Fasten im Ramadan, Beten fünfmal am Tag: Der Islam stößt auch bei manchen Bürgern in Rheinland-Pfalz auf Vorbehalte. Das Land hält unter anderem mit einer neuen Veranstaltungsreihe dagegen.
Rheinland-Pfalz treibt die Gespräche mit den islamischen Religionsgemeinschaften voran. Am späten Dienstagnachmittag soll in Koblenz eine neue öffentliche Veranstaltungsreihe zum muslimischen Leben im Land starten. Schon seit längerem laufen interne Werkstattgespräche mit Vertretern von Islam und christlichen Kirchen.
Nach Angaben des Kultur- und des Integrationsministeriums in Mainz geht die rot-gelb-grüne Landesregierung weiter davon aus, noch in diesem Herbst Zielvereinbarungen mit den islamischen Religionsgemeinschaften unterzeichnen zu können. Ein Jahr später soll Bilanz gezogen werden und im positiven Fall der Startschuss für Verhandlungen über einen Religionsvertrag fallen.
Darin soll es unter anderem um Regelungen für den Umgang mit islamischen Feiertagen, zum islamischen Religionsunterricht und zu neuen Professuren für islamische Religionspädagogik gehen. Zu einem Vertrag noch in der laufenden Wahlperiode bis 2021 könnte es laut Kulturministerium kommen, doch hänge dies auch von den weiteren Entwicklungen in den islamischen Religionsgemeinschaften ab.
Die Verhandlungen zwischen Land und Muslimen waren seit 2016 unterbrochen gewesen. Nach der Auswertung von zwei Gutachten beschloss das Land, dass vor neuen Vertragsverhandlungen zunächst eine Zielvereinbarung unterzeichnet werden soll. Im Fokus der Gespräche mit der Schura, dem DITIB-Landesverband, dem Verband der Islamischen Kulturzentren und der Ahmadiyya-Gemeinschaft dürften vor allem interne Strukturen einiger Religionsgemeinschaften stehen.
Integrationsministerin Anne Spiegel (Grüne) teilte der Deutschen Presse-Agentur mit Blick auf die neue Gesprächsreihe mit: „In Zeiten, in denen Diskussionen um Radikalisierung stattfinden sowie Angst vor dem Islam geschürt wird, muss die Lebenswirklichkeit von Muslimen in Deutschland und ihren Beitrag für unser vielfältiges und demokratisches Gemeinwesen gezeigt und diskutiert werden.“ Das neue Gesprächsformat mit Experten und Religionsvertretern schaffe Raum für „eine kritische, aber immer auf Augenhöhe stattfindende Diskussion“. Begegnung sei „die beste Prävention gegen Ressentiments“.
Dem ersten Podiumsgespräch „Lebenssituationen, Einstellungen und Engagement von Muslimen und islamischen Organisationen“ in Koblenz soll am 21. Oktober in Kaiserslautern die Veranstaltung „Muslimisches Leben und deutsche Rechtsordnung“ folgen. Am 18. November ist in Ingelheim der Dialog „Der Blick von außen auf Muslime“ vorgesehen.
Der rheinland-pfälzische Schura-Vorsitzende Akif Ünal sagte der dpa, in dem Bundesland mit insgesamt vier Millionen Einwohnern lebten etwa 200 000 Muslime. Die Mehrheit von ihnen habe einen deutschen Pass. Die neuen Podiumsgespräche könnten in Zeiten negativer und populistischer Schlagzeilen über den Islam sehr positiv sein: „Das Klima ist nicht einfacher geworden“. Selbst in „konventionellen Parteien“ gebe es teils Vorbehalte. „Viele Studien sagen, das kommt daher, dass man sich nicht kennt, weil man nicht miteinander spricht“, erklärt Ünal, der im Hauptberuf Informatiker ist.
Dialog und Bildung seien der Schlüssel zu einem guten Miteinander in Deutschland. Eines der langfristigen Ziele der Schura sei daher auch ein flächendeckender islamischer Religionsunterricht an Schulen. Das Bildungsministerium in Mainz teilte zum gegenwärtigen Stand mit: „Der islamische Religionsunterricht wird als modellhafte Erprobung an landesweit 18 Grundschulen angeboten.“ Außerdem an sieben weiterführenden Schulen – allesamt in Ludwigshafen.
Projektziel sei hier in der Sekundarstufe I (5. bis 10. Klasse) „ein islamischer Religionsunterricht, der mit dem katholischen und evangelischen Religionsunterricht gleichwertig ist“. Daher handele es sich auch nicht um Islamkunde. „Der islamische Religionsunterricht unterliegt denselben Regelungen wie der andere Religionsunterricht“, ergänzt das Ministerium. „Er wird in deutscher Sprache erteilt, wird benotet, ist versetzungsrelevant und unterliegt der staatlichen Schulaufsicht.“ (dpa, iQ)