China

„Lager für Uiguren ist keine Überraschung“

Der Konzeptkünstler und Dissident Ai Weiwei zeigt sich über die Enthüllung der Lager für Uiguren nicht sonderlich überrascht. Die chinesische Regierung hätten diese Taktik in der Vergangenheit auch bei Tibetern und Mongolen angewendet.

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2019
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Uiguren: Ai Weiwei (c)facevook, bearbeitet by iQ
Uiguren: Ai Weiwei (c)facevook, bearbeitet by iQ

Für den chinesischen Konzeptkünstler und Dissidenten Ai Weiwei sind die Enthüllungen zu den Arbeitslagern für Uiguren in Xinjiang keine Überraschung. „Zweck der Lager ist es, die Kultur der Uiguren auszulöschen. Die Uiguren sind gezwungen, Han-Lieder zu singen und das Vokabular der Gehirnwäsche zu lernen“, sagte Ai Weiwei der „Süddeutschen Zeitung“ (Montag). Die Kommunisten hätten diese Taktik in der Vergangenheit auch bei Tibetern und Mongolen angewendet.

In China seien die 100 weltweit größten Unternehmen im Land gut verankert und auch der westliche Lebensstil sei längst dort angekommen. „Die Frage ist, ob der Westen die Werte hochhält, die ihn einzigartig gemacht haben, vor allem die Menschenrechte und die Redefreiheit. Oder aber, ob er diese Werte dem Schein nach vertritt und andere Ziele verfolgt“, so Ai Weiwei.

Uiguren zweitgrößte muslimische Bevölkerungsgruppe

Die Uiguren sind nach Angaben der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) mit rund zehn Millionen Angehörigen die zweitgrößte muslimische Bevölkerungsgruppe in China. Ihre Heimat ist die autonome Region Xinjiang. Als geheim eingestufte Dokumente aus dem Inneren der Chinesischen Kommunistischen Partei waren im November bekanntgeworden. Laut Recherchen von NDR, WDR und „Süddeutscher Zeitung“ zeigen sie erstmals im Detail eine massenhafte Internierung von religiösen Minderheiten. Demnach werden mehr als eine Million Menschen in Lagern festgehalten, in der Regel ohne ein Gerichtsverfahren.

Proteste vor Botschaft

Rund 3.000 Menschen hatten sich am Freitag vor der chinesischen Botschaft in Berlin versammelt, um gegen die chinesische Politik in Xinjiang zu protestieren. Organisiert wurden die Proteste vom Weltkongress der Uiguren. Intensive Sicherheitsmaßnahmen, die aufgrund der Demonstration ergriffen wurden, sperrten vorübergehend die Straßen in der Botschaftsregion. Die Demonstranten eröffneten Plakate mit Aufschriften wie „Freiheit für die Uiguren“, „Stoppt den Völkermord“, „Schließt die Konzentrationslager“.

Der Vorsitzende des Islamrats, Burhan Kesici, forderte die deutsche Regierung auf, sich um die Befreiung der Uiguren zu bemühen. „Uiguren werden gefoltert, umgebracht. Familien werden voneinander gerissen. Sie können ihre Religion nicht öffentlich leben.“ Zudem betonte Kesici, China wolle den heiligen Koran und andere religiöse Bücher nach sozialistischen Werten anpassen. Dies sei eine Verletzung der Menschenrechte.

Kesici ruft die Weltgemeinschaft dazu auf, kein zweites Tibet entstehen zu lassen. „Wir wissen, was China mit Minderheiten machen kann. Das haben wir am Beispiel Tibets gesehen. Es wurde alles zerstört, was den Leuten heilig war. Wir dürfen angesichts der Gräueltaten in Xinjiang nicht zuschauen.“ (KNA/iQ)