Muslimische Pflegeangebote

„Kaum Angebote in der Pflege für Muslime“

Die Nachfrage der Muslime in Deutschland nach religions- und kultursensiblen Pflegeangeboten steigt an. Die IGMG bemängelt das geringe Angebot.

05
11
2019
Symbolbild: Pflege, Pflegekräfte,Hospiz © shutterstock bearbeitet by IslamiQ.
Symbolbild: Pflege, Pflegekräfte, Hospiz © shutterstock bearbeitet by IslamiQ.

Die mangelnde finanzielle Anerkennung häuslicher Arbeit erhöht das Altersarmut-Risiko von Frauen. „Frauen, die ihren beruflichen Werdegang zugunsten der Familie zurückstellen, werden gegenüber vollzeitarbeitenden und durchgängig beschäftigten Personen mit einem geringeren Einkommen und einer geringeren Rentenanwartschaft bestraft“, heißt es in einem Gutachten, das der Sozialverband Deutschland (SoVD) am Freitag vorgestellt hat.

„Wenn es zu einem Pflegefall in der Familie kommt, dann sind es in 70 Prozent der Fälle Frauen, die sich kümmern und unbezahlte Sorgearbeit leisten. Sie pflegen durchschnittlich 21 Stunden pro Woche unbezahlt“, erklärte SoVD-Präsident Adolf Bauer. „Zudem zeigt das Gutachten auf, dass sich viele pflegende Frauen vollständig aus dem Berufsleben zurückziehen“, sagte Bauer. Dies habe weitreichende Folgen für das Alterseinkommen. „Aufgrund der unterbrochenen Erwerbsarbeit zahlen sie entweder geringere Beiträge in das Sozialversicherungssystem ein oder sie sind ausschließlich über ihren Partner abgesichert“, betonte der Verbandspräsident.

IGMG fordert mehr Pflegeangebote für Muslime

„Für über fünf Millionen Muslime in Deutschland gibt es kaum religions- und kultursensible Angebote in der Pflege. Betroffene Familien stehen oft vor großen Herausforderungen“, 

„Der Mangel an religions- und kultursensiblen Angeboten in der Pflege stellt muslimische Familien vor große Herausforderungen“, erklärt Kemal Ergün, Vorsitzender der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG). Anlass sei die steigende Nachfrage muslimischer Familien nach Pflegeangeboten. Stehe in der Familie ein Pflegefall an, haben Betroffene keine Wahlfreiheit zwischen häuslicher Selbst- und professioneller Pflege. „Sie müssen die Pflege oft selbst stemmen unter Hinnahme von Lohnausfällen, was oftmals Altersarmut zur Folge hat“, so Ergün.

„Bedarfsorientierte Dienstleistungen anbieten“

In Deutschland leben über fünf Millionen Muslime. Ihre Nachfrage an religions- und kultursensiblen Pflegeangeboten steige stetig an. Vor diesem Hintergrund müssen Angebote geschaffen werden. Die IGMG prüfe und erörtere den Aufbau entsprechender Angebote. „Es müssen alle Anstrengungen unternommen werden, um den Menschen bedarfsorientiert Dienstleistungen in der Pflege anzubieten“, so Ergün weiter.

Um dem drohenden Altersarmut zu begegnen stehe aber auch die Politik in der Pflicht. Denkbar seien verschiedene Modelle, um den Lohnausfall während der Pflege und im Alter zu kompensieren: „Ein Familienpflegegeld analog zum Elterngeld, eine Lohnersatzleistung oder eine Anhebung der Rentenpunkte für pflegende Angehörige“, seien demnach sehr wichtig.

Leserkommentare

Brad Lewis sagt:
Soll und kann der Staat denn überall für jedermann (m/w/d) individuelle religionsspezifische Pflegeangebote finanzieren und einrichten? Islamisch agierende Gruppierungen bemängeln muslimische Pflegeangebote und stellen Ansprüche und entsprechende Forderungen? Mit welchem Recht? Und wer soll das extra bezahlen mit welchem zusätzlichen Aufwand? Ein Freund von mir arbeitet in der freien Wohlfahrtspflege und berichtete von Vorfällen, wo islamisch orientierte Angehörige einen Riesenwirbel & Aufruhr veranstalteten, weil männliches Pflegepersonal auch für Frauen vorhanden war. So läuft das nun mal in Deutschland. Und daran sollten sich Muslime immer mehr gewöhnen und dankbar sein für die bestehenden Pflegeangebote.
06.11.19
2:57
Emanuel Schaub sagt:
Vor einigen tagen habe ich einen Fall von häuslicher Pflege resp.in dem fall ausserhäusig ... Ein älterer Herr in Begleitung einer Dame ,er musste ein Beatmungsgerät benutzen ,um überhaupt gehen zu können. Bewund ernswerter Lebenswille und Hilfsbereitschaft der Dame ! gruß emanuel
06.11.19
11:23
Emanuel Schaub sagt:
Vor einigen Tagen durfte ich Zeuge sein eines Beispiels von "ausserhäusiger" Pflege... Ein älterer muslimischer Herr in Begleitung einer Dame ;er war von einem Beatmungsgerät abhängig. Mit bewunderungswürdiger Zähigkeit und Lebenswille und seiner Begleiterin hat er sich ein Stück Lebensqualität TROTZ ALLEM erobert! gruß emanuel
06.11.19
11:38