Hilfsorganisationen befürchten eine Ausbreitung des Corona-Virus in dem Flüchtlingslager der Rohingya-Muslime. Einen ersten Fall gibt es bereits.
In der Nähe eines der größten Flüchtlingslager der Welt – bei den Rohingyas in Bangladesch – ist eine Frau positiv auf das neuartige Corona-Virus getestet worden. Es handle sich um eine 60 Jahre alte Frau, die zuvor aus Saudi-Arabien zurückgekehrt war, teilten die lokalen Behörden am Mittwoch mit. Die Frau lebt im Bezirk Cox’s Bazar, unweit des Lagers mit rund einer Million Flüchtlingen.
Die Behörden vor Ort teilten mit, Menschen, die kürzlich aus dem Ausland zurückgekehrt seien, dürften nicht mehr in das Lager. Auch alle Schulen seien geschlossen worden und die Flüchtlinge über Lautsprecher aufgefordert worden, zu Hause zu bleiben. Hilfsorganisationen dürften zurzeit nur noch die wichtigsten Programme in den Bereichen Nahrung, Gesundheit und Hygiene anbieten.
Der Bundesbeauftragte für weltweite Religionsfreiheit, Markus Grübel (CDU), warnt vor den dramatischen Folgen einer möglichen Ausbreitung des Corona-Virus im größten Flüchtlingslager der Welt. Wenn sich das Virus in dem Rohingya-Lager Kutupalong in Bangladesch ausbreite, drohe eine „riesengroße Katastrophe“, sagte Grübel am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin.
Zivile Helfer stellten ihre Arbeit in dem Flüchtlingslager bereits ein, um eine Ansteckung der Menschen zu vermeiden, erklärte Grübel. Die aktuelle Situation zeige erneut, dass der Status quo nicht hingenommen werden dürfe. „Dass eine religiöse ethnische Minderheit gewaltsam aus ihrer Heimat vertrieben wird, darf nicht folgenlos bleiben.“ Daher unterstütze er, dass Myanmar sich nun vor dem höchsten UN-Gericht verteidigen müsse, sagte der Beauftragte. Den Rohingya solle eine Rückkehr in ihre Heimat ermöglicht werden. Außerdem sei es wichtig, die noch in Myanmar lebenden Angehörigen der Minderheit zu schützen.
Auch Hilfsorganisationen befürchten nun eine Ausbreitung des Virus in dem dicht besiedelten Flüchtlingslager. Tausende Menschen könnten dann sterben, warnte das Hilfswerk Save the Children. Mitarbeiter der Organisation Care versuchten nun in Kursen über „Social Distancing“ und gründliches Händewaschen aufzuklären. Außerdem verteilten sie Handschuhe, Masken sowie Desinfektionsmittel.
Mehr als 700 000 Rohingya waren vor zwei Jahren innerhalb kurzer Zeit vor Militärgewalt aus dem Nachbarland Myanmar nach Bangladesch geflohen. UN-Ermittler sprechen von einem „anhaltenden Völkermord„- Die Angehörigen der muslimischen Minderheit werden in ihrem Heimatland seit Jahrzehnten diskriminiert. (KNA, dpa, iQ)