Der Auftakt zum britischen Wahlkampf verlief für die Konservativen von Premierminister Boris Johnson recht holperig, jetzt ist auch noch Streit über eine Untersuchung des Islamhasses in der Partei ausgebrochen.
Der Auftakt zum britischen Wahlkampf verlief für die Konservativen von Premierminister Boris Johnson recht holperig, jetzt ist auch noch Streit über eine Untersuchung des Islamhasses in der Partei ausgebrochen. Am Samstag lieferten sich Gesundheitsminister Matt Hancock und die ehemalige Vize-Generalsekretärin Sayeeda Warsi einen Schlagabtausch. Am 12. Dezember sollen die Briten ein neues Parlament wählen.
Hintergrund für den Streit ist ein Versprechen von Finanzminister Sajid Javid. Der hatte als Mitbewerber von Johnson um die Parteiführung im Sommer bei einer Live-TV-Debatte vorgeschlagen, die Islamophobie in der Partei zu untersuchen. Seine Konkurrenten, einschließlich Johnson, stimmten ihm zu. Inzwischen will der Regierungschef davon aber nichts mehr wissen. Am Freitag sagte er der BBC, es werde eine „allgemeine Untersuchung zu Vorurteilen aller Art“ geben.
Warsi, die zu den prominentesten Musliminnen in der Partei gehört und inzwischen für die Tories im Oberhaus sitzt, zeigte sich über den Rückzieher empört. „Ja, es stimmt, meiner Partei ist Rassismus in den eigenen Reihen egal. Wir sind nur antirassistisch, um politischen Vorteil daraus zu schlagen“, schrieb sie auf Twitter.
Am Samstag gab es dann neuen Ärger. Gesundheitsminister Hancock sagte in einem BBC-Radiointerview, er respektiere Warsi, andere Parteimitglieder würden aber einen „ausgewogeneren Ansatz“ verfolgen. Warsi reagierte prompt: Auf Twitter bezichtigte sie Hancock des „whitesplaining“. Mit dem Kunstwort aus „white“ (weiß) und „explaining“ (erklären) wird das Kleinreden von Diskriminierung gegen dunkelhäutige Minderheiten durch Mitglieder einer hellhäutigen Mehrheit bezeichnet.
Johnson war immer wieder selbst dem Vorwurf der Islamophobie ausgesetzt, unter anderem weil er in einer Zeitungskolumne Frauen mit Vollverschleierung als „Briefkästen“ und „Bankräuber“ verspottet hatte. (dpa/iQ)