









Fast jeder zweite Deutsche sieht laut einer Umfrage eine Mitverantwortung der AfD für die rassistisch motivierten Morde von Hanau.
Fast jeder zweite Deutsche sieht laut einer Umfrage eine Mitverantwortung der AfD für die rassistisch motivierten Morde von Hanau. Demnach stimmten bei einer repräsentativen Befragung durch die Erfurter Meinungsforscher von INSA Consulere 48 Prozent der Aussage zu: „Die AfD hat durch ihre Rhetorik und ihr Auftreten eine Mitverantwortung am Anschlag von Hanau.“ 27 Prozent hätten die Behauptung abgelehnt, 16 Prozent mit „weiß nicht“ geantwortet.
Die Umfrage war im Auftrag der Wochenzeitung „Die Tagespost“ unter 2.061 Erwachsenen zwischen 28. Februar und 2. März durchgeführt worden, wie das Blatt am Donnerstag mitteilte. Bei der Erhebung wurde laut „Tagespost“ auch nach dem religiösen Hintergrund der Teilnehmer gefragt. Während 48 Prozent der Katholiken eine Mitverantwortung der AfD gesehen hätten, seien es bei Protestanten 53 Prozent und bei Muslimen 58 Prozent gewesen. Befragte aus den Freikirchen hätten der Aussage nur zu 39 Prozent zugestimmt. Bei der Ablehnung sei der Anteil mit etwa einem Viertel bei allen christlichen Befragten gleich hoch gewesen; von den befragten Muslimen hätten nur 12 Prozent der AfD keine Mitverantwortung gegeben.
Ein Migrationshintergrund habe bei der Umfrage keine unterschiedlichen Ergebnisse erbracht, hieß es. Bei den Altersgruppen hätten die über 60-Jährigen mit gut 54 Prozent am stärksten eine Mitverantwortung der AfD gesehen, zudem 52 Prozent der Männer, aber nur 44 Prozent der Frauen. Im Westen Deutschlands sei diese Antwort häufiger gegeben worden als im Osten. Die nach eigener Ansicht politisch „ziemlich stark“ interessierten Umfrageteilnehmer hätten zu 55 Prozent eine Mitschuld der Partei gesehen. Bei den politisch „überhaupt nicht“ Interessierten seien es 22 Prozent gewesen.
Der Religionsbeauftragte der Bundesregierung Markus Grübel (CDU) sieht auch eine Mitverantwortung für die rassistisch motivierten Morde von Hanau bei der AfD. Die Partei arbeite mit Feindbildern und bereite damit den Boden für die Einzeltäter, die solche Straftaten verübten. Laut dem Experten machen die Anschläge deutlich, dass Menschen wegen ihrer religiösen Überzeugung wieder Grund zur Angst haben müssen. „Es gibt aber auch einen Grund, tätig zu werden und das nicht einfach so stehen zu lassen, sondern dem mit Aktivitäten zu begegnen.“ Die Reaktionen zeigten, dass vielfach Menschen den Feindbildern entgegentreten und die Täter benennen wollten. „Der Terror in Deutschland kommt von rechts außen“, betonte Grübel.
Die Polizeipräsenz zu erhöhen reicht nach Ansicht des CDU-Politikers alleine nicht aus. Es brauche auch Begegnungen mit Menschen aus anderen Ländern und Religionen. „Wir müssen mehr wissen über das Judentum, den Islam, das Christentum.“ Dazu brauche es neben mehr Informationen in Schulen und aus den Medien auch ein Entgegenkommen der Glaubensgemeinschaften, damit solche „Feindbilder“ und „Zerrbilder“ nicht entstehen. (KNA,iQ)