Mehr Polizeipräsenz alleine hilft nach Einschätzung eines Experten nicht gegen antisemitische und antimuslimische Angriffe – und kann sogar kontraproduktiv sein.
Mehr Polizeipräsenz alleine hilft nach Einschätzung eines Experten nicht gegen antisemitische und antimuslimische Angriffe – und kann sogar kontraproduktiv sein. Ständige erkennbare Sicherung „ist für die Geschützten eine Belastung und macht sie besonders sichtbar“, erklärte der Marburger Sozialpsychologe Ulrich Wagner mit Blick auf den Terroranschlag in Halle. Angriffe dieser Art seien nur eine Form von „gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit“. Antisemitismus, Vorurteile, Diskriminierung und Gewalt gegen Muslime oder Flüchtlinge sowie viele andere Formen der Ablehnung hängen demnach zusammen. „Die Täter differenzieren üblicherweise nicht.“
Die Gesellschaft könne einen nachhaltigen Schutz für Minderheiten nicht nur auf juristischer Ebene sicherstellen, sagte Wagner. Diese müssten auch in den Köpfen der Menschen in die Gemeinschaft aufgenommen werden: „Dabei hilft – auf persönlicher Ebene – der Kontakt untereinander, wie wir aus vielen Studien wissen. Voraussetzung dafür ist aber eine Politik, die Aufnahme und Willkommen aktiv fördert, die eine menschliche und menschenwürdige Immigrationspolitik entwickelt und vorantreibt.“ Es müsse gesellschaftlicher Konsens sein, dass es sich verbiete, einzelne Gruppen herauszustellen, abzuwerten und zu bedrohen. (dpa/iQ)