Bildungsmotivation statt Studienort in den Blick nehmen
Die von den Imamen am meisten frequentierten Ausbildungseinrichtungen sind auf dem Balkan, in der Türkei, in Ägypten und Saudi-Arabien. Hauptsächlich sind hier theologische und interdisziplinäre Zugänge miteinander verknüpft. Obwohl die Rekrutierung von Imamen aus dem Ausland nicht zufriedenstellend ist, könnte aufgrund der aktuellen Praxis ein ergänzendes Studium an der Schweiz als Alternative dienen.
Die Bildungsangebote für Imame unterscheiden sich in den europäischen Ländern. In Frankreich werden theologische Studien weitgehend den Herkunftsländern und privaten Institutionen überlassen. In Deutschland, Österreich und den Niederlanden sind hingegen Studiengänge für islamische Theologie an staatlichen Universitäten eingeführt. Da berufspraktische Angebote allerdings fehlen, bevorzugen muslimische Gemeinden Absolventen klassischer Bildungseinrichtungen aus muslimischen Ländern.
Ausgehend vom Studienort eines Imams würden Pauschalisierungen nicht weiterhelfen. Imame sollten als Individuen mit ihren Bildungsmotivationen in den Blick genommen werden. Die vielfältigen Bildungswege und Beschäftigungsformen der Imame sprechen dafür, alle Versuche einer politischen Steuerung auf diese Vielfalt auszurichten und nicht auf einen bestimmten „Imam-Typen“ zu begrenzen.
Imame werden zum Konfliktgegenstand
Es stellt sich heraus, dass die unterschiedlichen Interessen der Integrations-, Diaspora- und Religionspolitiken Imame zu einem Konfliktgegenstand im Blick auf Islam und Musliminnen und Muslime machen. Imame sind deutlich im Fokus der Integrationspolitik der Schweiz und ihrer Nachbarländer aufgestellt und tragen eine wichtige Rolle für die Integration, anders als aus dem Ausland rekrutierte Priester oder Rabbiner. Gleichzeitig haben sie eine Brückenfunktion zwischen den in der Schweiz lebenden Musliminnen und Muslimen und ihrer Herkunftskultur. Zudem stehen sie im Rahmen der Religionspolitik verschiedener islamisch geprägter Länder, in dem politische und religiöse Interessen häufig miteinander hergehen.
Geregelte Finanzierungsmöglichkeiten für muslimische Gemeinden
Die Finanzierungsfrage ist eine große Herausforderung für die Moscheegemeinden und Imame. Es handelt sich zum größten Teil um Freiwilligenarbeit, insbesondere aufgrund der mangelnden Finanzierungsmöglichkeiten durch die jeweiligen Gemeinden. Der Studie zufolge könnten geregelte Finanzierungsmöglichkeiten der muslimischen Gemeinden über die Mitgliederbeiträge hinaus einen Beitrag dafür leisten, den verschiedenen Erwartungen gerecht zu werden.