Der interreligöse Dialog nimmt eine immer wichtigere Rolle ein und ist mehr als die Verteidigung gemeinsamer Interessen: eine Form der Diplomatie.
Im Dialog mit Verantwortlichen aufseiten der Muslime seien „große Fortschritte“ erzielt worden, so Pinchas Goldschmidt, Präsident der Konferenz der Europäischen Rabbiner (CER). „Selbst wenn noch eine Wegstrecke vor uns liegt: Wir sind im Gespräch – und das von Angesicht zu Angesicht.“ Dieses Gespräch erfordere die Bereitschaft „zuzuhören, Vorurteile abzulegen und notfalls die eigene Meinung zu ändern“. Der Rabbiner betonte: „Wer leugnet, dass auch Muslime unter Diskriminierung und Rassismus leiden und alles nur als Konstrukt des politischen Islam hinstellt, der ist unfähig, etwas zu verbessern.“
Der interreligiöse Dialog sei mehr als die Verteidigung gemeinsamer Interessen. Er sei eine „Form der Diplomatie, eine Suche nach Verständigung und gegenseitigem Verständnis – in einer Zeit, in der konventionelle Diplomatie zunehmend versagt“. Es sei notwendig, miteinander zu reden. Hier müssten gerade Pfarrer, Imame und Rabbiner vorangehen. Ein ernsthafter Dialog könne die Sicherheitspolitik, die internationale Diplomatie und die Gesellschaftspolitik „nachhaltig befruchten“.
Auf einer Veranstaltung am Donnerstagabend in Berlin beklagte Goldschmidt, dass der Glauben zunehmend benutzt werde, „um politische Agenden voranzutreiben“. Er äußerte sich auf einer Konferenz der CER und der Interreligiösen Allianz für sicherere Gemeinschaften (IAFSC), an der den Angaben zufolge unter anderen auch der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, sowie der Bundesbeauftragte für weltweite Religionsfreiheit, Markus Grübel, teilnahmen.
Beide Organisationen wollen nach eigenen Angaben hochrangige Vertreter von Religionsgemeinschaften in die Lage versetzen, „für die Sicherheit der Religionsgemeinschaften zu arbeiten“. Sie hätten sich dazu verpflichtet, „verstärkt dazu beizutragen, einer Manipulation des Glaubens zu politischen Zwecken entgegenzuwirken“. Dies werde künftig „ein integraler Bestandteil von Stabilität, Sicherheit und Entwicklung unserer Gesellschaft sein“.
Die „Herausforderung durch gewalttätige Hasskriminalität“ erfordere künftig einen umfassenderen Ansatz. Religionspolitik müsse daher in einem größeren Kontext gesehen werden, und der interreligiöse Dialog nehme „auch unter sicherheits- und gesellschaftlichen Aspekten eine zunehmende wichtige Rolle“ ein. (KNA, iQ)