„Nie wieder!“. 75 Jahre nach Auschwitz haben sich muslimische und christliche Vertreter besorgt über die zunehmende Menschenfeindlichkeit geäußert.
75 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz haben sich Vertreter von Kirche, Politik und Gesellschaft in NRW besorgt über zunehmende Judenfeindlichkeit und die Diskriminierung von Minderheiten gezeigt. Die Erfahrung des Holocaust lehre, „dass wir bereits den Anfängen wehren müssen und nie wieder zulassen dürfen, dass in unserer Gesellschaft Minderheiten aufgrund von Religion, ethnischer Herkunft oder sonstigen Merkmalen diskriminiert werden“, heißt es in einer am Sonntag veröffentlichten gemeinsamen Erklärung.
Für Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) sei es ein „bedeutendes Zeichen“, dass Juden, Christen, Muslime, Arbeitnehmer, Arbeitgeber und die Landesregierung eine gemeinsame Erklärung zum Kampf gegen Antisemitismus und Rassismus unterzeichnet hätten.
Darin hieß es: „Immer wieder fragen wir uns, wie es möglich war, dass in unserem Land zunächst jüdische Gotteshäuser geschändet und niedergebrannt, dass Menschen aus der Mitte der Gesellschaft verprügelt, gedemütigt, eingesperrt, schließlich aus Deutschland und ganz Europa in Konzentrationslager verschleppt und ermordet wurden“. Deshalb dürfe heute niemand wegsehen, „wenn Menschen aus der Mitte unserer Gesellschaft wegen ihrer Religion oder ihrer Herkunft diskriminiert, benachteiligt oder bedroht werden, wenn Hass gesät, die Gesellschaft entzweit wird und Gruppen gegeneinander aufgebracht werden“.
„Der Holocaust ist eine Mahnung und Auftrag, die Erinnerung wachzuhalten und sie an die nachfolgenden Generationen weiterzugeben“, erklärt Bekir Altaş, Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG). Die unmenschlichen Taten von damals seien heute eine wichtige Mahnung. Sie zeigen, wozu Menschen imstande seien, wenn sie sich Hass und Rassismus hingeben.
Deshalb sei der Holocaust auch ein Auftrag an uns alle, wachsam zu sein gegen jede Form von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Antisemitismus, Antiziganismus, Islamfeindlichkeit oder andere Ausprägungen tragen alle im Kern denselben verdorbenen Keim. Der Auftrag bedeute folglich auch, keinen Unterschied zu machen, wen Hass und Rassismus treffen, wer die Opfer und wer die Täter seien. „Unsere Antwort muss immer sein: uneingeschränkte Solidarität mit den Opfern und breiter gesellschaftlicher Schulterschluss“, so Altaş abschließend.
Auch der Islamrat der Bundesrepublik Deutschland erinnerte an die Opfer des Holocausts. „Es ist unsere Pflicht Jahr für Jahr an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau am 27. Januar 1945 uns zu erinnern, sowie an die Opfer des Nationalsozialismus“, erklärte Burhan Kesici, Vorsitzender des Islamrats.
An diesem Montag jährt sich zum 75. Mal die Befreiung des deutschen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz im von Hitler-Deutschland besetzten Polen durch die Rote Armee. Allein dort brachten die Nationalsozialisten mehr als eine Million Menschen um. Der Holocaust kostete insgesamt rund sechs Millionen Juden das Leben. Sie wurden von den Deutschen erschossen und in Gaskammern ermordet oder starben an den Folgen von Hunger, Krankheit und Erschöpfung. (dpa, iQ)