Razzien

Rechtsextremisten planten Anschläge auf Moscheen

Nach einer Razzia sind mehrere Rechtsextreme festgenommen worden. Sie planten wohl mehrere Anschläge auf Moscheen in Nordrhein-Westfalen.

17
02
2020
Symbolbild: Polizei, Polizeibeamten
Symbolbild: Polizeibeamte © Shutterstock, bearbeitet by iQ.

Die am Wochenende verhafteten Polizisten rechte Terrorverdächtige, die offenbar gezielte Anschläge auf Moscheen geplant hatten. Der mutmaßliche Anführer der Gruppe habe vor einer Woche bei einem Treffen im nordrhein-westfälischen Minden seine Pläne skizziert, Muslime beim Gebet anzugreifen, um Chaos auszulösen und so die Gesellschaftsordnung der Bundesrepublik ins Wanken zu bringen. Das berichtet der „Spiegel“ unter Berufung auf Erkenntnisse der Bundesanwaltschaft.

Demnach wurden zwei Männer mit dem Beschaffen der Waffen beauftragt. Parallel dazu sollten mögliche Anschlagsziele ausgekundschaftet werden. In einem von den Behörden überwachten Gespräch sei kurz nach dem Treffen die Rede von „Kommandos“ gewesen, die angeblich in zehn Bundesländern zuschlagen sollten.

Christchurch-Attentäter als Vorbild

Die Rechtsextremisten planten den Anschlag nach Vorbild des Christchurch-Attentäters. Am 15. März 2019 hatte ein 28-jähriger australischer Rechtsextremist bei einem Terroranschlag auf zwei Moscheen in der neuseeländischen Stadt Christchurch 51 Menschen erschossen. Der Anschlag in Christchurch wurde vom Täter über längere Zeit mit einer Helmkamera live ins Internet übertragen. Der Prozess gegen ihn soll im Mai beginnen.

Den Berichten zufolge hatten Stuttgarter Staatsschützer die Gruppe seit fünf Monaten im Visier. Laut „Bild“ soll ein V-Mann den Ermittlungsbehörden Informationen übermittelt haben. Die Bundesanwaltschaft wollte sich am Sonntag auf Nachfrage nicht zu dieser Frage sowie zu weiteren Details der Razzien und möglichen Anschlagszielen äußern.

Rechte mit Verbindungen nach Finnland

Wie die „Welt am Sonntag“ unter Berufung auf Ermittlerkreise berichtet, agierte die Gruppe unter dem Namen „Der harte Kern“. Die Männer hätten unter anderem Bezüge zu der rechtsextremen Gruppierung „Soldiers of Odin“ (SOO) gehabt. Deren Mitglieder tauchten zuerst im Zuge der Flüchtlingskrise auf. In der nordfinnischen Kleinstadt Kemi an der Grenze zu Schweden organisierten sie im Oktober 2015 im Stile einer Bürgerwehr Straßenpatrouillen. Ziel war es nach ihrer Darstellung, die Polizei zu unterstützen, weil diese nicht in der Lage sei, insbesondere Frauen vor Übergriffen von Asylbewerbern zu schützen. Die Gruppe weitete sich auf andere Städte aus und soll damals in Finnland mehrere Hundert Mitglieder gezählt haben. Zudem bildeten sich Ableger in anderen nordischen Ländern. Sie lehnt Migration und den Islam ab, weist aber Vorwürfe zurück, rassistisch oder kriminell zu sein. (KNA,  dpa, iQ)

Leserkommentare

Hachim sagt:
Eine schwerwiegende Tatsache, die leider sowohl von Medien als auch Politik vollkommen ausgeblendet bleibt, ist die christozentristische Motivation ähnlicher Taten. Sowohl der Täter von Christchurch als auch andere Ethonofaschisten haben sich stets auf die Kreuzzüge und eine neuaufkommende weiße Identität berufen. Insofern sind diese Handlungen auch immer christlich motivierte Gewalttaten. Leider bleibt dieser Aspekt in der öffentlichen Debatte vollkommen unbeachtet.
17.02.20
19:43