Mediale Berichterstattung

Studie: Stark verzerrtes Bild von Gewalttätern

Die Herkunft von mutmaßlichen Gewalttätern wird immer häufiger in der Berichterstattung erwähnt. Allerdings meist nur dann, wenn sie Nichtdeutsche sind.

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2019
Migration
Symbolbild: Printmedien, Migrationshintergrund, Journalisten © shutterstock

Die Herkunft von mutmaßlichen Gewalttätern wird immer häufiger in der Berichterstattung erwähnt. Allerdings wird sie meist nur dann hervorgehoben, wenn sie Nichtdeutsche sind. Dies geht aus einer im Dezember veröffentlichten Langzeitstudie von Prof. Dr. Thomas Hestermann der Hochschule Macromedia in Hamburg hervor. Die Studie behandelt die Fernseh- und Zeitungsberichterstattung über Gewaltkriminalität in Deutschland und über in Deutschland lebende Eingewanderte und Geflüchtete. Unterstützt wurde die Studie von der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen. Weitere Ergebnisse sollen ab Januar 2020 folgen.

Nichtdeutsche eine zentrale Angstfigur im deutschen Journalismus

Während 2017 lediglich 17,9 Prozent der Fernsehbeiträge über Gewaltkriminalität auf die Herkunft der Tatverdächtigen verwiesen, sind es 2019 mit 31,4 Prozent jeder dritte Fernsehbeitrag. Überregionale Tageszeitungen verweisen noch häufiger auf die Herkunft von Tatverdächtigen (44,1 Prozent). Die Herkunft wird allerdings meist nur erwähnt, wenn die Tatverdächtigen „Ausländer“ sind. Bei Fernsehbeiträgen über in Deutschland lebende Eingewanderte und Geflüchtete handelt es sich zu 34,7 Prozent um mutmaßliche Gewalttäter. In überregionalen Zeitungen ist dieser Anteil mit 22,1 Prozent geringer.

Ein Vergleich mit der polizeilichen Kriminalstatistik hingegen deutet auf ein stark verzerrtes Bild: Während die Polizei 2018 mehr als doppelt so viele deutsche wie nichtdeutsche Tatverdächtige erfasste, kommen in Fernsehberichten mehr als 8 und in Zeitungsberichten mehr als 14 ausländische Tatverdächtige auf einen deutschen Tatverdächtigen.

Die Ergebnisse stellen Folgendes dar: es liegt ein einseitiger Fokus auf  nichtdeutsche Tatverdächtige. Der gewalttätige Nichtdeutsche ist somit eine „zentrale Angstfigur im deutschen Journalismus“.

Innenminister uneins beim Umgang mit Nationalität von Tatverdächtigen

Die Länder-Innenminister sind uneins in der Frage, ob die Polizei in Pressemitteilungen immer die Nationalität von Tatverdächtigen nennen soll. „Der Polizei wird vorgehalten, sie wolle bestimmte Meldungen verschleiern oder nicht bekanntgeben“, sagte Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Lorenz Caffier (CDU). „Deshalb glaube ich, wenn wir Transparenz verlangen, gehört das dazu.“ Voraussetzung sei aber, dass alle Länder sich auf ein gemeinsames Vorgehen verständigen. Die Minister sprechen auf seinen Vorschlag hin über das Thema.

Derzeit nennt die Polizei zum Beispiel in Hamburg immer die Herkunft Verdächtiger. Nordrhein-Westfalen plant so einen Schritt. „Wir haben das Problem, dass mit der Nichtangabe der Nationalitäten wir denen Vorschub leisten, die Gerüchte organisieren“, sagte Innenminister Herbert Reul (CDU). „Die ganze rechte Mischpoke, die unterwegs ist, schürt ja damit das Misstrauen der Menschen in die Polizei, in den Staat. Und ich finde, das ist die Sache nicht wert.

Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) hält von der Idee hingegen wenig. „Die Nationalität zu nennen oder nicht zu nennen, ist genauso wichtig oder unwichtig wie die Haarfarbe, Größe oder die Augenfarbe.“ In kleinen Orten sei ein Verdächtiger zudem über die Angabe der Nationalität identifizierbar. „Man sollte da wirklich die Kirche im Dorf lassen und hier nicht die Agenda der AfD abarbeiten.“

Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) plädierte für eine Abwägung im Einzelfall. „Es wird nichts verschwiegen, aber wir müssen auch nicht bei jedem Verkehrsdelikt die Nationalität sagen.“ Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) erklärte, sein Land habe einen anderen Ansatz: „Die Nationalität wird immer dann genannt, wenn sie im Zusammenhang mit der Tat steht und den Hergang der Tat oder Teile der Tat erklärt.“ (dpa/iQ)

Leserkommentare

Kritika sagt:
L.S. " - - - Während die Polizei 2018 mehr als doppelt so viele deutsche wie nichtdeutsche Tatverdächtige erfasste - - " --------- Das bedeutet: Während nur 12 % der Bevölkerung Ausländer ist, (I'net ) stellt diese Gruppe 33% der Kriminellen dar. (Islamiq.de ) Das finde ich sehr beunruhigend. Gruss, Kritika
15.12.19
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