„Die Kunst ist frei“. Frei von Grenzen und Debatten. Muslimische Künstler nutzen die Freiheit und zeigen deutlich: Wir gehören zu Deutschland. Heute mit Orçun Öztürk.
IslamiQ: Kannst Du Dich vorstellen?
Orçun Öztürk: Mein Name ist Orçun Öztürk. Ich komme gebürtig aus Nürnberg und lebe seit etwa fünf Jahren in Köln. Dort studiere ich klassische Gitarre sowie Islamwissenschaften, eine Fächerkombination, die dem Interesse des Klangs und der Sprache gewidmet ist, wenn man so will: dem Ausdruck an sich.
IslamiQ: Was möchtest Du mit deiner Arbeit bewirken?
Öztürk: Es ist nicht so einfach, diese Frage zu beantworten, denn ich kann behaupten, dass eine bewirken zu wollen, bewirke aber de facto vielleicht etwas ganz anderes. Deshalb tendiere ich wohl eher dazu, zu sagen, dass ich wirken möchte.
IslamiQ: Ist Dir Dein kultureller und/oder religiöser Background wichtig?
Öztürk: Mein religiöser bzw. kultureller Hintergrund spielt keine Rolle. Er ist das, was ich bin, und deshalb ist er vor allem nicht hintergründig. Er ist also kein Hintergrund. Das, was sich gründet, ist zeitweilen vordergründig. Vor allem ist es aber innen gegründet, also idealerweise innerlich begründet. Wenn man das so formulieren darf ein „Innengrund“.
IslamiQ: Wie stark beeinflusst dieser „Innengrund“ Dein künstlerisches Schaffen?
Öztürk: Sie beeinflussen sich gegenseitig. Mal stärker, mal schwächer. Manchmal weiß man von diesem Einfluss. Manchmal aber auch nicht. Ich vermute, dass das so in Ordnung ist.
IslamiQ: Studien attestieren eine steigende antimuslimische Stimmung in Deutschland. Bist Du persönlich Diskriminierungen dieser Art ausgesetzt?
Öztürk: Es ist eine Tatsache, dass diese Form der Diskriminierung herrscht. Und jeder ist mehr oder weniger davon betroffen. Dass Menschen überhaupt davon betroffen sind, macht uns alle betroffen. Die Großen lehren uns das. So heißt es bei Sadi – in der Übersetzung von Karl Heinrich Graf:
Die Menschenkinder sind ja alle Brüder,
Aus einem Stoff wie eines Leibes Glieder,
Hat Krankheit nur ein einzig Glied erfaßt,
So bleibt den anderen weder Ruh noch Rast,
Wenn anderer Schmerz dir nicht im Herzen brennet,
verdienst du nicht, daß man noch Mensch dich nennet.
IslamiQ: Denkst Du, dass der Islam zu Deutschland gehört? Wieso?
Öztürk: Überall wo der Islam erhört und angehört wird, oder werden kann, dort gehört er prinzipiell auch hin. Man darf zudem wohl sagen, dass er an sich niemandem gehört, sondern dass man ihm wenn überhaupt angehört. Er ist also da!