Zuwanderer entlasten die gesetzliche Krankenversicherung. Das ergibt sich aus aktuellen Daten der Technischen Krankenkasse.
Neue Daten der Techniker Krankenkasse (TK) belegen, dass zumindest die Zuwanderungswelle der vergangenen sieben Jahre die gesetzlichen Krankenkassen (GKV) entlastet. Ohne Zuwanderung wäre die Beitragsbelastung der 73 Millionen gesetzlich Krankenversicherten höher. Das teilte der Tagesspiegel am Dienstag mit.
„Die Zuwanderung seit 2012 bedeutet für die gesetzliche Krankenversicherung eine Entlastung in Höhe von etwa acht Milliarden Euro im Jahr oder umgerechnet 0,6 Beitragssatzpunkte“, erklärt TK-Finanzchef Thomas Thierhoff die Ergebnisse der Datenanalyse.
Bis 2012 schrumpfte die gesetzliche Krankenversicherung, weil mehr Versicherte starben als geboren wurden: seit 1997 um zwei Millionen auf 71,4 Millionen Versicherte. Mit dem steigenden Durchschnittsalter stiegen somit auch die Leistungsausgaben.
Nach den von der TK vorgelegten Daten von 2013 bis 2019 stieg die Anzahl der Versicherten durch Zuwanderung um 4,7 Millionen. Allein die Zuwanderer der vergangenen sieben Jahre stellen damit 6,4 Prozent der aktuell gesetzlich Versicherten in Deutschland dar.
2019 zahlten diese 6,4 Prozent 16,8 Milliarden Euro an Beiträgen in den Gesundheitsfonds ein, von dem die Beitragsgelder an die gesetzlichen Kassen verteilt werden. Der Anteil der Zuwanderer an den Gesamtbeitragseinnahmen betrug damit 7,9 Prozent.
6,4 Prozent der Versicherten mit ausländischem Pass tragen 7,9 Prozent der Beitragseinnahmen. Das spricht klar gegen die These der Zuwanderungskritiker, Migranten trügen nur unterdurchschnittlich zum Beitragsaufkommen der gesetzlichen Krankenkassen bei, weil sie im Durchschnitt weniger verdienen, als die Stammbevölkerung.
„Wir vermuten, dass Zuwanderer weniger beitragsfrei mitversicherte Familienangehörige haben und schon deshalb einen etwas überproportionalen Beitrag zur Finanzierung der GKV leisten.“, so Thierhoff. Insbesondere bei den Zuwanderern aus anderen EU-Ländern könne man nicht unterstellen, dass sie generell schlechter bezahlt werden als deutsche Durchschnittsverdiener. Sie stellen rund die Hälfte der Zuwanderer dar. Auch bei der Zuwanderung aus Nicht-EU-Ländern wächst seit Jahren die Zahl der Hochqualifizierten.
Auch die Annahme, Zuwanderer würden mehr Leistungen bei den Krankenkassen in Anspruch nehmen, als sie an Beiträgen einzahlen, kann mit den von der TK hochgerechneten Daten widerlegt werden. Danach nahmen die Zuwanderer 2019 inklusive ihres proportionalen Anteils an den Verwaltungsausgaben der Krankenkassen Leistungen im Gegenwert von 8,7 Milliarden Euro in Anspruch. Das entspricht 3,5 Prozent der Ausgaben für alle Versicherte von 245,6 Milliarden Euro im vergangenen Jahr.
Zuwanderer zahlen nach den Daten doppelt soviel ein, wie sie für Gesundheitsleistungen entnehmen. Hauptgrund dafür dürfte sein, dass die Zuwanderer mit einem Durchschnittsalter von 30 Jahren jünger sind als der durchschnittliche GKV-Versicherte (2018 bei 44 Jahren). TK-Vorstandschef Jens Baas weist basierend auf den Zahlen auf die Wichtigkeit der Zuwanderung für Deutschland hin.
Das Vorurteil, dass Geflüchtete verantwortlich für die zuletzt wieder steigenden Zusatzbeiträge seien, trifft ebenso nicht zu. Solange sie im Asylverfahren sind, belasten sie die Krankenkassen nicht. Die Leistungsausgaben werden währenddessen von den Sozialämtern geleistet. Sobald sie eine Arbeitserlaubnis haben, zahlt der Bund für sie Arbeitslosengeld II, sofern sie keinen Job finden, einen Kassenbeitrag von knapp 100 Euro monatlich. Dieser Beitrag wird von den Krankenkassen als nicht kostendeckend kritisiert.