Kopftuch-Debatte

CDU für Kopftuchverbot an Kitas und Grundschulen

Die CDU spricht sich für generelles Kopftuchverbot in Kindergarten und Grundschulen aus. Das Kopftuch habe nichts mit der Religion zu tun.

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2019
CDU Kopftuchverbot © Shutterstock, bearbeitet by islamiQ
CDU © Shutterstock, bearbeitet by islamiQ

Die CDU hat sich für ein gesetzliches Kopftuchverbot in Kindergarten und Grundschule ausgesprochen. Dies solle allerdings nur als „letzte Maßnahme“ gelten, heißt es in einem am Samstag auf dem Bundesparteitag in Leipzig verabschiedeten Antrag. Die CDU will „vor allen Dingen auf die Überzeugung der Eltern“ setzen.

In dem Antrag betont die CDU, dass das Kopftuch „nichts mit der Religion zu tun“ habe. Das Tragen des Kopftuchs mache aber „aus kleinen Kindern schon erkennbar Außenseiter“, etwa auf dem Spielplatz oder auf dem Schulhof. „Dies wollen wir in jedem Fall verhindern“, heißt es in dem Text.

Der Antrag betone scheinbar die Bedeutung der Religionsfreiheit. „Die CDU steht für ein Land, in dem der Mensch die Freiheit zum Glauben hat. Deswegen treten wir dafür ein, dass unsere religiösen Symbole, wie das Kreuz, im öffentlichen Raum sichtbar sind und sichtbar bleiben.“

„Nicht Kopftuch, sondern Problematisierung eines Kleidungsstückes“

Der Parteitag begrüßte auch die Initiative der Deutschen Islamkonferenz zur Ausbildung von Imamen in Deutschland. Zugleich setzte er sich dafür ein, dass Moscheegemeinden von der Finanzierung aus dem Ausland unabhängig werden, „da wir nicht möchten, dass Imame aus dem Ausland entsandt und finanziert werden“.

Die muslimische Religionsgemeinschaft Ahmadiyya übte Kritik am möglichen Kopftuchverbot. Theologisch sei das Tragen eines Kopftuchs für Kinder vor der Pubertät zwar nicht vorgeschrieben. Aber „nicht das Kopftuch, sondern die Problematisierung eines Kleidungsstückes seitens der Politik,“ mache die Mädchen und die Muslime insgesamt zu Außenseitern.

Keine neue Debatte

Die Debatte ist nicht neuNordrhein-Westfalen hatte schon vor einem Jahr angekündigt, ein Kopftuchverbot für junge Mädchen zu prüfen. Auch die AfD stellte ein Antrag für ein gesetzliches Kopftuchverbot für Mädchen unter 14 Jahren. Politiker kritisierten dieses Vorhaben.

Die Grünen-Abgeordnete Bettina Jarasch kritisierte, in dem Antrag komme Islamfeindlichkeit „unter dem Deckmantel des Kinderschutzes“ daher. Die AfD fordere eine Einschränkung von Grundrechten, ohne dies ausreichend zu begründen. Vielmehr werde damit nach Religion und Geschlecht diskriminiert. Auch die bildungspolitische Sprecherin der Linken, Regina Kittler, betonte: „Der Antrag richtet sich gezielt gegen Muslime.“

Kopftuchverbot an Schulen – unnötige Diskussion

„Die Diskussion um ein Kopftuchverbot für Kinder an Schulen ist eine diskriminierende und unnötige Diskussion“, erklärte bereits zuvor Burhan Kesici, Vorsitzender des Islamrats für die Bundesrepublik Deutschland. Es sei eine überflüssige Phantomdebatte und würde immer wieder aufgerührt aufgeführt.

Der Islamrat forderte, dass Politiker verantwortungsbewusster mit Verbotsforderungen in Bezug auf islamische Rituale und Lebensweisen umgehen sollten. Diese Diskussionen führen zu einem Klima der Angst und Unsicherheit. „Unnötige Diskussionen befeuern den antimuslimischen Rassismus in Deutschland und sind Wind auf den Segeln der Rechtsextremisten“, erklärte der Islamrat-Vorsitzende abschließend.

Keine genauen Zahlen vorhanden

Kritiker aber zweifeln am Sinn eines Verbots. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE), der nach eigenen Angaben mehr als 160 000 Pädagoginnen und Pädagogen vertritt, lehnt im Gegensatz zum Lehrerverband ein Kopftuchverbot an Schulen ab. Ihm seien keine Beispiele bekannt, dass das Tragen von Kopftüchern bei Schülerinnen an sich schon zur Störung des Schulfriedens geführt habe, sagte VBE-Chef Udo Beckmann am Freitag.

Genaue Zahlen, um wie viele Mädchen mit Kopftuch es eigentlich geht, gibt es nicht. Die baden-württembergische Bildungsministerin Eisenmann sagt, ihrem Ministerium sei bislang kein Trend bekannt, dass junge Mädchen immer häufiger bereits im Kindergarten oder in der Grundschule ein Kopftuch tragen. In Gesprächen mit Schulleitungen von Grundschulen und mit Trägern und Trägerverbänden von Kitas sei das Thema bislang nicht problematisiert worden. (KNA, dpa, iQ)

Leserkommentare

Ethiker sagt:
Freiheit und Gleichheit kleiner Kinder werden nicht geschätzt. Die Freiheit keine Kopftücher bei Kindern zu sehen, wiegt mehr als die Freiheit ein Kopftuch zu tragen. Ausziehen erlaubt, anziehen verboten. Die immerwährende DIskussion über Muslime beweist die Stärke der Muslime, denn wären sie in ihrem Werteverständnis schwach ausgerüstet, würde man nicht immer wieder die gleichen Dinge diskutieren. Positive Intellektuelle Debatten im Islam sollen so auch verhindert werden. Die Gelehrsamkeit wird dadurch genötigt sich mit belanglosen Themen wie dem Kopftuch zu verfassen, was den klassischen Fortschrittsdenken und der intellektuellen Auseinandersetzung der Fiqh und der Aqida entgegenläuft. Man will Islamische Debatten in eine polemische plakative Auseinandersetzung drängen, ja fast schon dahingehend zwingen. Nebenbei ist es eine äußerste Dreistigkeit fromme Muslime, die durch ihre Leistungsbereitschaft einen friedlichen Beitrag für die Gesellschaft leisten mit feigen Debatten zu marginalisieren. Die Folgen sind doch abzusehen. Hat man aus dem NSU oder Christchurch oder dem Irakeinsatz und den Drohnenkriegen nichts gelernt? Es scheint man will nichts lernen und man erhält einen ideologischen Kampf aufrecht. Nie hat man Musilme gelobt für ihr frommes Engagement in der Gesellschaft. Stattdessen hat man Menschen die keine praktizierende Muslime sind und viel mehr in den Handlungen und Sitten säkular sind, der Mehrheit in ihren Werten also identisch, bei Kritik derselben mit frommen Musilmen zusammegemischt und den Islam als die Ursache des Bösen angeprangert und verantwortlich gemacht. Man erklärt sich das mit der niedrigen Kultur, sei sie doch patriarchal, rückschrittlich und inkompatibel mit der Moderne. Kulturrelativismus für die Selbstüberhöhung und dem eigenen Selbstverständnis. Die negative Kulturzuschreibungen wird vorallem Muslimen angeheftet. Die eigene Lebensweise und Kultur dagegen in höchsten Tönen gelobt. Dabei spricht die Geschichte eine andere Sprache. Extremistische Angriffe, sei es ideologisch, gesetzgebieterisch oder militärisch haben selbst nur Extreme Gruppen, die mit dem gleichen Extremismus beseelt sind, hervorgebracht. Wer einen Ausgleich von Rechten entgegensteht und die Achtung von Menschen untergräbt, handelt extremistisch und produziert Extremismus. Alles schon bekannt.
24.11.19
14:57
Dilaver Çelik sagt:
Die CDU muss endlich damit aufhören, Muslime zu paternalisieren und zu entmündigen. Wegen ihrer antimuslimischen Politik bleibt die CDU für mich unwählbar. Möge Gott diesen Leuten Verstand geben.
25.11.19
0:14
Ute Fabel sagt:
Frankreich sollte zum Vorbild genommen werden. Dort gilt schon seit dem Herbst 2004 in öffentlichen Schulen das konsequente optische Neutralitätsprinzip, d.h. kein Kopftuch, kein Kreuz, keine Kippa, kein Turban. Das hat sich bewährt! Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) hat in den Urteilen Dogru und Kervanci der französischen Regelung ein menschenrechtliches Gütesiegel erteilt: Die Beschwerdeführerinnen waren Musliminnen. Nachdem sie wiederholt erfolglos aufgefordert worden waren, im Turnunterricht ihr Kopftuch abzunehmen, wurden sie aus der Schule ausgeschlossen, weil sie am Turnunterricht nicht aktiv teilgenommen und damit ihre schulischen Verpflichtungen verletzt hätten. In ihren Beschwerden an den EGMR rügten sie die Verletzung von Art 9 EMRK (Religionsfreiheit). Für den Gerichtshof ist offensichtlich, dass ein Eingriff in die Religionsfreiheit vorliegt, dieser gesetzlich vorgesehen ist und mit dem Schutz der öffentlichen Ordnung sowie der Rechte und Freiheiten anderer legitime Anliegen verfolgt. In einer demokratischen Gesellschaft könne es sich für das Zusammenleben als notwendig erweisen, die Religionsfreiheit einzelner Gruppierungen einzuschränken, um die Interessen der verschiedenen Glaubensrichtungen auszugleichen. Die innerstaatlichen Entscheidungsträger würden gerade in derart kontroversen Bereichen über einen erheblichen Entscheidungsspielraum verfügen, dessen Ausübung vorrangig sei.
25.11.19
10:58
Harousch sagt:
Die „Christdemokraten“ sind die eigentlichen Verantwortlichen für die heutigen gesellschaftlichen Unruhen, dem individuellen Unwohlsein durch das Schüren von Ängsten sowie für die Existenz der Antidemokratie für Deutschland (AfD), welche durch die Spaltung der CDU in die aktuelle mitterechtsorientierte CDU und die überrechte AfD entstanden ist. Das Schüren von Ängsten war schon immer ein probates Mittel der Volksverhetzung und gleichzeitiger Volksbeschäftigung sowie Volksversummung mit unbedeutenden Dingen. Professor Rainer Mausfeld hat hierzu ein paar sehr interessante Gedanken, welche ebenfalls auf YouTube zu sehen und hören sind. Die CDU macht sich gerade noch unbeliebter als sie ehe schon ist mit anderen dummen und rückwärtsgewandten Ideen, wie zum Beispiel die Abschaffung der Kostenübernahme für homöopathische Behandlungen (in Planung) sowie Mittel durch die Krankenkassen oder die Impfverpflichtung gegen Krankheiten, die es in Deutschland und sogar weltweit kaum noch gibt. Ein weiterer Beweis für die Entmündigung der Bürgerinnen und Bürger zugunsten der Pharmaindustrie, Chemiekonzerne, Wirtschaftsunternehmen usw. Glyphosatanwendung (Unkrautvernichtungsmittel mit erschreckenden Folgen für Natur, Pflanzen und Insekten, als auch Menschen...) in der Landwirtschaft durch die CDU. Viele weitere Gründe bestärken die Grundhaltung eines mündigen Teils der Bevölkerung gegen gegen gegen gegen die Wählbarkeit der CDU. Der Verdacht: .....die Aristokratie lebe weite, nur im Gewand einer angeblichen Demokratie.... verhärtet sich immer weiter. Vor einigen Jahren habe ich darüber gelacht, mittlerweile glaube ich immer mehr daran. Nieder mit den Aristokraten!
26.11.19
8:22
Emanuel Schaub sagt:
Harousch! In allen Punkten stimme ich voll zu!!! gruß emanuel
26.11.19
12:57