Menschenrechtler warnen vor der Vertreibung und Ausgrenzung von Muslimen aus Indien. Es drohe eine humanitäre Katastrophe.
Mehr als 1,9 Millionen Menschen droht nach Einschätzung von Menschenrechtlern die Vertreibung aus dem Nordosten von Indien. Die Behörden verweigerten Angehörigen der muslimischen Minderheit die Registrierung als Staatsbürger, wie die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Samstag in Göttingen erklärte. Damit entrechten und grenzen ssie Muslime gezielt aus. „Indien soll zum Hindu-Staat gemacht werden, in dem kein Platz für Andersgläubige und Minderheiten ist“, sagte GfbV-Direktor Ulrich Delius.
Das nationale Register für Staatsbürger hatte den Angaben zufolge am Samstagmorgen nach Ablauf aller Einspruchsfristen das Ergebnis seiner Prüfung des Einwohnerregisters veröffentlicht und 1,9 Millionen Bewohner der Region Assam zu illegalen Migranten erklärt. Ein Großteil der Menschen, denen damit die Staatenlosigkeit drohe, seien Muslime. Nach dem Willen der indischen Behörden sollen sie in Internierungslager eingewiesen und in das Nachbarland Bangladesch abgeschoben werden. Doch Bangladesch lehnt ihre Aufnahme ab.
Der Registrierungsprozess sei „von Willkür und unzähligen Unregelmäßigkeiten gezeichnet gewesen“, kritisierte die GfbV. Der Region Assam drohe nun eine humanitäre Katastrophe, denn niemand wisse, wie es mit den Betroffenen weitergehe. Sechs Internierungslager sind nach Angaben der Organisation bereits eingerichtet worden. (dpa/iQ)