Autoren schreiben hunderte Seiten. Doch was passiert, wenn sie ihr Buch auf seine Essenz herunterbrechen müssen? Unsere Serie „Nachgefragt“ liefert Antworten. Heute Brian A. Catlos und sein Buch „Al Andalus“
IslamiQ: Wem würden Sie ihr Buch „Al Andalus – Geschichte des islamischen Spaniens“ gerne schenken und warum?
Brian Aivars Catlos: Jedem, der fälschlicherweise glaubt, dass es so etwas wie den “Kampf der Kulturen” gibt oder der das mittelalterliche Spanien für ein Paradies der “Toleranz” hält.
IslamiQ: Warum ist die Thematik Ihres Buches im Lichte aktueller Debatten wichtig?
Catlos: Ich denke, es ist wichtig, weil es zeigt, dass die religiöse Kultur nur ein Faktor für die Identitätsbildung ist und es viele andere Möglichkeiten gibt, mit denen Menschen Gemeinschaften, Freundschaften und Allianzen aufzubauen. Diese gehen über viele religiöse oder kulturelle Trennungen hinaus.
IslamiQ: „Beim Lesen guter Bücher wächst die Seele empor.“ Warum trifft dieses Zitat von Voltaire auf Ihr Buch zu?
Catlos: Ich hoffe es trifft zu. Und wenn ja, denke ich, weil es im Grunde genommen ein optimistisches Buch ist – und es konzentriert sich auf die Menschlichkeit, die uns alle zusammenhält – ein Menschengefühl, das zu großem Altruismus fähig ist, aber leider auch großen Schmerz und Kummer verursacht.
IslamiQ: Ihr Buch „Al Andalus – Geschichte des islamischen Spaniens“ in drei Wörtern zusammengefasst?
Catlos: Bricht alte Vorurteile.
IslamiQ: Eine spezielle Frage für Sie: Inwieweit ist Andalusien ein sehenswerter Ort, insbesondere für Muslime?
Catlos: Die Geschichte von Al-Andalus zeigt uns, dass die islamische Geschichte Teil der europäischen Geschichte ist und umgekehrt. Sie zeigt uns, dass das Christentum und der Islam wie das Judentum Kulturen sind, die zusammen das bilden, was wir “den Westen” nennen, und dass es eine lange Geschichte der Zusammenarbeit und Integration gibt.
Es war natürlich auch ein Land des Konflikts, doch dieser Konflikt war nicht unvermeidlich. Aber: Obwohl dieser Konflikt oft in religiöser Sprache ausgedrückt wurde, war Religion selten die Ursache. Dies gibt uns Hoffnung.
Al-Andalus war kein Paradies, aber es war ein Land, in dem enorme kulturelle, intellektuelle und technologische Fortschritte erzielt wurden, die Europa verwandelten und den Weg für die Moderne ebneten.