Ein muslimischer Kandidat stößt auf starken Widerstand bei der Bürgermeisterwahl in Wallerstein. Ein Muslim als Vertreter der CSU, das gehe nicht.
Der von der CSU nominierte muslimische Unternehmer Şener Şahin wird doch nicht zur Bürgermeisterwahl im schwäbischen Wallerstein (Landkreis Donau-Ries) antreten. Als Grund nannte der 44-Jährige starken Widerstand aus den Reihen der Partei. Nach heftigen Protesten aus dem CSU-Ortsverband zog der 44-jährige Sener Sahin seine Bewerbung zurück, wie er am Samstag auf Anfrage bestätigte. Dabei sei es allein um den Einwand gegangen, „ein Muslim als Vertreter der Christlich Sozialen Union, das geht doch gar nicht“, berichtete er am Wochenende im Bayerischen Rundfunk (BR). „Dass die Religion in einer Kommunalwahl eine so große Rolle spielt, war mir nicht bewusst“, hatte er zuvor schon der „Augsburger Allgemeinen“ gesagt.
Sahin sei im vergangenen Jahr gefragt worden, ob er für die CSU antreten wolle, sagte der Ortsvorsitzende Georg Kling. Er hätte am nächsten Donnerstag in Wallerstein (Landkreis Donau-Ries) von der CSU nominiert werden sollen. Doch seit Bekanntgabe des Vorschlags im Dezember habe es in Teilen des Ortsverbandes scharfen Widerstand gegeben. „Wir sind auf dem Dorf und wir sind noch nicht so weit“, sagte Kling schwer enttäuscht.
Der in Deutschland geborene Unternehmer mit türkischen Wurzeln war vom örtlichen Parteivorstand nominiert und unterstützt worden. Allerdings hätten auch 15 Kommunalwahl-Kandidaten der Wallersteiner CSU mit ihrem Rückzug gedroht, falls Şahin zum Bürgermeister-Kandidaten gewählt würde. Es sei immer wieder um seinen Glauben gegangen, sagte Şahin. Ein Muslim und die Christlich-Soziale Union passten nicht zusammen, hätten Parteimitglieder gesagt. Außerdem habe es zahlreiche Proteste beim Ortsverband sowie beim nordschwäbischen Bundestagsabgeordneten Ulrich Lange gegeben.
Şahin besitzt in Wallerstein einen Maschinenhandel. Er lebt schon immer in der Region, ist im nahen Nördlingen geboren und hat türkische Wurzeln. Mit seiner aus einer christlichen Familie stammenden Frau hat er zwei Kinder.
Der Ortsvorstand, so Sahin im BR weiter, habe Einwände zunächst mit den Worten zurückgewiesen, er solle „ja nicht Pfarrer werden, sondern Bürgermeister“. Er sei auf niemanden in seiner Partei sauer; ergänzte der 44-Jährige. Der Widerstand sei vor allem von Parteifreunden über 60 gekommen, die man wohl nicht ändern könne. Die Ablehnung habe „wehgetan“, so Şahin weiter: „Und ich war bestimmt öfter in der Kirche als die, die mich jetzt nicht wollen.“ Die CSU geht nun wahrscheinlich ohne eigenen Bürgermeisterkandidaten in die Kommunalwahl am 15. März.
Im Gegensatz dazu wurde der Grünen Politiker Belit Onay im November diesen Jahres zum Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Hannover gewählt. Somit ist der 38-jährige der erste Türkeistämmige der dieses Amt bekleidet. Onay hatte sich in der Stichwahl gegen den CDU-Bewerber Eckhard Scholz durchgesetzt. Nach seiner erfolgreichen Wahl unterstrich Belit Onay, die Stadt zusammenzuführen und „Politik für alle“ machen zu wollen. Außerdem diene Migrationshintergrund als Chance für Brückenbauer. (KNA, iQ)