütteln. Natürlich kooperieren international Universitäten zusammen. Gerade die Universität von Doha ist ein Paradies für westliche Islamwissenschaftler, da sie dadurch mit Primärliteratur in Berührung kommen, die bis dato nicht zugänglich waren. Man nennt das Vernetzung.
11.12.19
18:04
Tarik sagt:
"Welcher Seite man eher zustimmt, hängt häufig von der eigenen Voreingenommenheit ab." Dazu passt auch, dass "grege" ihm genehme muslimische Akademiker stets auch in anderen Kommentaren als "couragiert" bezeichnet. Diese "Courage" zeige ja wohl, dass Initiativen wie die der "säkularen Muslime" u.ä. keine Anbiederei betreiben. Zuerst einmal ist das Adjektiv "couragiert" in dieser Hinsicht irrelevant. Auch öffentlich bekannte Einzelpersonen von konservativen Verbänden können als "couragiert" bezeichnet werden. Oder eben Autoren wie der hier besprochene Hafiz, der sich mit dem Thema "Feindbild Islam" befasst. Was soll dieses "couragiert" bezeichnen? Dass Person x den Mut hat, mit Kritiken bis hin zu Morddrohungen sich zu engagieren? Menschen wie Abdes Samad oder Ates bekommen von erzkonservativ-islamischen und extremistischen Kreisen Drohungen. Und Personen wie Mazyek oder Murtaza bekommen Drohungen aus erzkonservativ-nationalistischen und rechtsradikalen Kreisen. Übrigens: Murtaza hat den Liberal-Islamischen Bund von seiner eigenen Kritik an hiesigen sich als liberal bezeichnenden muslimischen Organisationen explizit ausgenommen. Nachzulesen in einem Islamiq-Interview. Was die "Anbiederei" betrifft - diese ist weder ein Vorwurf noch eine Unterstellung meinerseits. Es geht um den Beweggrund, der häufig gut nachvollziehbar ist. Dies sieht man religionsübergreifend in der sogenannten Dritten Welt. Nehmen wir Südamerika. Statt einer gesellschaftlichen Mitte haben wir auch dort eine extreme ideologische Zweiteilung zwischen einerseits denjenigen, die sagen, "wir haben es verbockt. Und wenn wir Fortschritt wollen, müssen wir uns an IWF-Vorgaben halten". Und auf der anderen Seite diejenigen, die argumentieren, dass solche Institutionen lediglich Instrumente einer US-imperialistischen Wirtschaftspolitik seien. Übrigens: Kein einziges Land, welches IWF-Vorgaben (egal wo auf der Welt) erfüllten, nämlich Privatisierung (um die Märkte für Großkonzerne zu öffnen) und rigiden Sparkurs, wurde dadurch geholfen, im Gegenteil, dadurch verlängerten sich die Krisen, an denen einige sich eine goldene Nase verdienten. Obwohl die Beispiele (Stichwort: Der Weg der USA aus der großen Depression der 1930er) zeigen, dass man in Krisenzeiten investieren und nicht sparen muss (deficit spending). Leider werden auch hier Debatten auf rein ideologischer Ebene ausgetragen... In Bezug auf die hiesigen liberal-muslimischen Kräfte unterstreiche ich nochmal, dass es unterschiedliche Argumentationen gibt innerhalb dieser nicht homogenen Gruppen. Die einen sagen: Hier herrschen bestimmte Werteordnungen. Wir müssen den Islam daran anpassen. So etwas - vor allem wenn es um ein Thema wie Religion geht - nennt man "das Pferd von hinten aufzäumen". Zuerst kam das Projekt, und erst DANN entschloss sich Ates, eine Ausbildung zur Imamin zu machen. Und das alles medienwirksam inszeniert. Der Liberal-Islamische Bund hingegen argumentiert aus einer innerislamischen Perspektive. Er fungiert deshalb auch nicht als eine Art Überwachungsadvokat im Namen des Staates, der gebetsmühlenartig und mit erhobenem Finger die Muslime ermahnt und kritisiert. Eine Hilal Sezgin bsp. - Vorstandsmitglied dort - fokussiert sich schon seit vielen Jahren auf das Thema Tierrecht und kritisiert sachlich aber meinungsstark die "Halal-Zertifizierungspraktik" des muslimischen Mainstreams. Auch auf einer ganz anderen, der künstlerischen Ebene (Comedy, Literatur, Musik, etc.) haben wir mittlerweile eine neue Generation an selbstkritischen Muslimen, die abseits von der - übrigens recht langweilig - geführten Talkshow-Ebene sich mit allen möglichen gesellschaftsrelevanten Themen befassen. Da stellt sich gar nicht die Frage, ob und in wiefern sich jemand von ihnen zu dem hiesigen Wertesystem bekannt. Diese Bekenntnisforderungen spiegeln tatsächlich eine eher iliberale Grundausrichtung wider. Und das alles an einen Wertekanon gerichtet, der sich jedes Jahrzehnt wieder ändert. Gut auszudenken, dass irgendwann Politiker von muslimischen Eltern fordern werden, ihr Kind auch ja geschlechtsneutral zu erziehen. Man sieht ja auch an dem Nationalismus-Revival, dass auch viele Deutsche in entsprechenden Meinungsumfragen sich scheuen, ihre eigene Meinung kundzutun, weil sie das Gefühl haben, man dürfe in diesem Land nicht sagen, was man denke. Eine Liberalisierung des tatsächlich gelebten Islams ist notwendig, darin stimme ich zu. Und dieser findet auch auf unterschiedlichen Ebenen abseits der Mainstream-Berichterstattung auch statt. Allerdings gebe man den Muslimen sowohl Zeit und Raum, dies aus sich selbst heraus zu entwickeln und einen eigenen Weg zu gehen. Und sich ansonsten aus dem innerislamischen Prozess herauszuhalten, statt nur einen bestimmten Kreis zu fördern und insgeheim - auf geopolitischer Ebene - radikale indoktrinierende Regimes (Saudi Arabien) zu unterstützen. Diese Zweigleisigkeit lässt die eigene moralische Rhetorik ad absurdum führen.
12.12.19
13:47
grege sagt:
Dem Islamprotaganisten fehlen offenbar Bewußtsein und Fähigkeit für eine kritische Textanalyse. Mit gzielten Auslassungen und Relativierungen werden antisemitisch, totalitär und imperialistisch gesinnte Personen wie Hasan Banna von Hafez in ein positives Licht gerückt. Der Judenhass von Banna, der einen integralen Bestandteil seiner Weltanschauung darstellt, wird mit keiner Silbe von Hafez erwähnt. Der von Bannas formualierte Machtanspruch eines islamischen Staates auf den gesamten Mittelmeerraum, wird von Hafez als antimperalistische Reaktion auf die Machtgelüste eines Mussolinis relativiert. Bei Griechen, die Jahrhunderte lang unter der türkisch muslimischen Fremdherrschaft litten, würde diese absurde Logik auf „besonderes Verständnis stoßen“. Wenn zudem Hafez dem Gründer der Muslimbruderschaft rechtsstaatliche Bestrebungen unterstellt, ist der Vorwurf einer Verherrlichung mehr als angemessen, insbesondere in dem Fall, falls rechtspopulistische „Persönlichkeiten“ ebenso wohlwollend verzerrt porträtiert werden. Die Leseempfehlung dieses Buches seitens Tarik erscheint wenig verständlich, da Vorbehalte gegenüber einem bestimmten Islamverständnis eher gestärkt werden. Die Aussagen von Hafez in dem besagten Interview der TAZ, die Tarik nach oberflächlicher Durchsicht als Befreiungsschlag hinstellt, sind nichtssagend, blendend und entlarvend zugleich. Der Verweis auf seine frühere Mitarbeit für einen amerikanischen Thinktank ist obsolet. Ein Engangement für ein Thinktank kann sogar begrüßenswert sein, wenn dieser sich für positive Zwecke wie z.B. das Wohl von Arbeitnehmern wie die Hansböckler Stiftung einsetzt. Dem Thinktank Seta mit engen Verbindungen zur islamistischen AkP geht es weniger um die Bekämpfung von Islamfeindlichkeit als vielmehr um die Diskreditierung von Muslimen mit einem anderen Islamverständnis. Korchide, der die Schließung von 6 dubiosen Moscheen in Wien befürwortet hat, wurde von Hafez postwendend aus diesem Grund als islamophob eingestuft. Gilt jemand als germanophob, wenn er die Schließung von den Vereinsheimen rechtsradikaler Vereinigungen ebenso gutheißt??? Dass man bei der Diskreditiierung von Muslimen mit einem abweichenden Islamverständnis der erdowahnschen Linie folgt und keine Einflussnahmen seitens der Auftraggeber erwartet, ist wenig verwunderlich. Wenn ein Neonazi einen Antisemiten mit einer Studie über das Judentum beauftragt, braucht der Autor der Studie ebenso wenig keine Interventionen durch den Auftraggeber zu befürchten. Dass Hafez für derartige Zielsetzungen keine Partner an anderen europäischen Universitäten finden konnte, sollte wenig überraschen. Skandalös ist die Tatsache, dass die EU aus Steuergeldern Budget der Türkei für die Erstellung dieser Studie übergeben hat, ohne weiteren Einfluss auf die konkrete Mittelverwendung mit der entsprechenden Bescherung…….. Starrsinnig hält Tarik ebenso trotz manngifacher Gegenbeispiele an dem Trugschluss fest, dass scheinbar qualifizierte Wissenschaftler per Definition keine Extremismus sein dürfen. Tarik zeigt diesbezüglich blinden Gehorsam gegenüber dem Erdwoahnschen Motto, was nicht sein darf, kann nicht sein. Angesprochen auf die Massaker in Darfur durch die sudanesische Regierung, hatte Erdwohahn in Analogie zur Tariks Trugschluss seiner Zeit geantwortet: „Ein Muslim kann keinen Völkermord begehen“. Diese Naivität spottet weiterer Worte und treibt jedem normal gebildeten Menschen die Lachtränen ins Gesicht…. Genauso blendet Tarik in seiner muslimischen Traumwelt die Vorstellung aus, dass sich nicht nur Universitäten, sondern auch Extremisten weltweit vernetzen können. Wer den Lebenslauf von Hafez bereits grob studiert hat, wird dessen Nähe und Vernetzung mit Anhängern der Muslimbruderschuft kaum übersehen können. Schon allein aus dem Grund passt Hafez Teilnahme an Kongressen mit Beteiligung islamischer Extremisten aus dem Kreise der Muslimbruderschaft hervorragend in das Gesamtbild dieses Burschen. Typisch für Islamprotagonisten wie Tarik ist deren Unmut gegenüber Frau Ates, die ihr Islamverständnis mit den Toleranzvorstellungen aus nichtmuslimischen Kulturkreisen angereichert hat. So können in der Berliner Ibn-Rush-Goethe-Moschee Schwule, Lesben, Männer, Frauen oder Zwitter gleichberechtigt nebeneinander beten bzw. vorbeten. Sollte doch prima sein, wenn Menschen ihren Blick über den Tellerrand ihrer eigenen Religion auf andere Weltanschauungen zu Selbstbereicherungszwecken richten. Diese Einstellung würde bestimmten Islamprotagnisten sowie vielen Vertretern diverser Islamverbände nicht schlecht zur Gesicht stehen, schon allein vor dem Hintergrund, dass gerade in islamischen Ländern andersgläubige, Homosexuelle und Frauen unter den bekannten Repressionen aus religiös motivierten Gründen leiden. Dass Frau Ates diese Einstellung trotz Tötungsversuches sowie diverser Einschüchterungen und Bedrohunge ndurch islamische Extremisten aufrechterhält, kann auch nicht mit etwaigen Drohungen gegen Herrn Mazyek aufgrechnet werden. Warum Tarik dieser Tatsache seine Relevanz abspricht, kann jedem normalveranlagten Menschenfreund nur schleierhaft sein. In dem Zusammenhang wird von Tarik ebenso verschwiegen, dass Hr. Mazyek auch Drohungen aus dem salafistischem Milieu erhalten hat. Wenn Mazyek in seinem Verband extremistische Gemeinden beherbegt, hat mit er mit dieser Grundhaltung auch Geister gerufen, die er offenbar nicht mehr los wird……. Bevor Tarik blindwütig für Hr. Murtaza in die Bresche springt, sollte er zuvor dessen Veröffentlichungen im Auftrag des ZMD aufmerksam durchlesen. In dem Artikel „Islam ohne Seele“ unterstellt Murtaza Frau Kaddor sogar indirekt, sie würden einen Swingerclub für halal halten. Dieser Artikel hat anschließend auf einem Pressetermin der Islamkonferenz für einen Eklat zwischen Hr. Mazyek und Fr. Kaddor gsorgt, den der gute Nichtmuslim Horst Seehofer als Schirmherr der Konferenz letztlich schlichten musste. Dieser Vorfall zeigte wieder einmal die Zerstrittenheit u. Uneinigkei der muslimischen Verbände und der Muslime allgemein, die Hr. Hafez vielleicht mal selbstkritisch thematisieren sollte. So ist es wieder einmal der Staat, der als Vermittler zwischen den Muslimen agieren muss, was Islamprotagonisten wie Tarik nicht zu würdigen wissen…..
27.01.20
21:05
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