









Autoren schreiben hunderte Seiten. Doch was passiert, wenn sie ihr Buch auf seine Essenz herunterbrechen müssen? Unsere Serie „Nachgefragt“ liefert Antworten. Heute mit Ibrahim Aslandur und sein Buch „Schöpfungsgeschichte“.
IslamiQ: Wem würden Sie ihr Buch „Schöpfungsgeschichte – Einblicke aus Koran und Wissenschaft“ gerne schenken und warum?
Ibrahim Aslandur: Wenn ich die Möglichkeit hätte, dann würde ich jedem Interessierten dieses Buch schenken – ganz gleich, ob Muslim oder Nichtmuslim, jung oder alt. Ich behaupte ganz unbescheiden, das Buch legt sowohl für den gewöhnlichen Leser als auch für den Experten des Fachs, neue Sichtweisen dar.<
IslamiQ: Warum ist die Thematik Ihres Buches im Lichte aktueller Debatten wichtig?
Aslandur: Menschen sind die einzigen Lebewesen auf der Erde, die Fragen zu ihrem Ursprung haben und darüber, wie sie wurden, was sie sind. Wir könnten diese Leistung als unsere Besonderheit verbuchen, als Zeichen unserer Einzigartigkeit. Daher sind die drei großen Fragen des Lebens: „Wer sind wir? Woher kommen wir? Und wohin gehen wir?“ schon seit Beginn der Menschheitsgeschichte relevant und werden an Aktualität nicht verlieren. Es gibt zu diesen wesentlichen Fragen keine einheitlichen Antworten. Daher wird unter Experten kontrovers diskutiert, was dazu führen kann, dass der „neugierige Beobachter“ des Themas, sich im Dschungel der Details über die Entstehung des menschlichen Lebens – und die daraus folgenden Ableitungen für das Menschenbild – verliert. Dieses Buch möchte etwas Klarheit schaffen, ohne das komplexe Thema unzulässig zu vereinfachen.
IslamiQ: „Beim Lesen guter Bücher wächst die Seele empor.“ Warum trifft dieses Zitat von Voltaire auf Ihr Buch zu?
Aslandur: Mein Buch ist aus einer Notwendigkeit entstanden. Ich wollte Fragen, die mich persönlich beschäftigten, beantwortet wissen. Das war mein Antrieb. Selbstverständlich bin ich nicht der Einzige, der sich Fragen zum Verhältnis zwischen Religion und Wissenschaft oder das Verhältnis der Evolutionstheorie zur Erzählung von Adam und Eva, stellt. Doch die Texte, die sich dem Thema aus einem koranischen Blick nähern, sind entweder trocken und zu akademisch oder sehr darauf ausgerichtet Dogmen zu verteidigen. Mein Anspruch war es dieses Thema nicht aus einer Position der orthodoxen Apologetik zu verfassen, sondern gewissermaßen ergebnisoffen zu behandeln, ohne die Verse des Korans aus dem Auge zu verlieren. Jeder, der diesen Anspruch teilt, wird beim Lesen meines Buches (hoffentlich) eine solche Erfahrung machen, wie sie Voltaire im genannten Zitat beschreibt.
IslamiQ: Ihr Buch „Schöpfungsgeschichte“ in drei Wörtern zusammengefasst?
Aslandur: Forschung bringt Erkenntnis.
IslamiQ: Eine spezielle Frage für Sie: In Ihrem Buch appellieren Sie dazu veraltete Paradigmen abzuwerfen und sich mit den wesentlichen Dingen im Leben zu beschäftigen, warum?
Aslandur: Es ist unbedingt notwendig, die großen Fragen des Lebens nach bestem Wissen und Gewissen zu ergründen. Genauso bedeutend ist es, eine Offenheit für Anpassungen und Veränderungen unseres Narrativs zu gewährleisten, um nicht mit einer endgültigen Antwort auf die Schöpfungsgeschichte den neugierigen Forschungsdrang, den die Ursprungsfrage mit sich bringt, im Keim zu ersticken. Wenn man so will ist ebendieser Gedanke einer der zentralen Plädoyers in meinem Buch. Die kurzen Ausführungen sind so angesetzt, dass die „festgefrorenen“ Dogmen auf dem Feld der Schöpfungsgeschichte unter Muslimen langsam zum Schmelzen bringen um somit Raum für neue Erkenntnisse zu schaffen, als auch Neugier wecken dieses Feld naturwissenschaftlich zu beleuchten. Das Buch soll das Narrativ der Schöpfungsgeschichte der islamischen Ideengeschichte analysieren, kritisieren und zum Nachdenken provozieren.