Hessen

Verfassungsschutz: Selbstbewusstsein der Rechtsextremisten wächst

Heterogen, gefährlich, im Wandel: So umschreibt der Verfassungsschutz die rechtsextremistische Szene in Hessen. Vor allem die „Neue Rechte“ und rechtsextremistische Parteien suchten den Anschluss an die Gesellschaft.

12
09
2019
Verfassungsschutz warnt vor "Neue Rechte"
Symbolbild: "Neue Rechte" © Shutterstock, bearbeitet by iQ.

Der Präsident des Landesamts für Verfassungsschutz, Robert Schäfer, warnt eindringlich vor rechtsextremistischer Gewalt in Hessen. „Insbesondere das wachsende Selbstbewusstsein und die Gewaltorientierung innerhalb der rechtsextremistischen Szene bereiten uns große Sorge“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Wiesbaden. „Auch wenn Hessen mit Blick auf die Zahlen beispielsweise hinsichtlich der Gewalttaten aus dem Bereich Rechtsextremismus deutlich unterhalb des Bundesdurchschnitts liegt, müssen wir dennoch äußerst wachsam bleiben.

In seinem Bericht für das Jahr 2017 zählt das Landesamt für Verfassungsschutz (LfV) 1465 Männern und Frauen zur rechtsextremistischen Szene. Darüber hinaus wurden 670 Personen als gewaltorientiert eingestuft. Zahlen für das Jahr 2018 werden in Kürze veröffentlicht.

Verfassungsschutz: „Hohe Gewaltbereitschaft“

„Die rechtsextremistische Szene ist gegenwärtig nicht isoliert und auch nicht begrenzt auf ein neonazistisches Spektrum“, erläuterte Schäfer. „Es entwickelt sich eine heterogene Szene, die teilweise versucht, sich mit antidemokratischen und autoritären Positionen offensiv in den öffentlichen Diskurs einzumischen“. Dieses Spektrum versuche, Verbindungen zwischen dem rechtsextremistischen und dem nicht-extremistischen Teil der Gesellschaft zu knüpfen. „Der Verfassungsschutz muss diese Entwicklung sehr genau im Auge behalten“, sagte Schäfer.

Laut Verfassungsschutz reichen die rechtsextremistischen Strukturen im Land von einzeln agierenden Rechtsextremisten bis hin zu fest strukturierten Parteien und Gruppierungen. Eine hohe Gewaltorientierung ist im Rechtsextremismus weit verbreitet. „Die rechtsextremistische Szene in Hessen ist nicht statisch, sondern verändert sich“, so das Urteil der Sicherheitsbehörde.

Rechtsextremistisches Gedankengut verbreiten und etablieren

Einige Gruppierungen aus dem neonazistischen Spektrum seien in den vergangenen Jahren verboten worden oder seien derzeit nicht mehr aktiv . Vertreter der sogenannten „Neuen Rechten“ versuchten, rechtsextremistisches Gedankengut unter neuen Slogans in der Gesellschaft zu verbreiten.

„Im Bereich der „Neuen Rechten“ und der rechtsextremistischen Parteien ist das Bemühen um Anschluss an den nicht-extremistischen Teil der Gesellschaft besonders stark ausgeprägt“, urteilt das LfV. Die „Neue Rechte“ ist eine ursprünglich in den 1970er Jahren in Frankreich aufgekommene Strömung. Sie bemüht sich um eine Intellektualisierung des Rechtsextremismus und beruft sich unter anderem auf antidemokratische Denker, die bereits zur Zeit der Weimarer Republik aktiv waren.

Leserkommentare

Brad Lewis sagt:
Natürlich ermittelt der Verfassungsschutz auch unter Islamextremisten. Dort nehmen Herrschaftsbewusstsein, Gewaltbereitschaft und Selbstbewußtsein mindestens genauso zu. Mit autoritären und antidemokratischen Positionen wird überall versucht Boden zu gewinnen und die Gesellschaft zu verändern. Der Islam als Gefahr und Bedrohung kann nicht geleugnet werden.
13.09.19
0:10