Nobelpreisverleihung

Proteste gegen Nobelpreisvergabe an Handke

Die Verleihung des Literaturnobelpreises an Peter Handke sorgt für heftige Kritik. Ihm wird vorgeworfen den Genozid in Srebrenica zu leugnen.

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2019
Proteste gegen Handke © Twitter, bearbeitet by iQ.
Proteste gegen Handke © Twitter, bearbeitet by iQ.

Die Nobelpreisvergabe an den umstrittenen Schriftsteller Peter Handke löste aufgrund seiner Haltung zum Jugoslawien-Konflikt eine heftige Debatte aus. Gegen die Preisvergabe wurde am Abend parallel zum Nobelbankett in der Nähe der Veranstaltung protestiert. Handke hatte sich im Jugoslawien-Konflikt stark mit Serbien solidarisiert und nach Ansicht von Kritikern die von Serben begangenen Kriegsverbrechen bagatellisiert oder geleugnet. 2006 hielt er bei der Beerdigung des sechs Jahre zuvor gestürzten serbischen Führers Slobodan Milosevic eine Rede.

Die Preisvergabe an ihn wurde deshalb vielfach kritisiert. Mehrere Länder, darunter das EU-Land Kroatien, Albanien und die Türkei, verzichteten aus Protest gegen Handke auf die Teilnahme ihrer Botschafter an der Preisverleihung.

„Er stellt einen Genozid infrage“

Vor Ort in Stockholm gab es am Abend gegen Handke Proteste. Auf dem etwas von den Nobelveranstaltungen entfernt liegendem Norrmalmstorg kamen zu Beginn des Protests einige Hundert Teilnehmer zusammen. Dort waren bereits zu Balkankriegszeiten Kundgebungen gegen den Konflikt abgehalten worden. Die Organisatoren hatten auf mindestens 500 gehofft, die Polizei vor Ort sprach zunächst doch von etwa 400.

„Handkes Literatur schreibt die Geschichte um, er stellt einen Genozid infrage, der bewiesen worden ist“, sagte eine der Initiatorinnen, Teufika Sabanovic, der Deutschen Presse-Agentur. Sie glaubte nicht daran, dass sich Handke eines Tages doch noch bei den Völkermordopfern entschuldigen werde. Handke habe bereits auf der Pressekonferenz in der Schwedischen Akademie am Freitag eine goldene Gelegenheit verstreichen lassen, auf Fragen zu seiner Haltung zum Jugoslawien-Konflikt angemessen zu antworten, sagte Sabanovic.

Der Beschluss werde die Akademie auf ewig verfolgen

Der Zerfall Jugoslawiens zu Beginn der 1990er Jahre war mit einer Serie von äußerst blutigen Kriegen zwischen Serbien einhergegangen. Allein in Bosnien gab es 100 000 Tote und zwei Millionen Vertriebene. Erkenntnisse der Zeitgeschichtsforschung sowie die Rechtssprechung des Internationalen Jugoslawien-Tribunals in Den Haag belegen, dass die Kriege von Milosevic geplant und initiiert wurden. Die meisten und schwersten Gräuel gingen auf dessen Konto.

Die Akademie hatte ihre Entscheidung für Handke dagegen vehement verteidigt. Man müsse zwischen der Person und ihrem literarischen Werk unterscheiden, hatte sie erklärt. Handkes Gegner sahen das ganz anders. „Der Beschluss wird die Schwedische Akademie auf ewig verfolgen“, schrieb der Theaterregisseur und Schriftsteller Jasenko Selimovic, der 1992 als Flüchtling aus Sarajevo nach Schweden gekommen war, in der schwedischen Zeitung „Dagens Nyheter“. (dpa, iQ)

 

Leserkommentare

Emanuel Schaub sagt:
Wie ich erfahren habe,hat Knut Hamsun seinen Preis "Herrn" Dr.Göbels oder einem seiner Mittäter geschenkt!!! Das Buch "Die Liebe oist hart" könnte hier auch zutreffen... gruß emanuel
17.12.19
14:34