Brandanschläge, Schmierereien, eingeschlagene Fensterscheiben, verwüstete Gebetsräume und Bombendrohungen. Die Angriffe auf Moscheen häufen sich – und hinterlassen Spuren. So wie vor zwei Jahren in Berlin. IslamiQ hat mit der Gemeinde gesprochen.
Am 11. März 2018 wurde auf die Koca Sinan Moschee der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB) in Berlin-Reinickendorf ein Brandanschlag verübt. Auch wenn niemand bei diesem Anschlag verletzt wurde, hat der Angriff Spuren in der Gemeinde hinterlassen.
Bei dem Brandanschlag brannten die Innenräume der Moschee nahezu komplett ab. Die Koca Sinan Moschee befindet sich im Erdgeschoss eines Mehrfamilienhauses. Zeugen sollen der polizeilichen Mitteilung zufolge um zwei Uhr nachts ein Klirren gehört und drei Verdächtige gesehen haben, die von der Moschee wegliefen.
In einer Pressemitteilung forderte der DITIB-Bundesverband den Staat und die Sicherheitsbehörden dazu auf, den Schutz der Moscheen zu gewährleisten und die Verantwortlichen zur Verantwortung zu ziehen. „Ebenso zwingend notwendig ist, dass die Politik sich der Thematik annimmt, bevor noch was Schlimmeres passiert und Menschenleben zu beklagen sind. Angriffe auf Muslime und ihre Einrichtungen dürfen nicht länger nur das Thema der Kommunalpolitik bleiben. Der Ort dieses Anschlages zeigt uns deutlich, dass auch die Bundesebene sich der Thematik der Diskriminierung und Gefährdung von Muslimen annehmen muss“, heißt es in der DITIB-Stellungnahme.
Heute, zwei Jahre nach dem Anschlag, geht der Alltag der Gemeinde weiter. Wir haben mit der Gemeinde gesprochen und wollten wissen, was sich seitdem verändert hat.
„Die Zeit nach dem Anschlag war nicht leicht“, erzählt Mustafa Karabulut, Vorsitzende der Gemeinde, dem die Sicherheit seiner Gemeinde sehr wichtig ist. „Die Täter wurden auch nach zwei Jahren noch nicht gefasst. Sie könnten jederzeit wieder angreifen.“ Mit einem Anruf wurde der Vorsitzende der Gemeinde aus dem Schlaf gerissen und eilte zur brennenden Moschee.
Da die Täter noch auf freiem Fuß sind, ist die Angst einer Wiederholung noch nicht besiegt. Dennoch macht Mustafa Karabulut seiner Gemeinde Mut und versucht seine Ängste zu verbergen. „Wir bleiben stark und werden uns nicht einschüchtern lassen. Der Alltag geht weiter“, sagte er.
Die Moschee war nach dem Anschlag nicht mehr zu benutzen. Erst nach fünf Monaten konnte ein neues Gebäude bezogen werden. Auch die Gemeindemitglieder hätten sich allmählich erholt und könnten wieder nach vorne blicken, erklärte der Vorsitzende gegenüber IslamiQ. „Alle Moscheen sowie Kirchen und Synagogen, und alle Gebetshäuser müssten besser geschützt werden“, fordert der Vorsitzende.
Nach dem Anschlag besuchten viele politische und religiöse Vertreter die ausgebrannte Moschee. Auch Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) hatte den Tatort besucht, um seine Solidarität zu zeigen. Reinickendorfs Bezirksbürgermeister Frank Balzer (CDU), ebenso wie CDU-Innenpolitiker Burkard Dregger und der Islamratsvorsitzende Burhan Kesici hatten die Gemeinde vor Ort besucht.
Außerdem hatten islamische Gemeindevorsitzende der umliegenden Moscheen in Berlin der betroffenen Gemeinde einen Besuch abgestattet. „Wir haben einen großen Andrang an Menschen erlebt, die sich mit der Moscheegemeinde solidarisch zeigen“, sagte Kesici gegenüber IslamiQ. Mit deutschen und türkischen Fahnen hatten Menschen gegen Hass und für Uneinigkeit demonstriert.
Jede Woche käme die Polizei vorbei um mit dem Gemeindevorstand zu sprechen und Sicherheit zu gewährleisten. Zudem hat die Reinickendorfer Gemeinde als Vorkehrungsmaßnahme Überwachungskameras installiert, um vor möglichen Angriffen abzuschrecken.
Trotz dieses schrecklichen Vorfalls zeigt sich der Gemeindevorstand stark. „Wir möchten vorbildlich agieren, indem wir diesem Anschlag mit Frieden, Harmonie und Einfühlungsvermögen entgegenwirken“, sagte ein Mitglied im Vorstand. Weiterhin betet und hofft die Gemeinde, dass sich so ein Anschlag nicht wiederholt.