Fleischindustrie

Halal-Produkte im deutschen Supermarkt

Die Fleischindustrie steckt im Wandel. Neben Bio-Siegeln sind in deutschen Supermärkten inzwischen auch immer öfter Halal-Siegel zu sehen.

20
11
2019
Symbolbild: Halal-Zertifizierung, Insekten
Symbolbild: Halal-Zertifizierung, Insekten © shutterstock, bearbeitet by iQ.

Mit weißer Schrift auf rotem Grund prangt der Name seit Jahresanfang auf dem Krefelder Eishockey-Stadion: Yayla Arena. Yayla ist ein Hersteller von Fleischprodukten, die gemäß islamischen Vorgaben hergestellt wurden, also „halal“ sind. Mit dem Erwerb der Namensrechte will das Unternehmen sichtbarer werden. „Wir sind bei Türkeistämmigen international bekannt, aber die Deutschen um die Ecke kannten uns nicht“, erklärt Yayla-Sprecherin Buket Ünal. „Das wollten wir ändern.“

Vor rund 20 Jahren brachte Yayla die türkische Knoblauchwurst Sucuk auf den deutschen Markt und vor gut zehn Jahren Halal-Wiener. Das Ziel des Herstellers: Im deutschen Supermarkt soll künftig ganz selbstverständlich auch die Yayla-Wurst stehen.

Nachfrage nach Halal-Zertifizierung

Es ist kein kleiner Markt. Der Kölner Fleischproduzent Egetürk, nach eigenen Angaben Marktführer für Halal-Fleischprodukte in Deutschland, setzte 2017 rund 130,5 Millionen Euro um. Im Ranking der „Allgemeinen Fleischer Zeitung“ der Top-Unternehmen in der deutschen Fleisch- und Fleischwarenindustrie kommt das Unternehmen damit auf Platz 65 – ein Sprung nach vorn von 15 Plätzen binnen eines Jahres.

Auch deutsche Hersteller haben den Markt entdeckt. Deutschlands größter Fleischproduzent Tönnies bietet mittlerweile ebenso Produkte mit Halal-Zertifizierung an wie der Geflügelzüchter und -verarbeiter Wiesenhof. „Mit der Zertifizierung folgen wir – wie viele weitere Lebensmittelhersteller – dieser Nachfrage“, erklärt Wiesenhof auf seiner Internet-Seite.

Dennoch sind Halal-Produkte in Deutschland noch längst nicht allgegenwärtig. Aldi, Rewe, Lidl, Penny und Edeka bieten sie an einzelnen Standorten an. Aldi Süd beispielsweise testete Anfang Oktober Sucuk, die Knoblauchwurst nach türkischer Art, in ausgewählten Regionalgesellschaften. Die Wurst wurde islam-konform produziert und entsprechend gekennzeichnet. Die Supermarktketten Tegut und Globus erklärten dagegen auf Anfrage, dass sie keine Halal-Produkte im Sortiment anbieten.

„Meinungsunterschiede unter Muslimen“

Erschwert wird der Durchbruch wohl auch dadurch, dass die genaue Definition von halal umstritten ist. Es bedeutet übersetzt eigentlich nur „erlaubt“ – Schwein etwa sei verboten, Rind und Geflügel seien erlaubt, erläutert die Theologin Asmaa El Maaroufi. Doch darüber hinaus gelte: „Es gibt nicht die islamische Schlachtung, sondern Meinungsunterschiede und heterogene Auffassungen unter Muslimen“, berichtet El Marroufi.

Der Wirtschaftswissenschaftler und Chefredakteur des Fachmagazins „Halal-Welt“, Kemal Calik, ist dennoch überzeugt: „Wer nicht in den Halal-Markt geht, geht unter.“ Halal sei ein gutes Geschäft, das zeige sich an den vielen neuen Unternehmen, die sich auf Halal-Food spezialisierten und an der Halal-Messe, die im kommenden Jahr erstmals in Hannover stattfinden soll.

„Fleischwurst mit türkischem Hintergrund“

Auch Yayla spürt das wachsende Interesse an Halal-Produkten. Das Unternehmen entstand in den 1960er Jahren aus der Idee heraus, den türkischen Gastarbeitern die Sehnsucht nach dem Geschmack der Heimat zu stillen. Verkauft wurden die Produkte in türkischen Supermärkten. In klassischen deutschen Geschäften Fuß zu fassen, sei zunächst schwer gewesen. Doch inzwischen wachse das Interesse der Händler spürbar, berichtete Unternehmenssprecherin Ünal.

Außerdem befruchteten sich die Geschmackswelten längst gegenseitig, meint sie. Eines der erfolgreichsten Produkte von Yayla sei eigentlich gar kein Produkt mit türkischem Ursprung, sondern eine deutsche Fleischwurst, die mit türkischen Gewürzen verfeinert wurde. Oder wie Ünal es nennt: „Eine Fleischwurst mit türkischem Hintergrund.“

Das Europäische Halal Zertifizierungsinstitut

Das Europäische Halal Zertifizierungsinstitut (EHZ) wird von der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG e.V.) getragen. Das EHZ berät die Lebensmittelindustrie, prüft deren Produkte und Produktionssysteme und zertifiziert sie, wenn diese die islamischen Richtlinien, die vom Gelehrtenrat des EHZ aufgestellt wurden, erfüllen. Das Ziel des Institutes sei es, dass Einkaufen von Lebensmitteln für die Muslime zu vereinfachen

Mit ihrem Überwachungs- und Zertifizierungssystem wolle das Institut zudem Verbrauchern und Unternehmen gleichermaßen eine gesicherte und glaubwürdige Zertifizierung von Produkten nach islamischen Richtlinien anbieten. Für die Erteilung des Zertifikats sei die Zustimmung des Gelehrtenrates, dem die Berichte vorgelegt werden, notwendig. (dpa/iQ)

Leserkommentare

Ute Fabel sagt:
Im Frühmittelalter dachte man noch fälschlicherweise, dass Blut und Fleisch zwei unterschiedliche Materien sein, die es feinsäuberlich zu trennen gelte. Heute wissen wird, dass Blut und Fleisch so eng miteinander verwoben sind, dass bei keiner Schlachtmethode ein vollständiges Ausbluten erreicht werden kann. "Halal" ist daher nichts als eine Illusion!
21.11.19
11:11
Kafira sagt:
Arme Schweine, die künftige Hahal Hammel. Kafira
21.11.19
13:58
Arsid sagt:
an Ute Fabel : Sie haben überhaupt keine Ahnung wovon sie reden. Aber überhaupt nicht. Das, halal schlachten ein illusion sei? Solange die Blutvenen durchtrennt sind und Blut ausspült, verliert das Tier das Bewusstsein. Natürlich bleibt da noch bisschen Blut Aber Blut an sich, zu trinken oder nicht richtig sauber Machen ist nicht erlaubt und sie sagt es sei eine Illusion? Leute die keine Ahnung haben sind proffesoren auf Internet! Das Fleisch was Sie essen wurde geschlagen, Gotta weißt wie schlecht behandelt und am Ende sogar tote Tiere konsumieren Sie auch. Weil Blut so reich an Eisen ist - und weil der Körper Schwierigkeiten hat, überschüssiges Eisen auszuscheiden -, besteht bei jedem Tier, das regelmäßig Blut konsumiert, das Risiko einer Überdosierung mit Eisen. Während Eisen für alle Tiere (und in der Tat für das meiste Leben) notwendig ist, kann es in hohen Dosen giftig sein. Deswegen gibt es die halal schlachtung es ist keine Illusion...nur fakten!
25.04.20
13:25
Monika Fowler sagt:
WENN WIR SEHEN UNTER WELCHEN UMSTÄNDEN DIE TIERE TRANSPORTIERT UND GESCHLACHTET WERDEN, VERGEHT EINEM DER APPETIT AUF FLEISCH UND WURSTWAREN was nützt die HALAL ZERTIFIZIERUNG in Fleisch u. Wurstwaren und das überwiegend in WURSTWAREN , die "GESCHMACKSVERSTÄRKER UND VIELE ANDERE KÜNSTLICHE AROMEN enthalten, die von dem EHZ genehmigt werden. GESCHMACKSVERSTÄRKER UND KÜNSTLICHE AROMEN, WELCHE DIE MENSCHEN KRANK MACHEN!
26.04.20
13:13