Offenbach

Stadtverwaltung lehnt Bewerberin mit Kopftuch ab

Die Stadtverwaltung in Offenbach hat eine muslimische Bewerberin abgelehnt hat. Grund dafür ist ihr Kopftuch. Die Absage ist auf Kritik gestoßen.

12
09
2019
Lehrerin, Kopftuchverbot, Kopftuch, Muslimin
Symbolbild: Muslimin mit Kopftuch am Arbeitsplatz© Shutterstock

Der Umgang der Stadtverwaltung mit einer Kopftuch tragenden Muslima sorgt in Offenbach für politischen Streit. Der ehemalige Antidiskriminierungsbeauftragte der Stadt, Wilfried Jungbluth, legte eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Oberbürgermeister Felix Schwenke (SPD) ein. Die Beschwerde sei bei der Kommunalaufsicht eingegangen, teilte ein Sprecher des Regierungspräsidiums Darmstadt am Donnerstag mit. Diese prüfe jetzt den Sachverhalt und fordere eine Stellungnahme bei Schwenke an.

Hintergrund ist der Fall einer Muslimin mit Kopftuch. Die junge Frau hatte sich 2017 als Honorarkraft beim Amt für Arbeitsförderung, Statistik und Integration beworben, um Schüler der Klasse 8 bis 10 beim Einstieg in den Beruf zu unterstützen, wie Jungbluth erklärte. Einstellungsbedingung war nach seinen Worten, dass sie während der Arbeit das Kopftuch hätte ablegen müssen – was die Studentin ablehnte. Die Amtsleitung habe das Verfassen eines schriftlich begründeten Ablehnungsbescheids abgelehnt, weil  die Absage kein Verwaltungsakt sei.

Das „generelle“ Kopftuchverbot in der Stadtverwaltung sei gesetzeswidrig, argumentiert der langjährige Grünen-Kommunalpolitiker und wirft Schwenke Untätigkeit vor. „Die Sache sollte unter den Teppich gekehrt werden.“

Eine Sprecherin der Stadt Offenbach erklärte, es gelte kein generelles Kopftuchverbot. Welche Sätze genau in dem Bewerbungsgespräch gefallen sind konnte sie nicht sagen. Dies lasse sich voraussichtlich erst kommende Woche klären. Der Magistrat habe im Mai 2019 ein „Merkblatt zur Neutralitätspflicht bei der Stadtverwaltung“ beschlossen. Darin werde über einen „Entscheidungsbaum“ dargelegt, an welchen Stellen ein Kopftuch im Dienst problematisch ist und an welchen nicht. (dpa, iQ)

Leserkommentare

Nilu sagt:
@Johannes Disch Und Sie sind ein erstaunliches Beispiel dafür, lieber Herr Disch, dass man nicht unbedingt gläubig gar religiös sein muss, um herzlich und voller Achtung für die Kayenat/Schöpfung zu sein. Nach Prophet Mohammed bräuchten die Menschen ja eigentlich gar keine Religion, wenn Sie sich durch stetes selbstreflexives Hinterfragen weiterentwickeln würden. Zugegebenermaßen hätte Prophet Mohammed nicht dieselbe Wortwahl verwendet, aber es kommt ja schlussendlich auf die Intention der Menschen an. Es gibt Menschen, die sich mit und ohne Leitung von außen instinktiv und angetrieben von intrinsischer Kraft weiter entwickeln und wiederum andere, welche. eine externe Energiequelle bzw. einen Anspornskatalysator benötigen, um entwicklungspsychologisch gesehen eine gesunde Ich-Entwicklung zu vollziehen. ————-~~~Ähnlich dem Stufenmodell von Erik Erikson.~~~~~—————- Mir kommt es aber sehr oft so vor, als wären die meisten Menschen denen ich jemals begegnet bin, auf der Stufe E3 hängen geblieben. Ein Selbsttest ist allemal allen Leserinnen und Lesern anzuraten. Ich finde mich selbst zwischen E8 und E 9 wieder, trotz einiger situationsbedingter Ausrutscher. Gespannt bin ich darauf, ob ich jemals E 10 erreichen werde. Und wie steht es mit Ihrer Verortung? @Greifer Dieses Kritika hat einen Sprung in der Platte. Seine Buchstabenschleuder überspringe ich rigoros. Es sollte sich unbedingt von einem Spezialisten für geistige Hämorrhoidologie operieren lassen.
18.10.19
22:22
Johannes Disch sagt:
@Nilu (18.10.19, 22:22) Danke für die netten Worte. Ich bin Agnostiker. Ich kann mir die Welt auch ohne metaphysisches Wesen erklären und Sinn im Leben finden. Aber mir ist klar, dass Religion für viele Menschen nach wie vor eine große Bedeutung hat, was auch völlig okay ist. Zudem ist Religionsfreiheit ein Grundrecht, das es zu verteidigen gilt, und zwar für alle Religionen, also auch für den Islam. Was natürlich nicht heißt, dass man jede absurde Tradition mit der Verweis auf Religionsfreiheit verwirklichen darf. Aber hier geht die Anti-Islam-Hysterie inzwischen so weit, dass man Muslimen das grundlegende Recht auf Ausübung ihres Glaubens immer mehr beschneiden will. Zudem ist mir klar, dass Religion in der Geschichte der Menschheit bedeutsam war. Ohne Religion keine Kultur. Die ersten Modelle, sich die Welt zu erklären, waren religiöser Natur. Unsere moderne Politik ist "säkularisierte Religion." Ich glaube, diese Formulierung stammt von dem deutschen Ägyptologen Jan Assmann. Und man sollte nicht immer nur die negativen Aspekte des Glaubens sehen. Der deutsche Sozialstaat wird immer mehr zurückgefahren. In diese Bresche springen die christlichen Kirchen mit ihren sozialen Einrichtungen (Caritas, Diakonie, etc.). Ohne deren Engagement würde es vielen Menschen noch schlechter gehen, als es ihnen ohnehin schon geht. Und ich bin-- obwohl Agnostiker-- in diesen Einrichtungen der (Katholischen) Kirche engagiert. Und entsprechende Einrichtungen kennt ja auch der Islam (bsp. "Roter Halbmond").
20.10.19
16:05
Kritika sagt:
An Nilu Ihr Kommentar dd 17-10-2019 unterschreitet erheblich die Gürtellinie. Nehmen Sie sich ein Beispiel an zivilisierte Diskutanten zB. Ute Fabel Enail Manuel Hr. Disch ja auch an Kritika und viele andere. Dann gehe ich gerne auf Ihre Bemerkungen ein. So nicht. Grusslos Kritika
20.10.19
23:37
Ute Fabel sagt:
"Das „generelle“ Kopftuchverbot in der Stadtverwaltung sei gesetzeswidrig, argumentiert der langjährige Grünen-Kommunalpolitiker": In Österreich sind die Grünen unter anderem wegen solcher naiven und unreflektierten Anbiederungen an islamische Lobby-Interessen auf Sonderbehandlung im Jahr 2017 aus dem Parlament gewählt worden. Religionsuniformen und politische Uniformen sind bei Mitarbeitern einer Stadtverwaltung fehl am Platz.
21.10.19
11:11
Johannes Disch sagt:
@Nüle Danke für den Hinweis auf das Stufenmodell von Erikson.
23.10.19
14:11
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