Corona-Krise

Gebetsruf als Zeichen der Solidarität

Während der Corona-Krise wird in der Duisburger Zentralmoschee der Gebetsruf öffentlich zu hören sein. Ziel ist es, ein Zeichen der Solidarität mit der muslimischen Gemeinschaft zu setzen.

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03
2020
Gebetsruf
Merkez-Moschee der DITIB in Duisburg-Marxloh © by Arne List auf flickr.com (CC BY 2.0), bearbeitet IslamiQ

Zum ersten Mal seit 12 Jahren ertönte der Gebetsruf vom Minarett der Duisburger Zentralmoschee. Die Moschee wurde 2008 eröffnet.

Die Vorsitzende des DITIB NRW-Landesverbands, Hülya Ceylan, teilte auf Anfrage mit, ein Angebot von der benachbarten Kirchen erhalten zu haben, öffentlich zum Gebet zu rufen. „Deutschlandweit haben die Kirchen begonnen, um 19:00 Uhr die Glocken zu läuten, um aufgrund der geschlossenen Gebetsräume ein Zeichen der Solidarität mit den Gläubigen zu setzen. Unsere benachbarte Kirche in Duisburg fragte uns, ob wir jeden Abend an dieser Aktion teilnehmen möchten. Wir haben zum Ausdruck gebracht, dass wir die muslimische Gemeinschaft durch den Gebetsruf spirituell unterstützen können.“

Ein Zeichen der Solidarität

Ceylan wies darauf hin, dass die Duisburger Zentralmoschee seit 12 Jahren ein Minarett hat, von diesen bisher aber nicht zum Gebet gerufen wurde. „Während des Ausnahmezustands aufgrund der Epidemie wird der Gebetsruf bei Muslimen in Duisburg und Deutschland ein gutes Gefühl hervorrufen“, so Ceylan. Nach dem Angebot der Kirche haben wir uns mit der Stadt Duisburg und dem Zuständigen für den Krisenstab zusammengesetzt und die Genehmigung eingeholt. Nun wird jeden Abend, um ein Zeichen der Solidarität zu setzten, der Gebetsruf ausgerufen.“

Der erste Gebetsruf in Duisburg habe bei den Muslimen positive Reaktionen hervorgerufen, so Ceylan. “Wir sind in einem Ausnahmezustand. Muslime können nicht in die Moschee, wir können nicht gemeinsam beten. Wir möchten damit der muslimischen Gemeinschaft Moral, Stärke und Trost vermitteln. Viele Muslime haben sich bedankt, dass sie in solchen schweren Zeiten dieses spirituelle Gefühl erleben durften.“

Vorbild für weitere Moscheen

Andere Moscheen in Deutschland und auch in Europa möchten nach diesem Vorbild ebenfalls den Gebetsruf einführen. „Dieses Projekt gibt es zur Zeit nur in Duisburg. Doch in anderen Städten könnte in Zusammenarbeit mit den Kirchen auch etwas gestartet werden. Die Moscheen können sich an lokale Institutionen wenden und eine Genehmigung einholen. Menschen sind momentan auf der Suche nach Möglichkeiten, die Moral der Gesellschaft zu stärken. Der Gebetsruf ist in diesem Sinne ein sehr wirksames Symbol“, so Ceylan.

Ab heute soll der Gebetsruf auch von der Moschee der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) in Hannover am Abend zu hören sein. Das wurde nach Angaben der Gemeinde von der Stadt genehmigt. IGMG-Generalsekretär Bekir Altaş zufolge kämpfen auch Muslime in Europa gegen die Ausbreitung des Corona-Virus. Der öffentliche Gebetsruf in Hannover und Duisburg ist ein Zeichen der Solidarität in Zeiten einer Krise. So möchten Moscheen ihren Mitgliedern „ein Gefühl der Sicherheit vermitteln“. „Ich möchte den Behörden, die diese Aktionen ermöglicht haben, danken. Ich denke, dass es in den kommenden Tagen auch in anderen Städten öffentliche Gebetsrufe geben wird“, so Altaş abschließend.

Gebetsruf in den Niederlanden

In den Niederlanden sind Gebetsrufe verfassungsrechtlich erlaubt, doch sie sind außerhalb der Moscheen seit langem nicht mehr zu hören. Grund dafür ist die steigende Islamfeindlichkeit. Die Religionsgemeinschaften vor Ort haben auf den Gebetsruf verzichtet, um potentielle Unruhen zu vermeiden. Im Land bedarf es keiner gesonderten Genehmigung für den Gebetsruf. In den kommenden Tagen sollen auch dort, vor allem in der IGMG Ayasofya Moschee in Amsterdam und in weiteren vier Moscheen, Gebetsrufe aufgrund der Corona-Krise zu hören sein.

Leserkommentare

Ramon sagt:
@Dilaver Çelik: Wenn die Leute hier alles Nazis sind dann bist wohl ein Taliban. Wer leise heulen soll ist der Muezzin. Das Gejaule verursacht Ohrenkrebs
11.04.20
12:18
Anonoyme sagt:
@Christin Danke besser hätte man es nicht beschreiben können!!! leider muss ich anonoym bleiben da in meiner nähe zuviel genannte Personen leben und ich mich mit meinem Kommentar nicht selber gefährden möchte was schon sehr traurig ist.
14.04.20
17:45
Johannes Disch sagt:
@Christin (09.04.2020) -- Was ihre Ausführungen zum Muezzin-Ruf betrifft: Er würdigt "unsweren Gott"-- womit sie wohl den jüdisch-christlichen meinen-- nicht herab. - "Glaubt ihr denn wirklich, die meinen unseren Gott??" (Christin) Ja, meinen sie. "Allah" ist einfach nur das arabische Wort für (den einen) Gott. Der Islam ist die dritte und historisch jüngste monotheistische Weltreligion und nach eigenem Verständnis die letzte Offenbarung. Im Islam gilt das Prinzip des "Tauhid", der Unteilbarkeit (des einen) Gottes. Mit der christlichjen Dreifaltigkeit kann der Islam nichts anfangen, erst recht nicht mit der Ansicht, Gott hätte einen Sohn gehabt. Juiden und Christen gelten als "Schriftbesitzer" und nicht als Atheisten (als solche gelten im Islam nicht-monotheistisch Gläubige). Juden und Christen haben zwar die richtige Botschafgtb erhalten, sie nur falsch interpretiert. Diesen Irrtum hat Gott nachj islamischer Ansicht durch den Propheten Mohammed korrigiert. -- Was Erdogan betrifft, da gebe ich Ihnen recht. Er baut die Türkei tatsächlich um zu einem autoritären Staat. -- Wir sollen zu unseren christlichen Wurzeln stehen?? (Christin) Man sollte nicht die eine Religion gegen die andere ausspielen. Unsere Werte sind säkular (Menschenrechte, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit). Und zu diesen (Grund)Rechten gehört auch Religionsfreiheit. Diese gilt auch für Muslime. Und der Ruf des Muezzin ist durch die Religionsfreiheit in aller Regel gedeckt. -- Es besteht der Plan, Europa zu islamisieren (Christinj) Gewisse Gruppen wollen das. Aber dafür gibt es die deutschen Sicherheitsbehörden. Der Großteil der hier lebenden Muslime leben ihre Religion friedlich.
16.04.20
11:01
Harousch sagt:
@Freiheit Zitate: „1. Von diesem vorhaben fühle ich mich in meinen Freiheit eingeschränkt. Ich fasse es nicht!!!!! 2. Leider werden dadurch die Rechten Politiker so wie die AFD mehr zulauf bekommen. Traurig!!!!! 3. Soweit darf es nicht kommen. Es ist ein falsch verstandener Toleranz.“ Zu 1. Inwieweit fühlen Sie sich in ihrer Freiheit beschränkt und wieso? Dann müssten Sie sich ebenfalls vom Glockenläuten der Kirchen, den Slogans der einzelnen Parteien vor diversen Wahlen oder etwa den Werbeplakaten unterschiedlichster Konzerne und Unternehmen sowie Parolen von demokratiefeindlichen Rechtsextremisten usw. in Ihrer Freiheit beschnitten fühlen? Zu 2. Übrigens um Sie zu beruhigen, sind die Zahlen der AfD-Wähler rückläufig, weil die meisten Menschen mit etwas Grips mittlerweile mitbekommen haben, dass diese Ansammlung von verfassungsfeindlichen Sprücheklopfern weder regierungstauglich noch in irgendeiner anderen sinnvollen Art und Weise nützlich für die Gesellschaft sein kann. Das zeigt die Corona-Krise ganz deutlich, denn ausser irgendwelche hirnrissige Verschwörungstheorien in die Welt zu setzen, können diese Nichts! Zudem verdeutlicht doch die Dikussion um den Ausschluss des rechten Flügels um Bernd Höckle, wie groß die Unzufriedenheit innerhalb der eigenen Reihen doch tatsächlich ist. Es geht ja nur darum im Gespräch zu bleiben und dennoch in absehbarer Zeit von der Bildfläche zu verschwinden! Zu 3. Bei diesem Thema geht es wie immer nicht um Toleranz, sondern worum es immer gehen sollte, ist die Akzeptanz! Wenn Menschen ihre Religion auf eine bestimmte Art und Weise praktizieren wollen, dann ist dies nicht zuletzt durch das Recht auf freie Religionsausübung gedeckt und insofern von dem Rest der Bevölkerung zu akzeptieren. Wenn Vegetarier, Veganer, Juden oder Muslime an einer Fleischkonsumhöhle oder auch Wurststand mit den ekelhaftesten Wurstsorten (Blutwurst, Leberkäse, Schweineohren, Schweinemagen), die es nur geben kann, vorbeilaufen und vom Gestank belästigt werden, dann ist auch hier von einer Akzeptanz Gebrauch zu machen. Wenn alle Muslime als Kopftuchmädchen und Messermänner bezeichnet werden, dann akzeptiert die Gesellschaft dies auch unter dem Deckmantel der freien Meinungsäußerung. Wenn ständig von Frauenunterdrückung und Schurkenstaaten geredet wird und das im gleichen Zug mit dem Islam in Verbindung gesetzt wird, dann akzeptieren wir dies ebenfalls als freie Meinungsäußerung. Besipiele dieser Art gibt es Tausende. Fazit: Dann werden Sie das Recht auf Religionsfreiheit und freie Religionsausübung nun auch akzeptieren müssen. Das verlangt das deutsche Grundgesetz Artikel 4, Absatz 1.... Für alle weiteren Fälle gibt es Ohropax!
18.04.20
10:57
Julia sagt:
Eine schöne Geste, v.a. auch, weil Glocken und Muezzin zur gleichen Zeit ertönen. Aber warum sollten die Glocken nur für die Christen und der Muezzin nur für die Muslime sein? Vielleicht könnte man es auch so sehen, dass es ein gemeinsames - ökumenisches - Einstehen für alle Menschen ist; unabhängig von deren Religion.
18.04.20
18:10
Horst Schlemmer sagt:
Heute ein Gebetsruf, morgen wird die Charia ausgerufen. Je toleranter eine Gessellschaft ist desto höher ist das Risiko, das sie von Intoleranten übernommen wird. Selbstverständlich wird jeder als Nazi beschimpft der es wagt diese Intoleranz zu benennen und zu kritisieren, da diesen Leuten zum einen der Intelekt sowie Argumente fehlen um eine sachliche Debatte zu führen. Die Geschichte zeigt das im Namen der Religion viele menschenverachtende Verbrechen begangen wurden. Egal ob z.B Hinduismus, Islam oder Christentum sowas hat niemandem aufgezwungen zu werden. Diesen Fanatikern darf kein Gehör und erst recht keine Bühne im öffentlichen Raum gegeben werden und jeder mit einwennig Gribbs durchschaut dieses geheuchel von Solidarität und Zusammnhalt.
27.04.20
18:23
Harousch sagt:
@Horst sagt: „ 1.Heute ein Gebetsruf, morgen wird die Charia ausgerufen. 2.Je toleranter eine Gessellschaft ist desto höher ist das Risiko, das sie von Intoleranten übernommen wird. 3. Selbstverständlich wird jeder als Nazi beschimpft der es wagt diese Intoleranz zu benennen und zu kritisieren, 4. da diesen Leuten zum einen der Intelekt sowie Argumente fehlen um eine sachliche Debatte zu führen.„ Zu 1. Alljene Menschen, ganz egal welches Background, ob gläubig, nicht-gläubig, hetero- oder bi- sowie homo- als auch asexuell leben gerne in Einklang mit der demokratischen Grundordnung, oder sagen wir mal wenn wir die ganzen Fundis, Rechtsextremisten und Nazis rausnehmen, dann der Hauptteil der hiesigen Bevölkerung. Und trotz ihrer komischen Einstellung zu irgendwelchen anderesdenkenden Menschen im eigenen Land ist diesen Radikalen dennoch bewusst, dass sie alle ihre Hirngespinste nur in einem demokratischen Staat (Zitat eines Künstlers: ....mehr oder minder demokratisch, denn nur und allein der Tod ist die reinste Form der Demokratie. Alles andere ist ein Abklatsch!) ausleben bzw. öffentlich kund tun können. In einem totalitären Staat würde man diese direkt ins Gefängnis befördern. Insofern ist die Ausrufung der Scharia „gegen“ die demokratische Grundordnung und insofern rechtswidrig und deshalb nicht vereinbar mit unserem Rechtssystem (zumindest nicht in der konservativen und für die damaligen Verhältnisse regulären Form) , wie etwa auch das absurde Gaukelbild der Reichsbürger sowie die Wahnvorstellungen der Nazibewegung um Alexander Gaukler. 2. Toleranz oder noch besser Akzeptanz heißt auch für einen selbst unangenehme Dinge auszuhalten, weil anderen genauso grundlegende Rechte zustehen. Das verlangt nunmal das BGB. Da kann man nun drüber diskutieren, aber Verhältnisse aus Animal Farm wären ein noch größerer Rückschritt. In den aktuellen Gesetzen müssen deshalb ethnische Eigenheiten der Minderheiten noch viel mehr Berücksichtigung finden, wenn man das BGB ernst nimmt. 3. Niemand wird als Nazi beschimpft, solange Minderheiten respektvoll und würdig behandelt sowie Themen sachlich benannt und diskutiert werden. 4. Die einzigen, welche zu keinster Zeit in der Lage waren, sind und jemals es sein werden sachlich zu argumentieren sind die Mitläufer auf Nazidemos, die übrigens die Coronakrise als einen Trick des Staates bezeichnen, damit diese Hirnamputierten sich auf den Demos nicht einstecken könnten. Nicht einmal das haben sie verstanden. Dabei denke ich, lasst sie doch bitte demonstrieren, dann sind wir diese Sozialschmarotzer, Nazibewunderer, Möchtegernmörder, Terrorliebhaber, Antisemiten und Islamfeinde doch bitte demonstrieren. Dann finden diese hoffentlich ein schnelleres Ende als sich weiterhin so zu blamieren.
03.05.20
18:48
Dany sagt:
Nein da kann man ja nur den Kopf schütteln wie unsere Religiöse zunichte bzw. Übeboten wird. Sehe das genau wie die meisten. Es ist unser Land unsere Kultur und was geschieht wenn Europäer in muslimischen Ländern eine Kirche eröffnen und jeder würde Vater unser beten man kriegt ja nicht mal ein Schweineschnitzel. Unglaublich !!! Beschwert man sich wird man als rechtsradikal beschimpft. Habe auch immer gemrint Corona schlägt auf die Lunge offenbar Macht es Hirntot. Musllme können sich integrieren wenn sie hier leben wollen. Mir fehlen die Worte da muß man durchdrehen 3mal am Tag pder wie lang das Geplärre als ob jemand grad den Hals zugedreht kriegt und verzweifelt nach Luft jault. Katastrophal eine wahre Provokation bis zum geht nicht mehr. Sorry nix gegen Glsuben aber wir sind ein christliches Land und müssen um unser Kultur und so weiter fürchten. Wer gegen meine Meinung ist def kann es tun. Ich steh zu dem. :(
21.07.20
9:36
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