Rechtsextreme nutzen die Corona-Krise für Verschwörungstheorien. Sie geben Migranten die Schuld für die Ausbreitung des Virus.
Die Corona-Krise bietet Extremisten unterschiedlicher Couleur Anknüpfungspunkte für Aktivismus und Verschwörungstheorien. Nach Informationen aus Sicherheitskreisen gibt es aber auch in diesen Milieus in Deutschland sowohl Gruppen, die eine Gefährdung durch die Verbreitung des Virus grundsätzlich infrage stellen und als auch solche, die ihre Gesinnungsgenossen eindringlich vor den gesundheitlichen Risiken warnen.
Rechtsextremistische Gruppierungen in Deutschland üben dagegen Kritik an der Bundesregierung, der man vorwirft, die Deutschen nicht ausreichend geschützt zu haben. Gleichzeitig werden Migranten als angebliche Träger des Virus diffamiert. Unter sogenannten Reichsbürgern finden sich laut Sicherheitsbehörden auch antisemitische Narrative sowie die Theorie, das Coronavirus sei eigentlich eine Bio-Waffe.
Der Bielefelder Konfliktforscher Andreas Zick sieht wegen der Einschränkungen im Zuge der Corona-Krise ein erhöhtes Risiko von Gewalttaten. „Die Konflikt- und Gewaltforschung rechnet in Krisenzeiten mit solcher Gewalt, die sich vor allem gegen vermeintlich Schwächere richtet“, sagte er dem „Westfalenblatt“ Ende März: „Wir müssen sie ernst nehmen, und sie kann zunehmen, wenn die Krise sich verschärft und die Stresssituation durch die eingeschränkten Freiheiten das Erregungs- und Aggressionsniveau bei jenen steigert, die eh schon aggressiv gestimmt sind.“
Das Corona-Virus biete Verschwörungstheoretikern und Rechtsextremen ein optimales Betätigungsfeld, sagte der Konfliktforscher. Man müsse davon ausgehen, dass die Szene die derzeitige Verunsicherung in der Coronakrise ausnutze und versuche ihre Ideologien zu verbreiten. „Es ist ein soziales Phänomen. Wo die einen anderen helfen, versuchen andere ihren eigenen Vorteil zu sichern“, so Zick. (dpa, iQ)