Berlin

Beratungsstelle veröffentlicht Zahlen zu rassistischen Angriffen

Frauen mit Kopftüchern, Männer mit Kippa oder dunkelhäutige Menschen, sind in Berlin nicht zu jeder Zeit an jedem Ort sicher vor Übergriffen. Das zeigen die Zahlen.

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03
2020
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Straftaten, Polizei
Symbolbild: Polizei © shutterstock, bearbeitet by iQ.

390 zumeist rassistische, islamfeindliche und antisemitische Angriffe und Bedrohungen sind in Berlin im vergangenen Jahr von der Opferberatungsstelle Reachout gezählt worden. Das waren deutlich mehr als im Vorjahr (309) und zudem der höchste Stand seit Einrichtung der Beratungsstelle 2001. Durch die Taten wurden mindestens 509 Menschen verletzt oder bedroht, wie Projektmitarbeiterin Sabine Seyb von Reachout am Mittwoch sagte.

Mehr als die Hälfte der Taten waren rassistisch motiviert (219). 34 Angriffe richteten sich gegen Musliminnen und Muslime. 31 Vorfälle waren antisemitisch, etwas weniger als im Vorjahr (44). Außerdem wurden auch noch Angriffe auf Obdachlose, Behinderte, politische Gegner und Journalisten erfasst. Meistens handelte es sich um Körperverletzungen. Aber auch Bedrohungen und Brandanschläge auf Autos wurden erfasst.

Als Beispiele nannte Seyb Vorfälle, bei dem einer Frau brutal ein Kopftuch heruntergerissen wurde oder Schüsse auf die Wohnungstür einer Flüchtlingsfamilie fielen.

Debatten stärken Täter

Seyb sagte über die gestiegene Gesamtzahl: „Wir gehen davon aus, dass sich die Täter von den Debatten in und außerhalb der Parlamente gestärkt fühlen. Und diese Debatten werden nicht nur von der AfD geführt, sondern auch von Politikern der demokratischen Parteien.“ Der Rückgang der Zahl der judenfeindlichen Angriffe liege möglicherweise an der „Entschlossenheit, mit der in Berlin seit einigen Jahren dagegen vorgegangen wird“.

Reachout sammelt die Daten nach eigenen Angaben anhand von Mitteilungen der Polizei, Medienberichten sowie Meldungen von Zeugen und Betroffenen. Hinzu kommen Angaben anderer Initiativen in den Bezirken. Damit werden auch Ereignisse und Taten erfasst, die nicht bei der Polizei angezeigt wurden. Entscheidend sei die Wahrnehmung des Opfers und nicht die juristische Einordnung als Gewaltdelikt, sagte Seyb. Die Polizei registrierte im letzten Jahr 153 Gewalttaten von Rechtsextremisten. (dpa, iQ)