Die Verbreitung von Corona in Indien hat die Hetze auf Muslime verschärft. Auf Twitter wurden zudem Hashtags wie #CoronaJihad oder #MuslimVirus gepostet.
Das Staatsbürgerschaftsgesetz in Indien hatte in den vergangenen Monaten für massive ablehnende Reaktionen bei Minderheiten gesorgt. Es diskriminiert Muslime, die aus mehrheitlich muslimischen Nachbarländern Indiens stammen. Sie sind von einer rascheren Einbürgerung ausgenommen, weil sie Muslime sind. Die Verbreitung von Corona in Indien hat die Hetzer auf Muslime verschärft. Auf Twitter verbreiteten sich Hashtags wie #CoronaJihad oder #MuslimVirus. Die Behörden werfen den aus dem Ausland eingereisten Muslimen vor, dass Virus eingeschleppt zu haben.
Covid-19 passe in die langjährige Propaganda der BJP und der extremistischen Hindugruppen, derzufolge die Muslime eine Art zerstörerischer Virus im hinduistischen Volkskörper sind, sagte der indisch-amerikanische Indienexperte Arjun Appadurai von der New York University dem „Time“-Magazin. Der BJP-Politiker Subramanian Swamy stellte Anfang April in einem Interview klar, dass der Verfassungsgrundsatz der Gleichheit aller Bürger nicht für Muslime gelte
Indien weist im internationalen Vergleich bislang eine geringe Zahl von Covid-19-Fällen auf. Am Sonntag waren es 3600. Experten fürchten aber, dass dem 1,3-Milliarden-Einwohner-Land eine Katastrophe droht, wenn die Zahl der Infektionen hochschnellt.
Generell fühlen sich viele Muslime in Indien zunehmend unwohl. Sie sind die größte Minderheit und machen rund 14 Prozent der Bevölkerung aus. Innenminister Amit Shah etwa nannte Muslime schon „Termiten“.
Die Wut der Bürger richtet sich auch gegen ein geplantes landesweites Bürgerregister (NRC). Dafür müssten die Einwohner Indiens nachweisen, dass sie rechtmäßige Bürger des Landes sind. Bisher gibt es ein solches Register nur im nordöstlichen Staat Assam. Innenminister Amit Shah hat angekündigt, die Registrierung bis 2024 flächendeckend vornehmen zu wollen.
Seit Monaten demonstrieren sie gegen das Einbürgerungsgesetz. Dieses erleichtert vielen illegal eingereisten Migranten aus drei mehrheitlich muslimischen Nachbarländern die Einbürgerung – sofern sie keine Muslime sind. Bei einigen Protesten gab es Gewalt und Tote. (KNA/iQ)