Hamburg

Buttersäure-Anschlag auf Praxis eines muslimischen Arztes

Am Freitag wurde ein Buttersäure-Anschlag auf eine Praxis in Hamburg verübt. Die Praxis gehört dem ehemaligen SCHURA Hamburg Vorsitzenden Mustafa Yoldaş.

12
10
2019
Buttersure-Anschlag auf Praxis von Mustafa Yoldaş © Facebook, bearbeitet by iQ.

Am Freitagnachmittag wurde ein Anschlag auf die Arztpraxis des ehemaligen SCHURA-Hamburg Vorsitzenden Mustafa Yoldaş verübt. Ein noch unbekannter Täter betrat gegen Mittag die Praxis des Mediziners und entleerte eine Flasche mit Buttersäure im Eingangsbereich. Vier Personen hat der Täter dabei verletzt. Man musste sie medizinisch versorgen. Drei Kitarbeiterinnen der Praxis und eine Patientin sind betroffen. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen aufgenommen. Hinweise zum Täter und zum Hintergrund der Tat gäbe es noch nicht, teilte die Polizei mit.

Auf dem sozialen Netzwerk facebook gibt Mustafa Yoldaş eine Stellungnahme zu dem Vorfall. Er bezeichnet den Angriff auf seine Praxis als „feigen Anschlag“. „Dieser feige Attentat erreicht jetzt eine Dimension, die ich nicht mehr unter „politische Auseinandersetzung“ zählen würde sondern als einen abgemilderten terroristischen Anschlag, der natürlich geahndet und dann auch entsprechend mit den Mitteln des Rechtsstaats verfolgt werden muss“, fordert der Mediziner. Er selbst befand sich zum Tatzeitpunkt nicht in der Praxis, sondern im Ausland. Von dem Anschlag wolle er sich allerdings nicht einschüchtern lassen.

„Unabhängig davon ändert ein Mann meines Alters und Kalibers nicht von heute auf morgen seine Meinung. Schweigen und Resignation sind keine Option für mich. Ich werde meinen Prinzipien treu bleiben, für die ich mich drei Jahrzehnte einsetzt habe, wenn auch manchmal für manche Zeitgenossen auf eine unbequeme Art und Weise“, kündigt Yoldaş an.

Leserkommentare

Ethiker sagt:
Feige ist auch der Umgang mit muslimischen Gläubigen In Deutschland. Sobald diese Feigheit angesprochen wird, kommen nicht selten rassistische Antworten. Man solle doch woanders hin, falls es einem nicht in Deutschland gefalle. Damit wird jedes noch so ungerechtes und feiges Verhalten gerechtfertigt. Mit anderen Worten, wir Deutsche (nicht selten eine völkische Konstruktion) bestimmen wie wir mit Muslime umgehen und wenn es ihnen nicht passt, sollen sie das Land verlassen. Überall auf der Welt sind Menschen mit unterschiedlicher Migrationsgeschichte beheimatet. Die Mehrheit der Deutschen haben eine Migrationsgeschichte aus Anatolien. Keiner würde unschuldige Menschen, die in einem Land geboren sind aus rassistischen Gründen vertreiben oder versuchen diese zu bekämpfen. Oder etwa doch ? In Brasilien gibt es eine deutsche Stadt, Blumenau. Nitzsches Schwester wollte sogar auf völkischer Grundlage in Paraguay einen rassitischen deutschen Staat aufbauen. Das Problem ist der Rassismus und Essentialismus, der sich aus der Demokratie entwickelt, die irrationale Abwertung eines konstruierten Anderen, um ein völkisches essentialistisches Selbstbild zu konstruieren. Demokratie ist ohne Ethos, Demos und Nomos nicht herzustellen. Als Hinweis sollten die Verbindungen zwischen und Faschismus und Demokratie endlich aufgearbeitet werden, weil Rassismus ohne der Konstruktion von Demos und Ethos undenkbar ist. Es wird Zeit Demokratievorstellungen nicht naiv zu übernehmen, sofern sie auf Kosten des konstruierten Anderen aufbauen. Will man Rassismus ehrlicherweise den Garaus machen für ein friedliches Miteinander, braucht es ein Nomos der weitesgehend unabhängig vom Demos ist und konsequent Rassismus ahndet und keinen instutionellen Rassimus weiter ausbaut oder sogar manifestiert. Das ist auch eine Aufgabe der Exekutive in allen Bereichen. Ich wünsche alle Menschen eines Anschlags Genesung und alles Gute.
12.10.19
13:33
Brad Lewis sagt:
Der langjährige türkische Vorsitzende des Islamverbandes Schura e.V. hatte zu Beginn des Jahres 2018 für Empörung gesorgt, als er in sozialen Netzwerken einen Angriff des türkischen Militärs in Syrien mit teils religiös aufgeladenen und martialischen Worten und Bildern gelobt hatte. Mustafa Yoldas schrieb damals: "Gott möge unsere glorreiche Armee vor Schaden bewahren." Später ruderte er zurück, ließ seine Ämter ruhen und trat schließlich nicht zur Wiederwahl an. Aktuell prescht er wieder vor: "Unabhängig davon ändert ein Mann meines Alters und Kalibers (!!) nicht von heute auf morgen seine Meinung. Ich werde meinen Prinzipen treu bleiben." Die Buttersäure-Attacke jetzt steht möglicherweise in Zusammenhang mit der erneuten Militärintervention der Türkei in Nordsyrien. Die Polizei vermutet einen politischen Hintergrund der Tat. Ein türkischer Allgemeinmediziner und führender Islamverbands-Vertreter befürwortet und glorifiziert von Hamburg aus Kriegshandlungen der Türkei mit islamischen Überzeugungen und Lobrufen. Wem das nicht zu denken gibt, dem ist nicht mehr zu helfen.
13.10.19
12:30
Johannes Disch sagt:
@Brad Lewis (13.10.2019, 12:30) Auch hier wieder eine fürchterliche Rechtfertigung dieses feigen Anschlags. Da wird fröhlich ins blaue fabuliert, ob dieser Anschlag nicht möglicherweise eine Reaktion ist auf den völkerrechtswidrigen Einmarsch der Türkei in Nordsyrien.
15.10.19
14:51