Gegen einen Neonazi-Marsch in Bielefeld demonstrieren rund 14 000 Menschen. Die Demonstration verläuft friedlich. Elf Personen kommen in Gewahrsam.
Rund 14 000 Demonstranten sind am Samstag in Bielefeld gegen einen Neonazi-Marsch auf die Straße gegangen. Aufseiten der Partei „Die Rechte NRW“ zählte die Polizei rund 230 Teilnehmer. Diese habe man mit zahlreichen Sperrungen von den insgesamt 14 Gegendemos in verschiedenen Teilen der Stadt auseinander gehalten. Es habe kleinere Störungen gegeben, berichtete die Polizei. Elf Personen wurden in Gewahrsam genommen. Außerdem wurden 14 Strafverfahren unter anderem wegen Verstoßes gegen das Vermummungsverbot eingeleitet. Die Polizei sprach in ihrer Abschlussbilanz von einem insgesamt friedlichen Verlauf.
„Die Rechte“ hatte ausgerechnet zum 81. Jahrestag des nationalsozialistischen Novemberpogroms zu einem Marsch aufgerufen. Der Marsch sollte zu Ehren einer inhaftierten, mehrfach verurteilten Holocaust-Leugnerin durch Bielefeld ausgetragen werden. Die Polizei war mit rund 1000 Kräften aus ganz Nordrhein-Westfalen vor Ort. Man habe den Rechten Äußerungen untersagt, die zum Hass gegen Teile der Bevölkerung aufstacheln oder den öffentlichen Frieden stören könnten.
Gewerkschaften, Kirchen, Verbände und Parteien zeigten unter dem Motto „Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen“ gemeinsam Flagge gegen die Neonazis. Auch Landtagspräsident André Kuper nahm auf Einladung der jüdischen Gemeinde in Bielefeld an einer Veranstaltung teil. „Der 9. November ist der Tag der Wiedervereinigung und der Tag, an dem unser ganzes Land fassungslos und beschämt ist, weil er an die Verbrechen der Nazis erinnert“, sagte er laut Mitteilung. Man stehe fest an der Seite der jüdischen Bürger.
Am Nachmittag versuchten 50 Gegendemonstranten, eine Sperrung der Polizei zu durchbrechen. Zudem wollten Rund 100 Demo-Teilnehmer später den Aufzugsweg des Neonazi-Marsches blockieren. Außerdem kam eine Person einem Platzverweis nicht nach, wie eine Sprecherin berichtete. Der Mann habe sich gewehrt und einen Polizisten leicht verletzt. Eine weitere Person sei festgenommen worden, gegen sie habe bereits ein Haftbefehl bestanden.
Das Verwaltungsgericht Minden hatte Ende September eine Verfügung des Polizeipräsidiums Bielefeld kassiert, den Aufzug wegen des „historisch belegten Gedenktages“ der Pogromnacht vorzuverlegen. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) hatte die Versammlung an dem historischen Datum „eine Schande“ genannt und von „purer Provokation rechter Spinner“ gesprochen.
Rund 1500 Demonstranten haben nach Angaben der Polizei am Samstag in Bad Segeberg auch gegen Neonazis und rechte Gewalt protestiert. Die Erwartungen der Veranstalter, der Initiative „Segeberg bleibt bunt“, wurden damit übertroffen, bei der Sie mit 1000 Teilnehmern gerechnet hatten.
Der Protest richtete sich aber hier gegen die Aktivitäten eines wegen Totschlags und Vergewaltigung verurteilten Neonazis. Dieser wollte in Bad Segeberg das rechtsextreme Netzwerk „Aryan Circle“ aufbauen, sagte eine Sprecherin der Initiative. Die Demonstration wurde von zahlreichen Einzelpersonen und Initiativen aus verschiedenen Kreisen unterstützt. Dazu gehören zum Beispiel die „Omas gegen Rechts“ aus Lübeck und Hamburg. Der Protestmarsch begann und endete ohne besondere Vorkommnisse in der Innenstadt von Bad Segeberg.