Brandanschläge, Schmierereien, eingeschlagene Fensterscheiben, verwüstete Gebetsräume und Bombendrohungen. Die Angriffe auf Moscheen häufen sich – und hinterlassen Spuren. So wie in Ulm. IslamiQ hat die Gemeinde vor Ort besucht.
Am 19.03.2018 wurde auf die IGMG Moschee in Ulm ein Brandanschlag verübt. Unbekannte haben mehrere Molotowcocktails auf die Fenster geworfen. Glücklicherweise konnten die Brandsätze die Fensterscheiben nicht durchschlagen. Der Angriff sei ein Protest gegen die türkische Intervention im syrischen Ort Efrîn gewesen, hieß es in Medienberichten. Zur Tatzeit befanden sich sechs Menschen im Gebäude.
„Der Schaden nach dem Anschlag lag bei 1.000 Euro. Doch es geht im Prinzip nicht um die Höhe des Schadens. In diesem Gebäude wohnen Menschen“, erinnert sich Murat Karadeniz, Vorstandsvorsitzende der Gemeinde. Die Nachbarschaft wurde auf die Tat aufmerksam und verständigte die Feuerwehr, sodass das Feuer schnell gelöscht werden konnte.
„Wir fordern die Sicherheitsbehörden auf, die Tat lückenlos aufzuklären und die Täter der Justiz zu übergeben“, erklärte Bekir Altaş, Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG). „Die Innenministerien der Länder und des Bundes stehen in der Pflicht, überzeugende Konzepte vorzulegen sowie geeignete Maßnahmen zu ergreifen“, so Altaş weiter.
Die Behörden ermittelten wegen versuchten Mordes und versuchter schwerer Brandstiftung. Vier Tatverdächtige wurden dann unter dringendem Tatverdacht verhaftet. Einer der Beschuldigten hatte die Tat gestanden. Zwei der Verhafteten waren 18, die beiden anderen 24 Jahre und 27 Jahre alt. Das Landgericht Ulm sah die Tatbestände des versuchten Mordes und der versuchten Brandstiftung als erwiesen an und verhängte Haftstrafen von drei Jahren, drei Jahren und neun Monaten sowie fünf Jahren und sechs Monaten
„Die Stadt hat uns besucht. Sie haben gesagt, dass es ihnen leidtut und es nicht wieder passieren soll“, erzählte Karadeniz gegenüber IslamiQ. Ihm zufolge habe die Stadt wenig getan, um den Schutz der Moschee zu gewähren, den Fall vollständig aufzuklären oder Maßnahmen zu erstellen, damit es nicht nochmal passiert.
„Fast jede Woche wird unsere Moscheen beschädigt“, so der Karadeniz weiter. Eingeschlagene Scheiben, rassistische Parolen an den Wänden oder Schändungen sind schon fast Alltag. Seit dem Anschlag rufen die Mütter jedes Wochenende bei den Lehrern an, ob ihre Kinder angekommen sind. Und umgekehrt rufen die Lehrer die Eltern an und fragen, ob die Kinder nach dem Unterricht zu Hause angekommen sind“. Es herrscht Unsicherheit. Die Gemeinde fühlt sich nicht sicher und wünschen sich viel mehr Unterstützung von der Stadt.
„Wir wünschen uns von unseren Nachbarn und der Stadt mehr Zusammenhalt. Wir müssen öfter zusammenkommen, nicht nur nach Anschlägen“, fordert Karadeniz. Die Gemeinde fühlt sich alleine gelassen – zumal die Anschläge auf die Moschee kein Ende nehmen. Vielmehr jedoch ist man enttäuscht, dass die Stadt Ulm weder Sicherheitsmaßnahmen angeboten hat, noch dass sie Lösungen aufgearbeitet haben.
„Jeden Tag komme ich in die Moschee und denke mir, was heute vielleicht passiert sein könnte“, erzählt die Besitzerin des Gemüseladens neben der Moschee. Für sie war es besonders schlimm, da sie ihren Lebensmitteladen direkt neben der Moschee führt und ihr Geschäft ebenfalls von dem Brandanschlag betroffen war. „Ich habe Wochen gebraucht, um den Anschlag zu verarbeiten. Ich denke nicht gerne zurück“, erklärt sie gegenüber IslamiQ. Wir sind hier eine Familie, aber ich habe das Gefühl, dass man den Wunsch auf Sicherheit nicht ernst nimmt. Meine Ängste von damals bleiben weiterhin.“