Nach Angaben von Bildungsministerin Stefanie Hubig steigt die Nachfrage nach einem Islamunterricht an rheinland-pfälzischen Schulen.
Die Nachfrage nach einem Islamunterricht an rheinland-pfälzischen Schulen steigt nach Angaben von Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD). Im aktuellen Schuljahr seien vier Schulen dazugekommen, sagte Hubig in einem Redaktionsgespräch in Mainz. Landesweit seien es damit 14 Grund- sowie sieben weiterführende Schulen. „Es wird tendenziell mehr, und das ist auch gut so“, sagte die Ministerin. „Ein Religionsunterricht im Hinterzimmer ist keine Alternative.“
Weil es noch keinen Vertrag des Landes Rheinland-Pfalz mit islamischen Religionsgemeinschaften gibt, werde derzeit bei einem bestehenden Elternwillen für den Islamunterricht nach Partnern vor Ort gesucht. Der Unterricht wird in Kooperation mit den lokalen muslimischen Ansprechpartnern auf Basis des staatlichen Lehrplans durchgeführt. Den Unterricht erteilen verbeamtete oder angestellte Lehrkräfte des Landes. „Wenn es mal eine Gesamtvereinbarung gibt, wird das einfacher, weil man dann landesweite Ansprechpartner hat.“
Wie der Vorstandsvorsitzende der SCHURA Rheinland-Pfalz, Akif Ünal, auf Anfrage mitteilte, sei grundsätzlich hoher Bedarf vorhanden. Das aktuelle Modellprojekt decke diesen allerdings nicht ab. Der islamische Religionsunterricht könne unter jetzigen Bedingungen nicht flächendeckend angeboten werden. „Auf ganz gesunden Beinen steht das Ganze noch nicht“ so Ünal. „Das Angebot ist verbesserungswürdig. Es muss evaluiert, erweitert und weiterentwickelt werden.“ Dieses sei nur in Zusammenarbeit mit islamischen Religionsgemeinschaften möglich.
Die islamischen Religionsgemeinschaften in Deutschland fordern seit langem eine statusmäßige und verfassungsfordernde Angleichung an die christlichen Kirchen. Als Zwischenschritt zu einem Grundlagenvertrag hat die Landesregierung in Rheinland-Pfalz gestern mit vier islamischen Religionsgemeinschaften eine Zielvereinbarung geschlossen.
Die Vereinbarung ist ein weiterer Schritt der Zusammenarbeit, bei der es auch um islamischen Religionsunterricht und einen Studiengang in islamischer Theologie gehen soll. Die vereinbarten Schritte sollen nach 18 Monaten geprüft und erst danach weitere Vertragsverhandlungen eingeleitet werden. Das Land verspricht, muslimisches Leben institutionell zu stärken. „Dieser Meilenstein zementiere den gegenseitigen Respekt und die Anerkennung“, so Schura-Vorsitzender Akif Ünal. Die „vertrauensvolle und nachhaltige Zusammenarbeit trage nun Früchte“ und man komme dem Ziel näher, das Leben in Rheinland-Pfalz aktiv zum Besseren mitzugestalten.
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) will die Debatte um die rechtliche Stellung der islamischen Religionsgemeinschaften weiter unterstützen. „Bei dem Ringen muslimischer „Verbände“ um ihre Rechtsstellung im säkularen Staat sind wir mehr als nur Beobachter“, sagte der Präsident des Kirchenamts der EKD, Hans-Ulrich Anke. Die EKD wolle „unterstützen, dass muslimische Gemeinschaften für ihr religiöses Wirken in gleichheitswahrender und freiheitsentfaltender Weise die Gewährleistungen des Religionsverfassungsrechts nutzen können“, sagte Anke weiter. Es gehe um eine „Bewährungsprobe des freiheitlichen Religionsverfassungsrechts“. Deshalb fordere die EKD sowohl den Staat wie auch die muslimischen Verbände dazu auf, die Gleichbehandlung der Religionsgemeinschaften nicht an „formalisierten Voraussetzungen“ scheitern zu lassen. (dpa, iQ)