Vor dem Haus des DITIB-Generalsekretärs Abdurrahman Atasoy wurden in der Nacht von Samstag auf Sonntag sechs Schüsse abgefeuert. Der Staatsschutz ermittelt.
Wegen Schüsse vor dem Haus des DITIB-Generalsekretärs Abdurrahman Atasoy in Heilbronn hat es in der Nacht zum Sonntag einen Polizeieinsatz gegeben. Atosoy sei nach einer Sitzung der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB) in Ludwigshafen zu seinem Bruder gefahren, teilte der DITIB-Bundesverband am Sonntag mit. Seine Schwester habe die Polizei gerufen, weil fünf oder sechs Schüsse gefallen seien. Diese jedoch habe die Anzeige nicht ernst genommen, schickte zwar einen Streifenwagen, der nur vorbeifuhr, ohne mit den Betroffenen zu reden, erklärte Atasoy in einer DITIB-Pressemitteilung.
Erneut soll dann die Polizei telefonisch verständigt worden sein, die in einem herablassenden Ton sagte „Sie sind nicht die einzigen, stellen Sie sich nicht so an. Sie müssen warten“, so Atasoy weiter. Die Polizei selbst, die dann vor Ort eintraf, sei sehr aufmerksam gewesen und habe den Vorfall entsprechend umsichtig aufgenommen.
„Mit großer Sorge haben wir von den Schüssen am Familienhaus des DITIB-Generalsekretärs Atasoy erfahren. Unsere volle Solidarität gilt der Familie Atasoy und der DITIB. Wir wünschen ihr und ihren Nachbarn Kraft“, erklärt der Islamrat auf Twitter. Dass die zur Hilfe gerufene Polizei sich äußerst ’schwerfällig‘ verhalten habe, zeige gerade vor dem Hintergrund der jüngeren Ereignisse und der Bedrohungslage insbesondere für Muslime, „dass der Ernst der Lage noch nicht überall so eingeschätzt wird, wie es sein sollte“, so der Islamrat abschließend.
Die DITIB kritisierte die Polizei, dass sie den Vorfall in der Nacht nicht ernst genug genommen habe – besonders vor dem Hintergrund der rassistischen Morde von Hanau. Nach Anfrage von IslamiQ wies die Polizei in Heilbronn jedoch die Kritik zurück. Laut dem Pressesprecher der Polizei habe es keine „negativen Aussagen gegenüber der Schwester des Generalsekretärs gegeben“. Zudem gehe man nach ersten Untersuchungen der Patronenhülsen davon aus, dass diese schon länger dort gelegen haben müssen und keine „frischen Patronenhülsen sind, da sie teilweise Roststellen haben“, erklärte der Pressesprecher.
„Wir wussten auch nicht, dass der Anruf von der Schwester des DITIB-Generalsekräters kam. Erst am Morgen als Herr Atasoy uns nochmal anrief und die Situation schilderte, dass die Schüsse wegen seiner Position als DITIB-Generalsekretär gefallen sein könnte, haben wir den ganzen Zusammenhang verstehen können“, so der Pressesprecher der Polizei weiter. Man habe daraufhin sofort den Staatsschutz und die Kriminalbeamten kontaktiert. Demnach habe man dann auch die Nachbarn befragt, die ebenfalls Schüsse in der Nähe der Häuser bestätigt haben sollen. Der Staatsschutz ermittelt weiterhin. (dpa/iQ)