Wenn die Zeit einfach nicht reicht, um anstehende Aufgaben abzuarbeiten, ist die Ursache oft schlechtes Zeitmanagement. Warum Zeitmanagement für einen Muslim so wichtig ist und welche Methoden Erfolg versprechen, erklärt Bilal Erkin.
Unsere gesamte Existenz auf der Erde ist nur möglich, weil es die Zeit gibt. Haben wir uns jemals die Frage gestellt, was Zeit überhaupt ist und wie wir sie definieren? Wenn ich diese Frage in meinen Vorträgen stelle, bekomme ich oft Antworten zu hören wie: Zeit
Ja. Alle Antworten sind richtig. Zeit ist tatsächlich relativ; sowohl hier auf der Erde, als auch im Weltall als auch im Jenseits. Uns kommt die Zeit entsprechend länger oder kürzer vor, je nachdem, mit was wir uns in dieser Zeit beschäftigen. Allah sagt über die Zeit im Koran: „(…) ein Tag bei deinem Herrn ist wie tausend Jahre nach eurer Berechnung.“ (Sure Hadsch, 22:47)
Allah ist selbst zeitlos, d. h. er hat keinen Anfang und kein Ende. Er ist es, der die Zeit erschaffen hat und sie unterschiedlich vergehen lässt. Dabei vergessen wir jedoch eins: Zeit ist die größte Gabe Gottes, dessen Wert wir nicht zu schätzen vermögen. Unser Prophet Muhammad (s) sagt in einem Ausspruch: „Schätze den Wert von fünf Dingen, ehe fünf (andere) Dinge nicht eintreffen: Die Gesundheit vor der Krankheit, die Jugend vor dem Alter, den Reichtum vor der Armut, das Leben vor dem Tod, und die freie Zeit vor der Beschäftigung.“
Da keiner von uns weiß, wie lange er zu leben hat, kann auch keiner sagen, wie viel Lebenszeit er noch haben wird. Wissenschaftler sagen: Wenn jemand durchschnittlich 75 Jahre alt wird und wir bei ihm alle wiederkehrenden Tätigkeiten wie Schlaf, Essen, Arbeit, Surfen etc. abziehen, bleiben ihm insgesamt 8 Jahre (!), in denen er sich frei entscheiden kann, was er außerhalb dieser Routinen machen will, sprich Ehrenamt, Sport, Spiritualität, Familie und Freunde etc. Ich nenne diese kurze Zeit „Quality Time“. Ohne gutes Zeitmanagement, werden wir sie nicht sinnvoll nutzen können.
Das Ziel eines erfolgreichen Zeitmanagements sollte sein, dass man in kurzer Zeit seine Aufgaben effizient erledigt, um stressreduziert und gesund zu leben, schnell erfolgreich zu werden und seiner Aufgabe als Mensch auf dieser Erde gerecht zu werden und dadurch das Paradies zu verdienen.
Wer sich keine Gedanken über Zeitmanagement macht, wird schnell merken, dass seine Lebensbereiche unausgeglichen sind. Irgendetwas wird immer zu kurz kommen, auch wenn man in bestimmten Lebensbereichen sehr erfolgreich ist. Aber genau diese Ausgeglichenheit gibt uns das Gefühl der Erfüllung und der Glückseligkeit.
Es haben sich mit der Zeit verschiedene Methoden für ein erfolgreiches Zeitmanagement etabliert. Man muss allerdings sagen, dass es keine Zauberformel gibt, die für alle gilt. Es ist Typsache, welche Methode bei wem fruchtet und wie gut funktioniert. Daher empfehle ich verschiedene Methoden auszuprobieren und seinen eigenen Weg zu finden.
Die meisten Methoden lassen sich in drei Phasen abbilden: Planung, Umsetzung, Optimierung.
Planung: Hier werden alle Aufgaben nach Priorität sortiert, in kleine Aufgabenschritte unterteilt und terminiert. (Mögliche Methoden: Eisenhower-Matrix, Getting Things Done, Personal Kanban).
Umsetzung: In dieser Phase werden die Aufgaben im Wettlauf gegen die Zeit erledigt. Dabei beseitigt man alle Ablenkungen und fokussiert sich auf die Aufgabe selbst. (Mögliche Methoden: Clean-Desk Prinzip, Digital Detoxing, Pareto-Prinzip, Pomodoro Methode).
Optimierung: Unter Optimierung versteht sich das Reflektieren der bisher erledigten Aufgaben, um aus Fehlern zu lernen und Abläufe effizienter zu gestalten. Dafür eignen sich in der digitalen Welt Automatisierungen (wie zapier, IFTTT) oder der persönliche Austausch in Gruppen sehr gut. Wichtig ist, dass man auch seine Erfolge visualisiert und sich belohnt. (Mögliche Methoden: Digitalisierung, Papierloses Büro, Nutzen eines Planners, Supervision, MasterMind-Gruppen, Visualisierungen)