Die DITIB hat einen neuen Bundesjugendvorstand gewählt. Im IslamiQ-Interview sprechen wir mit dem neuen Vorstand über ihre Arbeitsfelder, die Bedeutung der muslimischen Jugendarbeit und ihrer Beziehung zum ehemaligen Vorstand.
IslamiQ: Könnt ihr den BDMJ kurz vorstellen.
Furkan Karaca: Der Bund der Muslimischen Jugend (BDMJ) ist die Jugendorganisation der DITIB also der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion. Bundesweit vertreten wir 15 Landesjugendverbände mit über 850 Jugendgruppen und 100 weitere Vereine. Wir sehen uns als Ansprechpartner und Servicestelle unserer Jugendliche, mit denen wir die hiesige Gesellschaft mitgestalten.
IslamiQ: Und wie sollten sich muslimische Jugendliche für eine bessere Gesellschaft engagieren?
Akın Şimşek: Als junge Muslime sind wir ebenfalls ein Teil der Gesellschaft. Die Probleme, die wir als Gesellschaft haben, sind auch unsere Probleme. So wollen und müssen wir bei der Lösung helfen und unseren Beitrag leisten. Die gesellschaftliche Partizipation junger Muslime ist heutzutage umso wichtiger. Wir beobachten die aktuelle gesellschaftliche Lage mit Sorge. Angefangen von den steigenden islamfeindlichen Übergriffen, den rassistischen Ressentiments bis hin zur akuten Situation unserer Umwelt, etwa im brasilianischen Amazonas. Um alldem entgegenzugwirken engagieren sich junge Muslime aktiv.
Furkan Karaca (22), ist Vorsitzender des BDMJ und studiert Wirtschaftsinformatik im siebten Semester. Seit seinem 17. Lebensjahr engagiert er sich innerhalb der DITIB Jugend. Zudem ist er Vorsitzender des DITIB-Ladesjugendverband in Baden.
Akın Şimşek (22), ist stellv. Vorsitzende des BDMJ studiert Politikwissenschaften/Wirtschaftsrecht im vierten Semester. Durch seine Tätigkeit in der Gemeindearbeit und im Regionalverband hat er viel Erfahrung in der Jugendarbeit sammeln können.
IslamiQ: Wie ihr wisst, wurden 2018 mehr als 800 islamfeindliche Übergriffe registriert. Wie beurteilt ihr das gesellschaftliche Klima für junge Muslime in Deutschland?
Karaca: Wir beobachten diese Tendenzen mit großer Sorge. Die Anzahl der Übergriffe ist sehr stark angestiegen. Junge Menschen werden im Alltag oder auf der Arbeit mit antimuslimischem Rassismus konfrontiert. In naher Zukunft kann dies dazu führen, dass sich junge Muslime nicht mehr als Teil dieser Gesellschaft sehen, was fatal wäre.
IslamiQ: Welche Rolle spielt hierbei die Zusammenarbeit mit anderen nichtmuslimischen Jugendverbänden?
Şimşek: Insbesondere im Hinblick auf die gesellschaftliche Verantwortung, die wir sowohl als Muslime und auch als Nichtmuslime tragen, ist es wichtig, Gespräche zu führen. Hierbei sind Begegnungen und Kooperationen wichtig. Eine Zusammenarbeit erachten wir daher für sehr wichtig.
IslamiQ: Inwieweit beeinflussen die Schlagzeilen über die DITIB Eure Arbeit?
Karaca: Wir bekommen die Schlagzeilen über die DITIB natürlich zu spüren. Jedoch wissen wir, dass wir uns mit der konstruktiven Kritik auseinandersetzen und diese auch in unserer Arbeit aufarbeiten müssen. Es bringt nichts, diese Schlagzeilen komplett zu ignorieren. Doch wissen wir auch, dass wir uns davon nicht beeinflussen lassen sollten.
IslamiQ: Der Rücktritt des Bundesjugendvorstands ist mittlerweile zwei Jahre her. Warum hat es so lange gedauert, bis ein neuer Vorstand gewählt wurde?
Şimşek: Natürlich hätten die Wahlen direkt nach dem Rücktritt des ehemaligen Vorstands durchgeführt werden können. Jedoch standen in vielen Landesjugendverbänden die Landesdelegiertenkonferenzen bevor. So wurde der Schwerpunkt zunächst auf die Landesverbände gesetzt, damit sich die neuen Landesjugendvorstände untereinander kennenlernen und sich ihren neuen Pflichten in Ruhe annehmen konnten.
IslamiQ: Welche Fehler wurden eurer Meinung nach in der Vergangenheit beim BDMJ gemacht und was muss aufgearbeitet werden?
Karaca: Wir möchten uns nicht anmaßen, darüber zu urteilen, ob etwas richtig oder falsch gemacht wurde. Es ist uns wichtig, den bisherigen Vorständen und Kollegen, die im BDMJ mitgewirkt und gearbeitet haben, für ihre Mühe und Arbeit zu danken. Da es eine Abwesenheit von zwei Jahren gab, ist es umso wichtig diese Zeit aufzuarbeiten und die Arbeit mit Herzblut anzugehen.
IslamiQ: Auf welchen Themenschwerpunkt wollt ihr euch jetzt fokussieren?
Şimşek: Als ein muslimischer Jugendverband ist es natürlich primär wichtig, theologische Inhalte zu vermitteln. Wir möchten uns aber auch mit gesellschaftlichen Themen, wie bspw. Rassismus (antimuslimischer Rassismus, Antisemitismus, Antiziganismus und antischwarzer Rassismus), Umweltschutz und Identitätsfragen auseinandersetzen und uns innermuslimischen Diskursen zuwenden. Darüber hinaus möchten wir Lösungsmöglichkeiten für die Probleme junger Muslime im Alltag finden.
Das Interview führte Muhammed Suiçmez.