Frankreich

Macron warnt vor Stigmatisierung von Muslimen

Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron hat in der Debatte um ein Kopftuchverbot vor einer Stigmatisierung von Muslimen gewarnt.

23
10
2019
Emmanuel Macron © Facebook Macron, bearbeitet by iQ.
Emmanuel Macron © Facebook Macron, bearbeitet by iQ.

Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron hat in der Debatte um ein Kopftuchverbot vor einer Stigmatisierung von Muslimen gewarnt. „Ich denke, wir sollten uns nicht spalten lassen“, sagte Macron am Dienstag dem Fernsehsender BFMTV bei einem Besuch der Insel Mayotte, einer französischen Übersee-Region im Indischen Ozean. Er forderte die Franzosen auf, gemeinsam gegen rechtsextremer Gewalt zu kämpfen.

Es sei wichtig, dass die Kopftuchdebatte nicht als Reaktion auf die Provokation eines Abgeordneten der rechtsextremen Partei Rassemblement National, des früheren „Front National“ von Marine Le Pen, stattfinde. „Ich werde in friedlicher Weise auf die Debatte zurückkommen, wenn ich denke, dass es der richtige Zeitpunkt ist“, so Macron.

Anlass der neuerlichen hitzigen Debatte ist ein jüngster Vorfall in einer Feuerwehreinheit in Creil nördlich von Paris. Ein Feuerwehrmann hatte dort den Besuch einer Schulklasse abgebrochen, weil eine begleitende Schülermutter ihr Kopftuch nicht ablegen wollte.

Bildungsminister Jean-Michel Blanquer sagte dazu laut Medienberichten, das Tragen eines Kopftuchs sei „in unserer Gesellschaft nicht erwünscht“. Laut Gesetz sei es in der Öffentlichkeit zwar erlaubt, so Blanquer, und damit auch bei Schulausflügen; „wir wollen das Phänomen aber nicht fördern“.

Im Regionalparlament Burgund hatte zuvor der Abgeordnete des Rassemblement National, Julien Odoul, das Ablegen des Kopftuchs gefordert. Der Abgeordnete Aurelien Tache von der Regierungspartei La Republique en Marche (LREM) zeigte sich empört; dies sei eine „Demütigung“ einer Muslimin durch einen gewählten Abgeordneten.

Die Gesetzeslage ist nicht eindeutig. Frankreichs oberstes Verwaltungsgericht sieht Eltern, die eine Schülergruppe begleiten, nicht wie Lehrer oder Mitarbeiter der Schule an. Mithin gilt für sie kein Kopftuchverbot. Ein Verwaltungsgericht in Lyon unterschied zwischen Begleitpersonen und Personen, die ähnlich wie Lehrkräfte in Schulaktivitäten eingreifen. Seit 2004 ist es Schülerinnen in Frankreich verboten, ein Kopftuch zu tragen.

Einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ifop zufolge sind zwei von drei Franzosen für ein Verbot sichtbarer religiöser Zeichen bei Begleitern von Schulausflügen. (KNA/iQ)

 

Leserkommentare

Ute Fabel sagt:
Ein diskriminierungsfreies Verbot aller religiösen und weltanschaulichen sichtbaren Zeichen bei Begleitern von Schulausflügen, die zwei Drittel der Franzosen befürworten, wäre wohl wahrlich die salomonische Lösung. Das Pflicht zum Ablegen religiöser und weltanschaulicher Kleidungsstücke im staatlichen Bereich kann jedoch keinesfalls als "Demütigung" empfunden werden. In Österreich wurde vor zwei Jahren ein Disziplinarverfahren gegen einen deutschnationalen Burschenschafter, dem Sohn eines FPÖ-Parlamentariers, eingeleitet, weil er unter der Uniform des österreichischen Heers bei einer Veranstaltung auf der Wiener Universität eine Burschenschafterschleife trug.
23.10.19
14:57
Ethiker sagt:
Was Macron in seinen Reden sagt und was die Praxis widerspegelt sind zwei verschiedene Dinge. Es mag mehrere Gründen geben, warum Macron die muslimischen Wählerstimmen an sich ziehen möchte. Seine Außenpolitik spricht eine andere Sprache. Frankreich betreibt eine Marginalisierungspolitik von Muslimen, wie unlängst dubiose Debatten zeigen. Wer dem traut, was Macron sagt, dem hilft eventuell ein Blick in die ehemaligen Afrikanischen Kolonien Frankreichs. Dort sehen sie die Praxis der Französischen Politik. Von der Geschichte der Verbrechen Frankreich an Muslimische Staaten ganz zu schweigen.
23.10.19
16:17