Schleswig-Holstein

Grüne lehnen Verschleierungsverbot an Hochschulen ab

Ein Verbot der Vollverschleierung lehnen Schleswig-Holsteins Grüne nach einer Landtagsanhörung an Hochschulen weiter strikt ab.

30
01
2020
Christian-Albrecht-Universität Kiel © shutterstock

Schleswig-Holsteins Grüne lehnen nach einer Landtagsanhörung ein Vollverschleierungsverbot an Hochschulen weiter strikt ab. „Es gab bei der Anhörung starke Argumente gegen ein Verbot und auch dagegen, die Entscheidung über ein Verbot in die Hochschulen zu verlagern“, sagte der Grünen-Hochschulpolitiker Lasse Petersdotter am Donnerstag. Seine Fraktion habe sich einstimmig gegen ein Verbot der Vollverschleierung ausgesprochen.

Debatte durch Unwahrheiten verzerrt

Petersdotter bezeichnete die Menge und Qualität der schriftlichen und mündlichen Stellungnahmen in der Anhörung als gute Diskussionsgrundlage. Die Debatte über Vollverschleierungen werde „oftmals durch Unwahrheiten verzerrt“. Grünen-Landeschefin Ann-Kathrin Tranziska fühlte sich durch die Ergebnisse der Anhörung bestätigt. „Eine weltoffene und rechtsstaatliche Gesellschaft zeichnet aus, dass religiöse Symbole getragen oder auf sie verzichtet werden kann.“ Ihre Partei lehne ein Verbot der Vollverschleierung weiter ab und werde „in der Koalition keinem derartigen Vorhaben zustimmen“.

Konflikt mit verschleierter Studierenden

Die beiden Koalitionspartner CDU und FDP hatten sich im vergangenen Jahr im Landtag klar für ein Vollverschleierungsverbot im Hochschulgesetz ausgesprochen. Hintergrund ist der Fall einer muslimischen Studentin der Kieler Christian-Albrechts-Universität. Die Hochschule hatte ihr eine Vollverschleierung in Lehrveranstaltungen, Prüfungen und Gesprächen, die sich auf Studium und Lehre beziehen, verboten.

Damit reagierte die Universitätsleitung auf einen Konflikt mit einer Studierenden, die zu einer Vorlesung mit einem Gesichtsschleier erschien. Der Dozent wies die Studierende an, den Schleier während der Lehrveranstaltung abzulegen und meldete den Vorfall dem Rektorat. Bildungsministerin Karin Prien begrüßte dies und kündigte ein gesetzliches Verbot von Schleiern an Schulen an. Die Studentin kam trotzdem immer wieder auch verschleiert zu Veranstaltungen. (dpa, iQ)

 

Leserkommentare

Johannes Disch sagt:
Hier sind "Die Grünen" auf dem Holzweg. Offene Kommunikation erfordert ein offenes Gesicht. In einer liberalen Gesellschaft zeigt man Gesicht. Gegen ein Kopftuch an der Uni ist nichts einzuwenden. Gegen die Vollverschleierung hingegen schon. Eine Universität ist ein Ort des kritischen Lernens und des kritischen Austauschs und keine religiöse Stätte.
31.01.20
13:00
Ute Fabel sagt:
Die Grünen in Schleswig-Holstein praktizieren eine völlig willfährige Unterwerfungshaltung sogar gegenüber extremsten Auswüchsen eines reaktionären religiösen Fundamentalismus. Im englischsprachigen Raum wurde für dieses Politikverständnis der Bergriff „Regressive Left“ geprägt. Darunter versteht man Linke, die allem Fremden undifferenziert und unverdient Respekt zollen. Die Unfähigkeit, gegenüber Begehrlichkeiten eines rechtskonservativen Islams auf Sonderbehandlung Kante zeigen zu können, ist Wasser auf die Mühlen von deutschen Rechtspopulisten.
02.02.20
16:35