Kopftuchverbot

Kopftuch bei Schulausflügen sorgt für Debatte

Dürfen Begleiterinnen von Schulausflügen ein Kopftuch tragen? Diese Frage sorgt in Frankreich weiterhin für Diskussionen und Debatten.

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2019
Muslimin mit Kopftuch im Regierungsparlament (c)privat, bearbeitet by iQ
Muslimin mit Kopftuch im Regierungsparlament (c)privat, bearbeitet by iQ

Dürfen Begleiterinnen von Schulausflügen ein Kopftuch tragen? Diese Frage sorgt in Frankreich weiter für Debatten. Initiiert hat die Debatte Bildungsminister Jean-Michel Blanquer. Er sagte laut französischen Medienberichten, das Tragen eines Kopftuchs sei „in unserer Gesellschaft nicht erwünscht“. Laut Gesetz sei es in der Öffentlichkeit zwar erlaubt, so Blanquer, und damit auch bei Schulausflügen. „Wir wollen das Phänomen aber nicht fördern“, sagte er dem Sender BFM TV.

Mit seinen Äußerungen reagierte Blanquer auf eine Situation, die sich vergangene Woche im Regionalparlament Burgund ereignet hatte. Dort hatte der Abgeordnete der rechtsextremen Partei Rassemblement National, Julien Odoul, eine Mutter, die eine Schulklasse begleitete, aufgefordert, ihr Kopftuch abzulegen. Der Abgeordnete Aurelien Tache von der Regierungspartei La Republique en Marche (LREM) zeigte sich empört; dies sei eine „Demütigung“ der Mutter durch einen gewählten Abgeordneten.

Religiöse Neutralität

Der neue Präsident der Republikaner in Frankreich, Christian Jacob, kündigte für Ende Oktober einen Gesetzesvorschlag an, der religiöse Neutralität von Begleitern bei Schulausflügen vorschreiben soll. Zu Wochenbeginn wurde zudem eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ifop zum Thema veröffentlicht. 66 Prozent der Franzosen seien für ein Verbot sichtbarer religiöser Zeichen bei Begleitern von Schulausflügen.

Die Gesetzeslage ist nicht eindeutig. Frankreichs oberstes Verwaltungsgericht sieht Eltern, die eine Schülergruppe begleiten, nicht wie Lehrer oder Mitarbeiter der Schule an. Mithin gilt für sie kein Kopftuchverbot. Ein Verwaltungsgericht in Lyon unterschied zwischen Begleitpersonen und Personen, die ähnlich wie Lehrer in Schulaktivitäten eingreifen. Seit 2004 ist Schülern in Frankreich verboten, ein Kopftuch zu tragen.

Diskussionen um das Kopftuch

Ob muslimische Mütter als Begleiterinnen bei einem Schulausflug ein Kopftuch tragen dürfen, wird bereits länger diskutiert. Im Dezember 2013 entschied das oberste französische Verwaltungsgericht, dass das verpflichtende Kopftuchverbot nur für Lehrer und Schüler gelte. Bei Eltern, die einen Ausflug oder eine Klassenfahrt begleiteten, müsse von Fall zu Fall entschieden werden. Nur wenn das Kopftuch die öffentliche Ordnung oder die Funktion des öffentlichen Dienstes behindere, könne verlangt werden, dass es abgelegt werde. (KNA/iQ)

Leserkommentare

Ute Fabel sagt:
Es ist gut, dass Bildungsminister Jean-Michel Blanquer nicht lange um den heißen Brei redet, sondern es unverblümt auf den Punkt bringt: „Das Tragen eines Kopftuchs ist in unserer Gesellschaft nicht erwünscht“ Ich verstehe auch, dass viele Eltern etwas dagegen hätten, wenn jemand, der einen Anstecker mit dem Logo des Rassemblement National trägt, einen Schulausflug begleitet. Beides steht für mich für aufdringlich zur Schau gestellte Engstirnigkeit und mangelnde Offenheit.
16.10.19
20:53
Kritika sagt:
L.S. Frankreich geht bewundernswerterweise mit am consequentesten gegen Kopftuch Provokation und -Belästigung vor. Es wäre widersprüchlich, Schülern in der Schule für den Anblick von KopftuchFrauen zurecht zu schützen und ihnen dann solche lästige Exemplare im Schulausflug wieder vor der Nase zu setzen. Wenn KopftuchFrauen die Hilfe bei Schulausflügen am Herzen liegt, sollten sie wohl einige Stunden auf ihre Provokation verzichten können und sich wie normale Französinnen benehmen können. Schulausflüge sind Höhepunkte des Schul-jahres. Die Schulleitung sollte es einige Kopftuchsüchtige Unbelehrbaren nicht erlauben, den Schulausflug zu propagandazwecken für eine unmenschliche Ideologie zu missbrauchen. Gruss, Kritika
17.10.19
0:17
Ethiker sagt:
Ute Fabel sie kennen die betroffenen Personen mit Kopftuch nicht, oder etwa doch ? Ich halte es für infam Menschen paternalistisch eine Gesinnung zu unterstellen.(siehe " Engstirnigkeit und mangelnde Offenheit"). Es sind vielmehr sie, mit ihrer Einstellung, welche sie in den Menschen versuchen hinein zu projizieren.
17.10.19
11:22
Johannes Disch sagt:
Die Sache ist ganz einfach: Es zu tragen, ist in dieser Situation vom Gesetz her erlaubt. Ob es irgendein Politiker für nicht wünschenswert hält, das ist völlig belanglos. Da versucht sich mal wieder ein Politiker mit dem Thema "Kopftuch" zu profilieren.
17.10.19
12:17
Johannes Disch sagt:
Bedenklich an der Sache ist, dass der französische Bildungsminister glaubt, er würde für die französische Gesellschaft sprechen.
17.10.19
12:19
Denise Richter sagt:
Kritika, offenbar dürfen "KopftuchFrauen", wie Sie sie zu benennen lieben, Steuern und Gebühren zahlen, aber ansonsten ganz still sein. Und bitte nicht mit provokativen Stoffen herumlaufen. Hui! Was haben wir doch für eine Angst vor dem Kopftuch! Das ist so böse! Man könnte glatt meinen, "KopftuchFrauen" wären die neuen Hippies. "KopftuchFrauen" dürfen auch gerne als Putzfrauen arbeiten, aber bitte doch nicht in höher bezahlten Stellen. Du liebe Zeit! Wie engstirnig ist denn das! Früher waren Frauen in Hosen provokativ, mit kurzen Haaren, ohne BH, jetzt wahrscheinlich mit BH, mit roten Schuhen, etc. Jetzt laufen Frauen am besten halbentblößt herum, sodass sie mit der Menge mitschwimmen. Kommt runter von eurem Riesenroß. Und wie benehmen sich normale Französinnen? Ich kenne sogar ein paar. Und Sie werden es nicht glauben, die reden sogar mit "KopftuchFrauen".
19.10.19
8:05
Ute Fabel sagt:
@ Denise Richter: „KopftuchFrauen" dürfen auch gerne als Putzfrauen arbeiten, aber bitte doch nicht in höher bezahlten Stellen.“ Wenn ein Müllmann oder Straßenkehrer einen Che-Guevara-Anstecker trägt, wird das wohl auch nicht so störend empfunden, wie wenn ein Bankberater seine marxistische Gesinnung ständig vor sich hertragen will. Verbohrter Bekleidungsdogmatismus ist ein engstirniger Charakterzug, egal um welche Religion oder Weltanschauung es geht. Es handelt sich dabei um Selbstausgrenzung. Selbstmitleid ist folglich fehl am Platz.
20.10.19
8:08
Kritka sagt:
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09.11.19
1:13
Kritika sagt:
An Denise Kopftuch Frauen dürfen nicht nur, sie müssen sogar wie jeder normale Frau oder Mann Steuern zahlen. Würden Sie es gerecht finden wenn das Kopftuch steuerbefreiende Wirkung hätte? Putzfrauen trugen schon immer ein Kopftuch; nicht um für eine menschenverachtende Ideologie zu werben. sondern damit ihre Haare nicht eingestaubt würden. Ich dachte, Sie wussten das. Und die ' höhere ' Stellen ? Falls das so ist, wie Sie meinen, dann kann ich nur raten: Sollte ich eine höhere Stelle zu besetzen haben, dann stünde zwar fachliche Eignung an erster Stelle, aber sofort danach " wie repräsentiert die Person das Unternehmen nach aussen " ? Dabei müsste ich versuchen, mich in die Gedanken der Firmenkunden zu versetzen. Bekanntlich lehnen 2/3 aller Menschen hier das Kopftuch als penetrantes Islamisierungssymbol ab. Hier würde ich ein neutrales Äusseres der Vertreterin unserer Firma bevorzugen. Das Unter-der-Nase-Reiben der persönlichen Religion mittels Kopftuch, ja ebenfalls mittels kippi
09.11.19
1:37
Kritika sagt:
- - - Das unter-der-Nase-Reiben der persönlichen Religion mittels Kopftuch, ja ebenfalls mittels Kepi, wäre für mich ein Grund, einen im Übrigen qualifizierten Bewerber nicht einzustellen. Habe ich Ihr Post zufriedenstellend beantwortet, verehrte Denise? Gruss, Kritika
09.11.19
1:47