Enver Şimşek war der erste Opfer des NSU-Terrors. In Zwickau haben Unbekannte seinen Mahnmal entweiht. Die Polizei ermittelt.
Der in Gedenken an Enver Şimşek gepflanzter Baum ist in Zwickau nach Angaben der Stadt abgesägt worden. Oberbürgermeisterin Dr. Pia Findeiß (SPD) ist fassungslos über die Zerstörung. „Das Absägen des Baumes zeugt von Intoleranz, mangelndem Demokratieverständnis und von Verachtung gegenüber Terroropfern und deren Angehörigen“, wurde die Oberbürgermeisterin in einer Mitteilung von Donnerstag zitiert. Zuvor hatte die „Freie Presse“ aus Chemnitz berichtet.
Über die Täter liegen keine Erkenntnisse vor. Der Sprecher der Bundesregierung, Steffen Seibert, nannte die Tat am Freitag in Berlin „bestürzend“ und forderte dessen Aufklärung. Es sei wichtig, an die Opfer der Mordserie zu erinnern.
Die deutsche Eiche sollte an Enver Şimşek erinnern, welcher das erste von insgesamt zehn Opfern war. Am 9. September 2000 feuerten die Rechtsterroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt in Nürnberg auf den Blumenhändler, der in seinem Wagen Pflanzen sortierte. Şimşek starb zwei Tage später an den Folgen seiner Schussverletzungen. Laut Plan sollten neun weitere Bäume auch den anderen Opfern als Erinnerung dienen. Spendenaktionen ermöglichten das Mahnmal.
Die Terrorzelle „Nationalsozialistischer Untergrund“ von Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt hatte fast 14 Jahre lang im Untergrund gelebt – zuletzt in Zwickau. Sie war 2011 aufgeflogen. In dieser Zeit ermordeten die beiden Männer neun Gewerbetreibende türkischer und griechischer Herkunft sowie eine Polizistin. Zudem begingen sie zwei Sprengstoffanschläge mit vielen Verletzten und mehr als ein Dutzend Raubüberfälle. Am Ende nahmen sich Mundlos und Böhnhardt das Leben.
2016 schändeten in Zwickau bereits Unbekannte schon einmal ein Mahnmal für die NSU-Opfer. Sie beschmierten die aus mehreren Bänken mit den Namen der Opfer bestehende Installation mit Farbe und beschädigten das Holz. Oberbürgermeisterin Findeiß kritisierte damals die Gleichgültigkeit der Bevölkerung und zog einen Vergleich zur Pogromnacht. (dpa, iQ)