JAHRESRÜCKBLICK

Das war wichtig in 2019

Wir geben einen Überblick über die – aus unserer Sicht – wichtigsten Ereignisse und Berichte aus dem Jahr 2019. IslamiQ wünscht einen guten Start ins neue Jahr und freut sich auf die kommende Zeit.

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Jahresrückblick 2019 (c)shutterstock, bearbeitet by iQ
Jahresrückblick 2019 (c)shutterstock, bearbeitet by iQ

Rassistischer Terroranschlag in Christchurch, Tag der offenen Moschee (TOM), Imamausbildung und die Unterdrückung der Uiguren in China u.v.m. waren 2019 wichtige Themen in Medien und Gesellschaft. Zudem prägte der stetige Anstieg von islamfeindlichen und rassistischen Straftaten im Jahr 2019 Deutschland und Europa.

Im dritten Quartal dieses Jahres zählen Behörden bundesweit 187 islamfeindliche Straftaten. Dabei wurden acht Menschen verletzt, wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag hervorgeht. Das seien 22 mehr gewesen als noch im vorhergehenden Zeitraum (165). Diese Straftaten waren den Angaben zufolge rechts motiviert. Zu den Delikten zählten neben Körperverletzung auch Beleidigung, Volksverhetzung, Sachbeschädigung sowie die Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Die Regierung weist darauf hin, dass die Zahlen vorläufig sind und noch Taten nachgemeldet werden könnten.

Islamfeindliche Straftaten gegen Muslime und Moscheen in Deutschland war zu Jahresbeginn auf den niedrigsten Stand seit zwei Jahren gesunken. Im ersten Quartal dieses Jahres registrierten die Behörden 132 Vorfälle – deutlich weniger als noch in den ersten drei Monaten 2018 mit 157.

15.03.2019: Rassistischer Terroranschlag in Christchurch

Die rassistischen Terroranschläge auf zwei Moscheen in Christchurch haben bei Muslimen bleibende Sorgen und Ängste hinterlassen. Am 15.03.2019 sind bei einem Terroranschlag auf zwei Moscheen in der neuseeländischen Stadt Christchurch 51 Menschen getötet worden. Zudem wurden durch Schüsse in den beiden Moscheen mehrere Dutzend Muslime verletzt.

Muslime weltweit reagierten mit Abscheu und Entsetzen auf den Terroranschlag. Der Koordinationsrat der Muslime (KRM) sprach seine Anteilnahme in einer Pressemitteilung aus. „Dieser schreckliche Akt zeigt aber auch, wie weit Islamfeindlichkeit und antimuslimsicher Rassismus verbreitet ist und welche radikalen Ausmaße er angenommen hat“, so der KRM.

Neben muslimischen Vertretern hatten weltweit auch Vertreter aus Politik und Religion mit Bestürzung auf die Moscheeanschläge in Neuseeland reagiert. Papst Franziskus verurteilte die Anschläge als „sinnlose Gewaltakte“. Er versichere alle Neuseeländer und „besonders die muslimische Gemeinde“ seiner Solidarität und bitte um Trost und Kraft für die ganze Nation, hieß es in einem vom Vatikan veröffentlichten Telegramm.

Premierministerin Jacinda Ardern nannte das Geschehen eine der „dunkelsten Stunden für Neuseeland“. „In Neuseeland gibt es keinen Platz für extreme Gewalt. So sind wir nicht“, sagte sie.

Auch in Deutschland sorgten die Taten für Betroffenheit. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kondolierte der neuseeländischen Generalgouverneurin Patsy Reddy. Er habe das Land bei seinem Besuch 2017 als „außergewöhnlich weltoffen und gastfreundlich erlebt“, so Steinmeier. „Umso schwerer ist mein Herz in dieser dunklen Stunde Ihrer Nation.“

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) schrieb Premierministerin Ardern, es handle sich um einen „perfiden Angriff auf Betende und ihre Gotteshäuser“. Merkel weiter: „Der gegen muslimische Mitbürger gerichtete Anschlag ist auch ein Angriff auf die neuseeländische Demokratie und die offene und tolerante Gesellschaft.“

Bei einem Trauermarsch für Christchurch fragte IslamiQ Muslime, wie sicher sie sich noch fühlten und wie sie ihre Zukunft in Deutschland einschätzen.

TOM 2019: „Menschen machen Heimat/en“

Unter dem Motto „Menschen machen Heimat/en“ hatten Muslime zum diesjährigen Tag der offenen Moschee (TOM) eingeladen. Auch 2019 wurden Moscheeführungen, Vorträge, Ausstellungen, Begegnungsmöglichen und Informationsstände organisiert. Seit 23 Jahren laden Muslime interessierte Nichtmuslime in ihre Gemeinden ein. Die Ziele dieser einmaligen Aktion lauten: Kennenlernen, Vertrauen schaffen und Vorurteile abbauen.

NRW-Integrationsminister Joachim Stamp (FDP) bewertete den Tag der offenen Moschee als „Chance, Ängste und Vorurteile abzubauen“. Er freue sich über den aktiven Beitrag der muslimischen Gemeinden zum Kennenlernen und Verstehen durch die Einladung in ihre Moscheen. Der Tag sei ein „wichtiges Symbol für Weltoffenheit und Miteinander in Nordrhein-Westfalen“, hieß es in einer Mitteilung.

Imamausbildung: Wird es einen Super-Imam geben?

Der Imam stand auch 2019 erneut im Mittelpunkt der politischen Debatte. In seiner Rolle als Vorbeter hat er es nicht leicht. Zum einen muss er den Anforderungen der Gemeindemitglieder gerecht werden, zum anderen die Politik zufriedenstellen. Erstere wollen den Super-Imam, der Prediger, Seelsorger, Jugendarbeiter, Berater, Erzieher und Mentor in einer Person sein soll. Die Politik wiederum hat eigene Vorstellungen davon, wie ein Imam zu sein hat.

Schon seit Jahren wird über die Herkunft, Finanzierung und Ausbildung von Imamen diskutiert. Auch in der aktuellen Phase der Deutschen Islam Konferenz, die sich heute jährt, wurde die Imamausbildung in Deutschland als Themenschwerpunkt gewählt. Die Fortschritte innerhalb eines Jahres sind überschaubar. Die großen islamischen Religionsgemeinschaften kritisieren, dass die Politik über die Köpfe der Muslime hinweg debattiert und Entscheidungen fällt. Zugleich machen sie darauf aufmerksam, dass sie schon vor dem politischen Diskurs angefangen haben, in Deutschland sozialisierte Imame auszubilden.

Die Unterdrückung der muslimischen Uiguren in China

Bereits seit Jahren verstärkt sich Chinas repressive Politik gegenüber den in der Provinz Xinjiang lebenden Uiguren kontinuierlich. Doch erst seitdem behauptet wird, China betreibe riesige Gefangenenlager in der Region, richtet sich das Interesse der Weltöffentlichkeit auf Xinjiang. Die strenge Zensur in der Volksrepublik macht eine unabhängige Berichterstattung über die Lager nicht leicht. Menschenrechtsorganisationen und ausländische Regierungen schätzen, dass allein in den vergangenen drei Jahren in Xinjiang bis zu 1,5 Millionen Muslime in Umerziehungslager gesteckt wurden.

Augenzeugenberichte wie die von Ömer Bekali gibt es kaum. Acht Monate lang war der Uigure in einem der sogenannten „Ausbildungszentrum“ interniert, bevor ihm die Flucht ins Ausland gelang. Der zweifache Vater berichtet über seinen Werdegang und die Situation in Ostturkestan.

 

Für das nächste Jahr haben wir noch einiges vor und freuen uns darauf, es euch vorzustellen. An dieser Stelle möchten wir auch einen großen Dank an unsere Autorenschaft und an unsere Leserinnen und Lesern aussprechen und wünschen allen einen guten Start ins neue Jahr.