Pionier des Islams in Deutschland

Murad Wilfried Hofmann ist verstorben

Mit Murad Wilfried Hofmann ist einer der Pioniere des Islams in Deutschland verstorben. Die muslimische Gemeinschaft trauert um ihn.

13
01
2020
Murad Wilfried Hofmann © Twitter, bearbeitet by iQ.
Murad Wilfried Hofmann © Twitter, bearbeitet by iQ.

Ein Pionier des Islams in Deutschland, Murad Wilfried Hofmann, ist gestern nach langer Krankheit verstorben. Hofmann wurde 1931 in Aschaffenburg geboren. Er arbeitete 33 Jahre im diplomatischen Dienst, zuletzt als deutscher Botschafter in Algerien und Marokko. Er bereiste als vielgefragter Vortragender vor allem Westeuropa, die USA und muslimische Staaten. Dr. Hofmann konvertierte 1980 zum Islam und veröffentlichte seither zahlreiche Aufsätze und Bücher über interkulturelle und -religiöse Themen.

Murad Wilfried Hofmann begann  sein Studium in New York. Anschließend studierte er Jura in München und amerikanisches Recht an der Harvard Law School in Cambridge. Von 1961-1994 arbeitete Hofmann im deutschen Auswärtigen Dienst, als Leiter des Referats „NATO und Verteidigung“ im Auswärtigen Amt, als Informationsdirektor der NATO in Brüssel sowie als deutscher Botschafter in Algerien und Marokko.

1980 wurde Hofmann sunnitischer Muslim. Er hielt häufig Vorträge in Westeuropa, den USA sowie in der islamischen Welt. Bis 2008 hielt er in 31 Ländern rund 350 Vorträge über islamische Themen.

International gefragte Persönlichkeit

Er war Vollmitglied der Ahl al-Bayt Foundation for Islamic Thought in Jordanien und Mitglied des Scharia-Rats der muslimischen Bosna Bank International in Sarajewo. Das Staatsoberhaupt des Emirats Dubai zeichnete Hofmann 2009 als „Islamische Persönlichkeit des Jahres“ aus. Außerdem wurde Hofmann in der Liste der weltweit 500 wichtigsten muslimischen Persönlichkeiten des Zentrums für muslimisch-christliche Verständigung der Georgetown University und des Royal Islamic Strategic Studies Centre von Jordanien aufgeführt.

Murad Hofmann hat Bücher in arabisch, bosnisch, englisch, französisch, malayalam, russisch, türkisch und ungarisch veröffentlicht. Darunter sein Buch Der Islam als Alternative, für das Annemarie Schimmel das Vorwort schrieb, sowie Der Islam im 3. Jahrtausend. Im Fokus steht auch die 1998 veröffentlichte Neubearbeitung der Koranübersetzung von Max Henning. Außerdem war er als Literaturkritiker des Oxford Journal of Islamic Studies und der pakistanischen Islamic Studies tätig.

Muslimische Vertreter drücken ihr Beileid aus

Der Islamrat sprach sein Beileid aus und schrieb auf Twitter: „Mit seinem Tod haben wir eine Persönlichkeit verloren, der eine intellektuelle Bereicherung für die Muslime in Deutschland war. Möge Gott seiner Seele gnädig sein und ihn mit seinem Paradies belohnen.“ 

Der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) schrieb in einer Mitteilung, dass sein Tod ein Verlust für Muslime und Nichtmuslime gleichermaßen sei. „Wir verlieren mit Murad Wilfried Hofmann einen brillanten Denker, einen Gelehrten und eine Persönlichkeit von Weltrang, ein großes Vorbild und eine Quelle der Inspiration für viele Menschen und über Generationen hinweg“, so Aiman Mazyek, Vorsitzender des ZMD.

Murad Wilfried Hofmann ist Träger des Bundesverdienstkreuzes sowie der höchsten an Ausländer vergebenen Orden von Marokko, Ägypten und Jordanien.

Leserkommentare

Emanuel Schaub sagt:
dass selbst eine so umfassend gebildete Persönlichkeit den Gesetzen des Alters unterworfen ist mag für kleine Geister ein Trost sein... Aber Ungläubige /Gläubige sind eben in erster Linie biologische Wesen und können nur den Weg allen Fleisches gehen ; ob es nachher gibt ...ist für wirklich GEISTIGE ohne Bedeutung!! gruß emanuel
16.01.20
14:35