Rechtsextremismus

BKA sieht Rassismus nicht als Hauptmotiv für Tat von Hanau

Rassismus und Rechtsextremismus sollen nicht das Hauptmotiv des Attentäters von Hanau gewesen sein – so die Ermittler des Bundeskriminalamts (BKA).

30
03
2020
Hanau Mahnmal, Rassismus © Shutterstock, bearbeitet by iQ
Hanau Mahnmal, Rassismus © Shutterstock, bearbeitet by iQ

Ermittler des Bundeskriminalamts (BKA) stufen den Anschlag von Hanau nach einem Medienbericht nicht als Rassismus ein. Tobias R. habe seine Opfer ausgewählt, um größtmögliche Aufmerksamkeit für seinen Verschwörungsmythos von der Überwachung durch einen Geheimdienst zu erlangen. Eine typisch rechtsextreme Radikalisierung habe er nicht durchlaufen, berichteten WDR, NDR und „Süddeutsche Zeitung“. Ein Sprecher der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe wollte dies am Montag nicht kommentieren. Die polizeilichen Ermittlungen dauerten noch an.

„Gravierende Indizien für einen rassistischen Hintergrund“

Der rechtsextreme Terrorist war am 19. Februar spätabends durch das hessische Hanau gezogen und hatte neun Menschen mit Migrationshintergund erschossen. Später wurden der 43-Jährige und seine Mutter tot in ihrer Wohnung gefunden. R. hatte im Internet wirre Gedanken und abstruse Verschwörungstheorien sowie rassistische Ansichten verbreitet.

Generalbundesanwalt Peter Frank hatte die Ermittlungen noch in der Nacht übernommen. Von Anfang an hatte es geheißen, es gebe „gravierende Indizien für einen rassistischen Hintergrund der Tat“.

Das BKA ist von der Bundesanwaltschaft mit den weiteren Ermittlungen beauftragt. Den Medien zufolge soll die Einschätzung zu R. in einen Abschlussbericht einfließen, an dem derzeit gearbeitet werde.

Rassismus nicht dominierender Aspekt

Nach Auffassung der Ermittler sei Rassismus nicht der dominierende Aspekt in R.’s Weltanschauung gewesen, hieß es. Dieser habe sich vor allem in Verschwörungsmythen rund um Geheimdienste hineingesteigert und habe an Paranoia gelitten. Nachbarn und Bekannten sei R. nicht durch rassistische Äußerungen aufgefallen. Es seien auch keine Hinweise darauf gefunden worden, dass er sich mit rechter Ideologie oder mit Rechtsterroristen und deren Taten beschäftigt habe.

Die Abgeordneten des hessischen Landtags hatten vergangene Woche der Opfer der Gewalttaten von Hanau und Volkmarsen gedacht. Dies seien zwei Attentate gewesen, die das ganze Land erschüttert hätten, sagte Landtagspräsident Boris Rhein (CDU). „Zwei Attentate, die aber ganz besonders uns hier in Hessen auch zutiefst verunsichert haben, weil sie mitten unter uns geschehen sind. Zwei Attentate mit schrecklichen Folgen.“ (dpa/iQ)

Leserkommentare

Ethiker sagt:
Es ist kein Geheimnis, dass das BKA und auch das LKA bestimmte Denkfiguren leiten. Spätestens nach dem NSU müsste auch der letzte verstanden haben, dass es dem BKA und LKA, um ganz bestimmte Ziele geht 1. Sie formt ein positives Selbstverständnis der Mehrheitsgesellschaft aus, versucht ein Identität der Gesellschaft zu prägen als auch eine Zuschreibung auf Gruppen zu verfestigen. 2. Indem bestimmte Denkmuster wiederholt werden, soll ihre Richtigkeit bestätigt werden. 3. Hierduch 1) und 2) verspricht sich das BKA und die LKA mehr Zugriff auf Daten und Einfluss auf die Gesellschaft. Besonders interessante Daten sind Daten über Menschen mit Bezug zum Ausland oder abweichenden alternativen Ansichten. 4. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass der BKA und der LKA in Zusammenarbeit mit der Polizei versucht von bestimmten Gruppen nach 3) versucht so viele Daten wie möglich zu generieren. Auch mit der Absicht die Punkte in 1) zu erreichen. 5. Aus 1) bis 4) folgen dann die Verstärkung und Manifestierung von sozialdarwinistischen und rassistischen als auch nationalistischen und reaktionären Denkweisen und Identitäten, welche sehr weit unter Polizei, LKA und BKA verbereitet sind, wie spätestens der NSU- Prozess eindrucksvoll dokumentierte, als auch immer wieder von Berichten von Opfern zu hören sind. Man gewinnt bei den ganzen Berichten von Opfern schnell den Eindruck, dass jene Institutionen ihre Ansichten nachgeweisen und sehen wollen, Darunter auch die Ansicht, dass bestimmte Menschen und Gruppen mit Auslandsbezug und anderen Kulturpraktiken, mindestens ähnlich kriminell sein können wie die eigenen Vorgänger von BKA, LKA, Polizei und Gesellschaft in der NS- Zeit und darüberhinaus. Dieser Eindruck verfestigt sich bei jedem weiteren Bericht und den Aussagen des BKA, LKA oder der Polizei. Dass der Täter Tobias kein rassistisches Motiv haben soll, bestätigt die Analyse von 1) bis 5).
30.03.20
21:16
Lobbster B. sagt:
Tatsachenverdrehung sieht anders aus. Zufälligerweise wurden bei der Tat 10 Menschen, die zufällig den hiesigen Minderheiten angehörten zum Opfer eines Psychopathen. Das (kein rassistischer Hintergrund usw...) nimmt denen doch niemand wirklich ab, oder? Ein recht guter Trick, um von den Versäumnissen der Politik und Gesellschaft der letzten 50 Jahre abzulenken. In einem Land, in dem Naziparollen im Bundestag an der Tagesordnung gehören, bejubelt und besoldet werden und zwar nicht zuletzt seit der Einwahl von Nazisympathisanten, sind solche Psychopathen und Konsorten kein Zufall. Und doch, es war, ist und bleibt ein rassistischer Akt durch einen geistigßemotional verwahrlosten weißen Christen deutschen Ursprungs.
31.03.20
19:40