Nachgefragt

“Sich zu verstehen ist ein Geschenk”

Autoren schreiben hunderte Seiten. Doch was passiert, wenn sie ihr Buch auf seine Essenz herunterbrechen müssen? Unsere Serie „Nachgefragt“ liefert Antworten. Heute Dr. Jens Heisterkamp und sein Buch „Gott gehört der Osten und der Westen“.

09
11
2019

IslamiQ: Wem würden Sie ihr Buch „Gott gehört der Osten und der Westen“ gerne schenken und warum?

Dr. Jens Heisterkamp: Ich würde das Buch gerne Menschen schenken, die bisher vielleicht eher skeptisch sind gegenüber dem Islam, weil ich denke, dass in den Mehrheitsgesellschaften in Europa oft nur ein einseitiges Bild des Islams bekannt ist. Man stößt sich an bestimmten Äußerlichkeiten, kennt aber oft die Innenseite dieser Kultur gar nicht – und übrigens auch die der eigenen Tradition oft nur oberflächlich.

IslamiQ: Warum ist die Thematik Ihres Buches im Lichte aktueller Debatten wichtig?

Heisterkamp: Im Laufe unserer Gespräche zeigte sich, wie viele Gemeinsamkeiten zwischen Islam und abendländischem Denken bestehen – im Verhältnis von Glaube und Vernunft zum Beispiel, besonders was die gemeinsame Wertschätzung der aristotelischen Philosophie angeht, oder was die Rolle des Menschen in der Schöpfung betrifft. Das hat wichtige Konsequenzen bis hin zur Frage der Menschenwürde und der Menschenrechte.

Gott gehört der Osten und der Westen
Abdullah Takim und Jens Heisterkamp
Info 3 Verlag
148 Seiten
September 2019

IslamiQ: „Beim Lesen guter Bücher wächst die Seele empor.“ Warum trifft dieses Zitat von Voltaire auf Ihr Buch zu?

Heisterkamp: Weil es das eigene Selbst gewaltig erweitert und bereichert, Grenzen zu überwinden.

IslamiQ: Ihr Buch „Gott gehört der Osten und der Westen“ in drei Wörtern zusammengefasst? 

Heisterkamp: Verstehen als Geschenk.

IslamiQ: Eine spezielle Frage für Sie: Gleiche Ziele führen zusammen: Was würden Sie als „das gemeinsame Ziel“ bezeichnen? Wo scheitert der Dialog hauptsächlich trotz gemeinsamer Werte? 

Heisterkamp: Das gemeinsame Ziel liegt für mich darin, uns gegenseitig als Mitglieder der einen Menschheitsfamilie zu erkennen und zu lieben. Wir gehören dabei natürlich auch immer eigenen Traditionen an, die mit ihrem Habitus und ihren geschichtlich gewordenen Gewohnheiten und Überzeugungen sehr divers sind. Manche dieser Überzeugungen erscheinen kaum kompatibel, im Religiösen, etwa die Sicht auf Jesus, bei der Christen und Muslime nur schwer in der Beurteilung zusammenkommen werden. Jenseits der eigenen Tradition können wir uns aber immer wieder in einem gemeinsamen geistigen Raum finden, der alles umfasst und größer ist als alle menschliche Vorstellungskraft – das sind die Sternstunden des Dialogs.

 

 

Leserkommentare

Brad Lewis sagt:
Diese Buch-Essenz kann man natürlich auch überall sonst finden. Dazu müssen nicht unbedingt der Islam und irgendwelche Propheten herangezogen werden. Diese Essenz kann der Mensch auch ohne Islam erkennen und leben.
10.11.19
16:07
Emanuel Schaub sagt:
Bisweilen frage ich mich ... und Berufenere... wie wohl der Austausch von Vertretern dieser beiden Welt... Religionen mit MENSCHEN aus Regionen dieser WELT ,die noch gar nicht "entdeckt" (Pardon für das anmassende Wort!) und in etwelchen Urwald Enklaven.. alles nur nicht die Gottes Sohnschaft Jesu oder andere wichtiger...? Fragen besprechen wollen würden. Vielleicht sind sie... in ihrer Ntürlichkeit der Schöpfungs Intention näher als diese religiös `wissenden`Menschen ,die sich Homo sapiens resp. religiosus... nennen ...? gruß emanuel
11.11.19
12:44